i
Foto: Christin Klose, dpa
Foto: Christin Klose, dpa

Trotz Hitze joggen gehen oder das Training lieber ausfallen lassen?

Pro und Contra
25.08.2023

Frage der Woche: Bei Hitze Sport machen?

Von Doris Wegner, Richard Mayr

Bei 30 Grad im Schatten gehen die meisten lieber baden statt joggen. Sollte man sich trotzdem aufraffen oder das Training lieber ausfallen lassen?

Gegen Sport bei Hitze spricht nichts: So schnell verdurstet man nicht

Zu feucht, zu trocken, zu kalt, zu heiß: Es gibt so viele Gründe, den Sport einfach Sport sein zu lassen und zu Hause zu bleiben. Der innere Schweinehund kennt sie alle, und dazu liefert das Netz dann auch noch reichlich Unterstützung. Irgendwer warnt immer: Hitzewelle, Kreislaufprobleme, Dehydration, Überlastung, Gefahr. 

Wer nicht trainiert ist, sich und seine sportlichen Grenzen nicht kennt, sollte tatsächlich nicht dann mit dem Sport anfangen, wenn die Witterung für zusätzliche Belastung sorgt. Aber deshalb sind 31 Grad bei schwüler Witterung mittags keine lebensbedrohlichen Bedingungen für diejenigen, die das regelmäßig machen. Unser Sommer mag sich heiß anfühlen. Aber so lange das Thermometer nicht in südspanische Bereiche steigt, ist das für trainierte Sportlerinnen und Sportler noch harmlos.

Davon darf man sich nicht abschrecken lassen. Je schneller man auf dem Rennrad unterwegs ist, desto stärker kühlt der Fahrtwind. Gleichzeitig gilt aber auch, je schneller man fährt, desto größer ist die Belastung. Man pendelt sich fast schon automatisch auf dem angenehmsten Tempo ein. Wenn es ein paar Meter bergauf geht, bekommt man die volle Dosis Sommer und schwitzt wie in der Sauna – ohne Eintritt dafür bezahlen zu müssen. 

Auch vor einem Läufchen um die Mittagszeit muss man sich nicht fürchten, wenn man das regelmäßig macht. So schnell verdurstet man nicht. Ansonsten gibt es Trinkflaschen und Isogetränke – sinnvoll bei allen längeren Strecken. Als Belohnung gibt es zum Ausgleich Erfahrungen, die hängen bleiben, wenn der Wald nicht der kühlste, sondern der anstrengendste Teil von allem war, weil er heiß und feucht war wie ein tropisches Gewächshaus. 

Wer sich einen Hitzschlag ersporteln will: Auf die Plätze, fertig, los!

Manchmal muss man durchaus auch bei großer Hitze einen Spurt einlegen. Zum Beispiel, wenn der Zug gleich abfährt und man spät dran ist. Aber freiwillig Sport bei Temperaturen über 30 Grad? Das ist unverantwortlich. 

Lesen Sie dazu auch

Manche müssen es sich ja beweisen und auch bei sengender Mittagshitze eine Joggingrunde durch die Stadt einlegen oder einen Gegner auf dem Tennisplatz niederkämpfen. Spricht für eiserne Disziplin, vielleicht auch für ein hitziges Gemüt, in jedem Fall aber für ein zweifelhaftes Körperverständnis. Sport soll schließlich einen positiven Effekt haben und nicht das Gegenteil bewirken. Und das ist der Fall, wenn sich der Mensch im wahrsten Sinn heiß läuft. Wer sich also unbedingt einen Hitzschlag ersporteln will: Auf die Plätze, fertig, los! 

Die Hitze der letzten Tage ist für den Kreislauf belastend genug, man hechelt sich mehr durch den Alltag, als dass man ihn beschwingt und voller Elan meistert. Wer da noch eine sportliche Belastung draufsetzt, tut sich nichts Gutes, vergisst vielmehr, dass die körpereigene Klimaanlage bereits im Normalbetrieb überlastet ist. 

Die Deutschen sind zu faul. Bewegungsmuffel sogar, das haben Wissenschaftler der Nation kürzlich erneut um die Ohren geschlagen. Bei diesen Temperaturen aber sind die Couchpotatoes, die sich Churchills Lebensweisheit „no sports“ zu eigen machen, ausnahmsweise klar im Vorteil. 

Schauen wir in den Süden, zu den Hitzekünstlern. Da werden in den Mittagsstunden die Rollos heruntergelassen und die brütend heißen Stunden bei einer Siesta ausgesessen – und in alter Frische dann der Abend zum Tag gemacht. 

Facebook Whatsapp Twitter Mail