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Pro und Contra: Frage der Woche: Im Zug fürs Oktoberfest vorglühen?

Pro und Contra

Frage der Woche: Im Zug fürs Oktoberfest vorglühen?

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    Das erste Bier schon im Zug leeren oder erst im Wiesnzelt bechern?
    Das erste Bier schon im Zug leeren oder erst im Wiesnzelt bechern? Foto: Swm/mvg

    Pro: Geld sparen und sich warmschunkeln

    Ein Hoch auf das Wegbier! Der Weg ist schließlich das Ziel, auch auf der Zugfahrt zur Wiesn. Zum einen senkt das Bierchen die Hürde der Scham, gesellig den Arm um die Schulter des Sitznachbarn zu legen und sich im Rhythmus des dahinwalzenden Regionalexpresses ins Glück für das Oktoberfestzelt warmzuschunkeln.

    Zum anderen aber, und das ist noch viel wichtiger: Man stört sich nicht mehr an den besoffenen Idioten in Tracht, die einem falsch, laut und ohne Taktgefühl "Layla" oder "Cordula Grün" oder "Anneliese" oder irgendeinen anderen Ich-nehme-einen-weiblichen-Vornamen-und-mache-ein-schlechtes-Lied-daraus-Wiesnhit ins Ohr grölen – man ist nun selbst einer. Wenn du sie nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihnen. Oder wie der assimilierte australische Wiesn-Local kauderwelscht: "Sörvüs! If you can't beat 'em, join 'em."

    Außerdem spricht auch sonst wenig gegen die ersten ein bis fünf Bier im Zug, allein mit Blick auf und in den eigenen Geldbeutel. Mit den bis zu 15 Euro für die Oktoberfest-Maß könnte man sich immerhin mit einem kompletten Kasten Bier die Lichter ausknipsen. Das wäre dem eigentlich angepeilten Wiesn-Erlebnis natürlich nicht zuträglich, mit der einen oder anderen Weghalbe könnte man sich aber tatsächlich die eine oder andere 15-Euro-Maß sparen.

    Dafür nimmt uns unser mittlerweile guter Freund, der Wiesn-Australier, verständnisvoll in den Arm und faselt etwas von "hit the ground running"; bei den Oktoberfest-Preisen ist ein fliegender Start in den Rausch nicht die schlechteste Idee. Und dann kann man gut angeheitert im Bierzelt wieder zum Schunkeln ansetzen und falsch, laut und ohne Taktgefühl mitgrölen: "DER ZUG HAT KEINE BREMSE!" (Dominik Durner)

    Contra: Nicht alle wollen am Massenbesäufnis teilhaben

    Bierflaschen kullern durch die Gänge, Suffköpfe fallen ungefragt auf fremde Schultern, torkelnde Trachtler krallen sich an Anzugträgern fest, hieven sich zur Toilette, speien aus der Zugtür oder dem Sitznachbarn direkt vor die Füße. Ach, so eine Zugfahrt zur Wiesn-Zeit ist schon was Feines. Besonders morgens, wenn sich die ersten Sauftrupps auf den Weg machen, auf der Fahrt fünf Bier zischen, das Abteil mit Hulapalu-Gegröle aufmischen und hacke sind, bevor sie über die Hackerbrücke in Richtung Festzelt wanken. 

    Da müssen die verschlafenen Seelen, die ungestört zur Arbeit fahren wollen, schon ein wenig Nachsicht haben. Wie sollen die Feierwütigen sonst an ihren Rausch kommen, bei den Maßpreisen? Vorglühen im Zug gehört halt dazu. Wer da Ruhe und Respekt fordert, bekommt höchstens ein bierfahniges Äändschullijung ins Ohr gelallt, während die Saufkumpanen So-ein-Tag-so-wunderschön-wie-heute hinterherquäken. 

    Aber mal im Ernst, zwischen Bavaria und Hackerzelt ist genug Platz, um sich mit Gleichgesinnten einen reinzuleeren. Man kann auch bei einer Runde übers Gelände vorglühen. Das Gebechere muss nicht schon auf dem Weg zur Wiesn beginnen und man muss auch nicht andere Mitmenschen nerven, die am traditionellen Massenbesäufnis nicht teilhaben wollen. 

    So richtig befreit fühlt sich das doch eh nicht an, sich im Zug die Kante zu geben, während andere in die Arbeit fahren und ihren Alltag bestreiten. Und überhaupt, wer schon angedüdelt ins Bierzelt stolpert, verpasst das Beste. Denn das Schönste am Rausch ist immer noch der Anfang. Wenn sich dieses Gefühl von leichter Wurstigkeit langsam breitmacht, will man doch schon auf der Bierbank schunkeln und nicht noch langweilig im Zug sitzen. (Felicitas Lachmayr)

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