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Frage des Stils: Sind Weihnachtspullis tragbar oder unerträglich?

Pro und Contra

Sind Weihnachtspullis tragbar oder unerträglich?

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    Lustig oder albern, nett oder blöd, schick oder schauderhaft? Über Weihnachtspullis lässt sich streiten.
    Lustig oder albern, nett oder blöd, schick oder schauderhaft? Über Weihnachtspullis lässt sich streiten. Foto: WWF, dpa

    Pro: Der Weihnachtspulli nimmt den Ernst aus der Sache

    Hässlich, wird nur an wenigen Tagen im Jahr übergezogen und eigentlich auch nur, weil irgendwelche Briten oder Amerikaner mit dem Quatsch in den 80er Jahren begonnen haben. Es gibt Gründe (siehe Contra), warum man keinen Ugly Christmas Sweater tragen möchte. Aber man kann ja mit Vernunft einem auch wirklich alles vermiesen.

    Als ob die Leute zu Weihnachten nicht ohnehin jede Menge Schmarrn machen würden. Essen zu viele Vanillekipferl, rasen durch Kaufhäuser und durchs Internet, weil sie schon wieder zu spät dran sind und das Gesuchte schon von anderen gierigen Mitmenschen einfach weggekauft wurde, trinken viel schlechten Glühwein und wackeln dann wehklagend mit ihren dicken Köpfen, denken, sie könnten vor Jahresende schnell noch alles Unerledigte erledigen (als ob es nicht Gründe auch fürs Unerledigtkeitsein gäbe), streiten sich mit Oma … Ach.

    Hier nun kommt der hässliche Weihnachtspulli ins Spiel. Er nimmt den Ernst aus der Sache, weil man a) nicht mehr richtig ernst genommen wird und b) auch nichts mehr ganz so ernst nimmt. Es ist ein wenig so, als würde man mit Schlafanzug durch den Tag streunen, der Zeit etwas Gemütliches überziehen.

    Der Mensch im Weihnachtspulli stülpt sich mit dem Sweater wiederum etwas Weihnachtselfiges über, das ihn selten schräg glitzern lässt – vor allem natürlich, wenn noch LED-Lichter am Pulli hängen. Großartig, vor allem weil man ja die Weihnachtsbeleuchtung an Haus und Wohnung guten Gewissens nicht mehr anknipsen kann. Immer noch nicht überzeugt? Dann bitte kurz mal Augen zu, an den Auftritt von Colin Firth im „Bridget Jones“-Film im grünen Weihnachtspulli mit Elch denken. Wenn das kein Grund ist. (Stefanie Wirsching)

    Contra: Weihnachtspullis offenbaren die Angst vor einem unentspannten Fest

    Schlittschuhlaufende Rentiere, glitzernde Schneemänner, Elche aus Pailletten. Die Läden sind voll mit lustigen Weihnachtspullis. Vom Discounter bis zum Luxus-Label, alle haben die gestrickte Scheußlichkeit im Sortiment. Möglichst bunt und hässlich sollen sie sein und zeigen, wie humorvoll der Tragende doch auf Weihnachten blickt. Das Brimborium um Baumschmuck, Braten und Bescherung nicht ganz so ernst nehmen. Mit Trash gegen die Tradition. Am besten gemeinsam. Im Partnerlook. Oder mit einer Kollektion für die ganze Familie. Da wird gleich dem Vierbeiner noch ein Mäntelchen mit Geweih übergestülpt oder ein Weihnachtsmann auf den Rücken gebunden. Hihi. Ist doch witzig. 

    Ernsthaft? Es braucht einen lachenden Schneemann auf dem Pulli als Stimmungsaufheller? Da steckt doch mehr Ernsthaftigkeit als Ironie in den gestrickten Ungetümen. Die Angst vor einem unentspannten Weihnachtsfest ist offenbar so groß, dass man selbst vor diesem sinnlosen Trend nicht zurückschreckt. Mit dem falschen Motiv ist der Spaß dann auch schnell vorbei. Beim koksenden Weihnachtsmann, wie ihn der Einzelhändler Walmart auf den Pulli druckte, war die Grenze der gewollten Geschmacklosigkeit überschritten. So war das mit der „Weißen Weihnacht“ nicht gemeint, waren sich die Kunden einig und der Sweater flog aus dem Sortiment. 

    Dann doch lieber ein paar Weihnachtskugeln an den alten Strickpulli klammern – fürs gute Gewissen. Denn irgendwie ist es doch auch eher zynisch als ironisch, eine Billigklamotte zu kaufen, die einmal getragen im Schrank oder bei den Altkleidern landet, weil in der nächsten Saison das Motiv der Weihnachtsgans angesagter ist als das Rentier.

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