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Foto: Adobe Stock
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Bei einer Stadtführung oder auf eigene Faust fremde Orte erkunden?

Pro und Contra
13.08.2023

Frage der Woche: Fremde Orte mit einer Stadtführung erkunden?

Von Felicitas Lachmayr, Stefanie Wirsching

Unbekannte Orte wollen erkundet werden. Aber wie? Sich einfach treiben oder lieber vom Stadtführer leiten lassen? Unsere Autorinnen sind unterschiedlicher Meinung.

Pro: Stadtführungen geben schnelle Orientierung im Unbekannten

Auf eigene Faust die Stadt erkunden, durch hübsche Gässchen flanieren, sich ins Unbekannte stürzen und überraschen lassen. Klingt nach Freiheit und Abenteuer. Gähnend langweilig dagegen die Vorstellung, in einer Touristenherde dem Stadtführer hinterherzutrotten (oder ihm gar auf einem fahrbaren Untersatz zu folgen), sich mit Namen und Jahreszahlen berieseln zu lassen, um sie im nächsten Moment wieder zu vergessen, weil Urlaub, Abschalten und so. 

Aber mal ehrlich, meistens verläuft die individuelle Erkundungstour doch so: Man irrt ahnungslos umher, blättert genervt im Reiseführer oder glotzt aufs Handy, um nach der hundertsten Google-Rezension doch im nächstbesten Touri-Restaurant zu landen. Spätestens dann sehnt man sich nach einem Ortskundigen, der die Richtung vorgibt, die schönen Ecken kennt und weiß, wo es schmeckt. 

Also lieber gleich eine Stadtführung buchen und sich leiten lassen. Direkt am ersten Tag, dann steckt man noch im Alltagsmodus und schafft es auch pünktlich zum Treffpunkt. Nach zwei Stunden sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgeklappert, und man hat im besten Fall noch ein paar lustige Anekdoten gehört, die hängen bleiben. Stadtführungen geben schnelle Orientierung im Unbekannten. 

Beste Grundlage, um danach auf eigene Faust herumzugeistern. Mit ein paar Anlaufstellen im Kopf und hilfreichen Tipps vom Stadtführer flaniert es sich deutlich entspannter. Da vorn war doch diese hübsche Plaza. Ach, und drei Straßen weiter müsste das Restaurant sein, das der Guide empfohlen hatte. Sollte es doch langweilig werden, kann man immer noch gehen. Peinlicher Moment, aber was soll’s, man ist im Urlaub und zu nichts verpflichtet. (Felicitas Lachmayr)

Contra: Fremdbestimmt durch die Fremde laufen ist zu viel fremd

Stadtführungen können eine ganz großartige Sache sein. Maximales Wissen to go, minimale Gefahr sich zu verlaufen. Man erfährt Sachen, von denen man vorher gar nicht wusste, dass man sie gerne wissen wollen würde. Der einzige Haken an guten Stadtführungen, von den nicht so guten soll hier gar nicht die Rede sein, ist der, dass sie sehr oft zum falschen Zeitpunkt stattfinden: nämlich im Urlaub! 

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Der Zeit also im Jahr, in der man in den Tag einfach mal so hineinleben möchte. In der man sich nicht um zwölf Uhr an irgendeiner Piazza oder einem Place treffen möchte beziehungsweise da gerne auch erst eine halbe Stunde später erscheinen würde, weil man sich nach kurzer Überlegung doch für den zweiten Milchkaffee oder Cappuccino entschieden hat und auf dem Weg noch an einem Schaufenster vorbeigelaufen ist, das man gerne ein wenig länger angeschaut hätte. Aber da ist nun mal dieser Termin. 

Schafft man es doch, muss man bereit sein, als Fremder in der Fremde fremdbestimmt durch fremde Gassen und Straßen zu gehen. Das ist zu viel fremd. Hingegen: Flaniert man durch eine fremde Stadt, erkundet man das Fremde im eigenen Tempo, macht sich gedankenschlendernd vertraut mit dem, was einen interessiert, bleibt stehen, wo man möchte, trinkt vielleicht gar einen dritten Cappuccino. Verläuft sich vielleicht auch. 

Diese Wege bleiben im Gedächtnis, weil es die eigenen sind, absolviert im eigenen Tempo. Am Ende weiß man nicht ganz so viel, aber was erinnern Sie noch von Ihrer letzten Stadtführung? Andere Idee daher: sich mal das Vertraute vom Fremdenführer erklären lassen. Auch die eigene Stadt ist einem meist fremder, als man denkt. Seine eigenen Wege hat man dort aber schon … (Stefanie Wirsching

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