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Foto: Christin Klose, dpa
Foto: Christin Klose, dpa

Freunde Umzugskisten schleppen lassen oder lieber Umzugshelfer beauftragen?

Pro und Contra
17.09.2023

Frage der Woche: Freunde bitten, beim Umzug zu helfen?

Von Paula Binz, Veronika Lintner

Beim Umzug in die neue Wohnung ist Hilfe gefragt. Einfach mal seine Freunde die Umzugskisten schleppen lassen oder doch lieber Umzugshelfer beauftragen?

Pro: Freunde können sich am Das-bleibt-hier-Stapel bedienen

Wenn sich Freundinnen oder Freunde nur melden, wenn sie etwas brauchen, ist das natürlich nervig. Besonders dann, wenn es um eine solch unliebsame Hilfe wie das Schleppen von Umzugskartons geht. Wer selbst vor einem Umzug steht, kann die Gelegenheit auch mal nutzen, um zu reflektieren: Bin ich im Freundeskreis jemand, der bereitwillig hilft und da ist, wenn es drauf ankommt? Der auch in schwierigen und stressigen Lebensphasen zur Seite steht und sich nicht nur beim gemeinsamen Feierabendbier oder auf der nächsten Party blicken lässt? 

Wer diese Fragen mit einem klaren Ja beantworten kann, braucht sich nicht davor scheuen, Freunde darum zu bitten, beim Umzug zu helfen. Freundschaften sind schließlich auch dafür da, dass man sich gegenseitig unter die Arme greift. Getreu dem Motto: Eine Hand wäscht die andere. 

Damit sich die Liebsten nicht zu sehr aufopfern müssen, gibt es außerdem viele Möglichkeiten, wie die gemeinsame Mammutaufgabe angenehmer werden kann. Wenn die Kisten bereits vor Erscheinen der privaten Umzugshelfer gepackt wurden, dann erledigt sich das Schleppen mit einigen helfenden Händen meist schneller als gedacht. 

Außerdem kann man einen Das-bleibt-hier-Stapel richten, von dem sich Freunde bedienen dürfen. Wenn dabei alte Fotos und längst vergessene Gegenstände hervorkommen, lässt sich gleich noch ein wenig in Erinnerungen schwelgen. Und damit der Umzug nicht nur mit einem weinenden, sondern auch mit einem lachenden Auge über die Bühne geht, gibt es am Abend für alle Pizza, Bier oder Wein. So kann aus der Mithilfe gleich eine gebührende Abschiedsparty werden. (Paula Binz)

Contra: Das sollte man nur den Schlepp-Profis überlassen

Das altgewohnte Leben stapelt sich im Flur, ein Bauklötzchen-Feld von 57 Pappkartons. Hier die Kiste mit Omas Erbgeschirr und dem Thermomix, dort die Tasche mit den selbst gestrickten Socken, da die Box mit den Kindheitsfotoalben. So ein Umzug bedeutet, sein Leben zu verfrachten, über Kilometer und manchmal Grenzen. Muss man dafür seine besten Freunde als Transporthelfer verpflichten? Weil der Moment, ja der Job so intim ist? Nein. Gerade weil die Ladung so kostbar ist und die Freundschaft auch, sollte man das den Schlepp-Profis mit dem dicken Bizeps überlassen. 

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Eine Bitte unter Freunden ist die Wette darauf, dass Leistung ohne großes Gedöns mit Gegenleistung vergolten wird (Babysitting des Erstgeborenen, Begonienbegießung bei Urlaubsabwesenheit, Beglaubigung eines Alibis bei kriminellen Verstrickungen). Und ja, wahre Freunde gewähren eine große Bitte, geben, nehmen, helfen, schwitzen für einander. Aber was, wenn die Freundschaft an einem Umzug zerbricht? Knacks in der Liebe nur wegen Knacks im Kallax-Regal? Wegen Nörgelei beim Tetris-Spiel am Kofferraum? Wegen Bandscheibenvorfall vom Schleppen des Lattenrostes in Stockwerk vier? 

Wer die Mittel hat, darf die Transportwirtschaft ruhig ankurbeln. Diese Packer wissen, wie man einen Sprinter zur Rushhour in Parklücken zirkelt. Sind Meister im Verladen, kennen die wahren Belastungsgrenzwerte für Umzugskartons. Es ist ein professionelles, tragfähiges Verhältnis. 

Also: Noch einmal den Staub aus den Ecken seines alten Lebens wischen, in der alten Wohnung. Und dann staunen, wie alles in der neuen seinen Fleck findet. Auch die alte Freundschaft findet so ganz unbeschadet im neuen Leben ihr Plätzchen. (Veronika Lintner

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