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Pro und Contra: Kollegen in der Büroküche hinterherräumen?

Pro und Contra

Frage der Woche: Kollegen in der Büroküche hinterherräumen?

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    Auch mal den Teller des Kollegen in die Spülmaschine räumen oder nur den eigenen?
    Auch mal den Teller des Kollegen in die Spülmaschine räumen oder nur den eigenen? Foto: Adobe Stock

    Pro: Anderen hinterherzuräumen, das ist soziale Fellpflege

    Da schimmelt, keimt und kriecht was auf dem Küchentresen: Vor zwölf Tagen hatte sich der Rainer von der EDV einen Earl Grey in die Pantone-Tasse gegossen. Doch dann sein Heißgetränk vergessen. Kalt liegen gelassen, wegen: Betriebsnotfall! So steht man heute vor dem Henkelpott mit Pelz. Und vor einem ganz anderen Mahnmal aus Kuchengabeln, Kekstellern, Tabletts mit Suppenspritzern, Resten der vorgestrigen Kantinenpause. Was tun: Laut standpauken? Pädagogisch werden mit den Tätern? Nein. Seinen inneren Bürofrieden findet nur der Mensch, der den Stolz beiseite wischt. Also anderen – ab und an – hinterherräumt.

    Ja, es gibt Betriebsküchen, die gleichen Tatorten. Und wenn man sich ständig wie der letzte Meister Propper unter Krümelmonstern fühlt, dann darf man auch auf den Tisch hauen. Aber: Niemandem bricht ein Zacken aus der Gabel, wenn er ein-, zwei-, dreimal kurz beseitigt, was andere verbrochen haben. Teller abgeräumt. Spüle eingeräumt. Spuren weggewischt, als sei nichts geschehen am Tatort. Fall gelöst.

    Fühlt sich das nicht schön sauber an? Wie die schnellste Lösung für den inneren Frieden – und das Wohlbefinden der ganzen Crew? Nachsichtig einem lieben Kollegen mal hinterherzuräumen, das ist die zivilisierte Version vom Sich-Lausen unter Affen. Quasi wechselseitige soziale Fellpflege, aber – Gott sei Dank! – auf kultivierte Körperdistanz. Und für den Lerneffekt darf man dann ruhig einen sachdienlichen Hinweis fallen lassen – „Hab deine Tasse in die Spülmaschine. Falls du sie suchst, zwinker...“ Eine gute Kollegin wird den Wink verstehen und selbst einmal helfen, falls nötig. Denn: Die Tupperbox im Kühlschrank, „Weihnachtsgans, Dez. 23“, gehört die eigentlich ... Ihnen? (Felicitas Lachmayr)

    Contra: Unordnung in der Küche bietet viele Vorteile

    Wer kennt das nicht, der Kollege ist im Stress oder muss schnell zum Termin, stellt seine halb leere Kaffeetasse und den krümeligen Teller im Vorbeilaufen in der Büroküche ab und ist mit einem kurzen Tschüss schon raus bei der Tür. Dabei hatte ein netter Kollege vorher noch die Runde durchs Büro gemacht und benutzte Tassen von den Tischen eingesammelt.

    Genau da liegt das Problem: Auch im Büro herrscht ein endloser Kreislauf aus Ordnung schaffen und Chaos bekämpfen, an dem sich nicht jeder zu jeder Zeit in gleichem Maße beteiligen kann. Bevor man also mentale Strichlisten führt, wer wie oft die Tasse des anderen weggeräumt hat, kann man auch einfach mal die Unordnung akzeptieren, auch die bietet Vorteile.

    Wer Fehler sucht, findet ohnehin welche. Da hat man gerade seine liebste Kaffeetasse abgestellt, geht fünf Minuten aus dem Raum, schon hat sie der ordnungsliebende Kollege präventiv in die Spülmaschine gesteckt. Bedauerlich.

    Ordentlich aufgeräumte, ja fast schon sterile Büros gibt es doch zuhauf. Sicherlich, sie entsprechen der Norm, aber sind eben auch alle gleich. Und wer fühlt sich in einer Umgebung, in der alles bis auf die Pike sauber ist, schon wohl? Kommt da eine entspannte Gesprächsatmosphäre auf? Wie viel mehr Spaß macht es hingegen, Krümel über den Tisch zu schussern und ist sogar interaktiv. Das ist das Schöne an Chaos, es fördert Kreativität, Teamgeist und Geduld. Eine Meditationsübung für zwischendurch. Denn irgendwann kommt der Kollege zurück und räumt dann natürlich auch auf. Jetzt, wo er Zeit dafür hat. Anstatt immer hinterherzuräumen, einfach mal ein bisschen Zeit geben und auf den Lerneffekt setzen. Und im Notfall, wenn der Chef auf der Matte steht, helfen ja doch alle rasch zusammen wie die Mäuschen. (Kristina Orth)

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    1 Kommentar
    Thomas Keller

    Wer sich gern zum Lakai von anderen macht, dem ist mit dem Artikel wohl geholfen. In meiner früheren WG wurde das Geschirr und die Unordnung fotografiert und der Mitbewohnerin geschickt. Weggeräumt hat sie es selber. Ordnung am Arbeitsplatz ist der Grundbestandteil, so wie es dort aussieht, so arbeiten die da auch.

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