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Pro und Contra: Frage der Woche: Offen erzählen, wie man gewählt hat?

Pro und Contra

Frage der Woche: Offen erzählen, wie man gewählt hat?

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    Grüne oder CSU? SPD oder doch eine Kleinstpartei? Über die Wahl einer Partei lässt sich diskutieren. Man kann seine Entscheidung aber auch einfach für sich behalten.
    Grüne oder CSU? SPD oder doch eine Kleinstpartei? Über die Wahl einer Partei lässt sich diskutieren. Man kann seine Entscheidung aber auch einfach für sich behalten. Foto: Thorsten Jordan

    Pro: Eine rege Debatte hilft oft mehr als der Wahl-O-Mat

    Und, welche Partei hast du gewählt? Die Frage löst bei manchen Freundinnen und Kollegen Unbehagen aus. Möchte ich ungern verraten, Wahlgeheimnis und so. Ist ja auch nachvollziehbar, am Ende muss man sich unangenehme Fragen gefallen lassen oder wird für seine politische Haltung kritisiert. 

    Im schlimmsten Fall wird man für die nächsten fünf Jahre als grüne Ökotante, linker Träumer oder rechts-konservativer Populist abgestempelt. Mit der politischen Haltung ist es deshalb für viele wie mit Geld. Man spricht nicht darüber, man hat sie einfach. Im besten Fall. Niemand muss sich in Schubladen stecken lassen und verraten, für wen er stimmt und es gibt Situationen, in denen politische Diskussionen besser umschifft werden. 

    Gleichzeitig sollte sich niemand für die Wahl einer Partei schämen oder rechtfertigen müssen (solange diese nicht rechtsextreme oder menschenverachtende Positionen vertritt). Unterschiedlicher Meinung zu sein und Argumente auszutauschen, sind Grundlagen der Demokratie. Das kann unangenehm oder schwer zu ertragen sein, aber es belebt den Diskurs, auch über Parteien und deren Positionen. 

    Der offene Austausch darüber, wen man wählt, kann hilfreich sein. Vielleicht merkt man dann erst, dass man aus Gewohnheit wählt, was man immer wählt, ohne sich mit den konkreten Zielen der Partei auseinandergesetzt zu haben und diese vielleicht gar nicht mehr teilt. Vielleicht wird man sich im Gespräch erst klar, wen man wählen möchte. Eine rege Debatte hilft oft mehr als der Wahl-O-Mat. Am Ende muss man zu einer Entscheidung kommen. Am besten kann man sie begründen, dann muss man auch keine Angst haben, offen darüber zu reden. Vor oder nach der Wahl. (Felicitas Lachmayr)

    Contra: Politische Ansichten sind Privatsache

    Kennt das nicht jeder? Gerade war die Stimmung noch locker und gelöst, plötzlich kippt die Situation, weil jemand zu vorgerückter Stunde meint, seine politischen Ansichten kundtun zu müssen. Will man das wirklich alles wissen? Halten wir es also besser mit der guten alten englischen Small-Talk-Regel: Über Sex, Religion und Politik wird nicht gesprochen. 

    Politische Haltung ist Privatsache – und das gilt erst recht für die persönliche Wahlentscheidung. Es heißt ja nicht von ungefähr Wahlgeheimnis und nicht Wahl-Offenbarung. Dieses Recht auf politische Geheimniskrämerei ist vielmehr ein Gut, das man sich unbedingt bewahren sollte. Ja, auch ein bisschen aus Prinzip. Auch wenn gute Freunde natürlich ahnen, wo man in etwa politisch steht. 

    Wir leben in einer aufgeheizten Zeit, in der das Private als politisch gilt. Jede selbstgezogene Möhre ein Statement, das Fahren mit Verbrennermotor ein Standpunkt und sogar die Schweinshaxe im Bierzelt ein Politikum. Umso wichtiger, sich ein paar Rückzugsmöglichkeiten zu bewahren. Das soll nicht heißen, dass man politischen Diskussionen grundsätzlich aus dem Weg gehen sollte. Doch wo man, aus welchen Gründen auch immer, ein Kreuzchen auf dem Wahlzettel macht, geht niemanden etwas an. 

    Niemand sollte deswegen in eine Schublade gesteckt werden oder gar in eine Situation kommen, sich für seine Wahlentscheidung rechtfertigen oder verteidigen zu müssen. Es wird ohnehin schon viel zu viel in die Welt hinausposaunt. Deshalb: Schweigen ist in solchen Fällen Gold. (Doris Wegner)

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