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Pro und Contra: Frage der Woche: Auf Prinz Harrys Seite stehen?

Pro und Contra

Frage der Woche: Auf Prinz Harrys Seite stehen?

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    Gerade multimedial präsent: der britische Prinz Harry.
    Gerade multimedial präsent: der britische Prinz Harry. Foto: Kirsty Wigglesworth/AP, dpa

    Pro: Privatangelegenheiten medial ausschlachten? Prinz Harry hat es von seinen Eltern gelernt

    Natürlich ist es nicht die feine englische Art. Aber ein großer Hilfeschrei! Und dieser ist mehr als nachvollziehbar. Was Prinz Harry gerade in alle Öffentlichkeit hinausposaunt, ist das tragische Finale eines langen Kampfs um Liebe und Anerkennung. 

    Wenn man mal davon absieht, dass Harrys Familie zu den mächtigsten der Welt zählt und eine Königswürde für sich in Anspruch nimmt, müsste man zu dem Schluss kommen, dass dieser Prinz aus einer Problemfamilie stammt. Die Fakten sind mehr als bekannt: Die Mutter gestorben als er noch ein Kind war, ein Vater, der anzweifelt, ob dieser Sohn überhaupt von ihm ist, das Hickhack der Eltern in aller Weltöffentlichkeit, deren Affären. Dazu nie eine Chance auf Privatheit. Die Zwänge, die Pflichten, die Firma, die über allem steht... Das kann man mal gründlich satthaben. Und das kann man auch in die Welt hinausschreien. Warum eigentlich immer alles unter dem Deckel halten? 

    Welcher Familienkonflikt wird schon nach allen Regeln der Höflichkeit ausgetragen? Na klar fällt das Verständnis für Harry leichter, wenn man nicht selbst gegen das royale Schienbein getreten wird – und die halbe Welt nun intime Familienangelegenheiten diskutiert. Aber da Harrys Leben immer schon in der Öffentlichkeit stattfand, ist es sogar nur konsequent, dass er seinen Frust und Furor ebenfalls medial ausschlachtet. Wie das geht, konnte er schließlich von seinen Eltern jahrelang abschauen. 

    Nun gut, der Nebeneffekt ist für ihn finanziell nicht ganz unangenehm. Nun profitiert halt mal er von seinem Marktwert – und nicht der nächste selbst ernannte Hofberichterstatter. Respekt, wer’s selber macht! (Doris Wegner)

    Contra: Ein unwürdiges Schauspiel mit Fremdscham-Effekt

    Es gibt Dinge, die will man eigentlich nicht wissen. Aber einmal aufgeschnappt, kleben sie sich wie Saugwürmer an die Gehirnwindungen. Schwer wohl zu vergessen jedenfalls, dass die Entjungferung des Prinzen Harry auf einem Feld hinter einem Pub passierte und die Frau ihm danach den Po versohlte ... Später hat es den Po noch einmal übel erwischt, das war, als ihn sein Bruder im Streit auf den Boden geschubst hat und er auf den Hundetrog gefallen ist, der eben jenen Po durch die Scherben verletzte. 

    Armer Harry, und auch gemeint und jetzt nicht nur so süffisant dahingeschrieben, armer Harry. Weil: Wenn das alles jemand glaubt, erzählen zu müssen, und zwar nicht nur seiner Partnerin oder seinen Freunden, nüchtern und nicht trunken, dann ist er auf jeden Fall arm dran. 

    Aber, und darum geht es ja, muss man, wenn man private Geschichten erzählt, nicht auch immer die Anderen mitdenken? Andere Wahrheit? Und nein, es geht hier nicht um die englische Monarchie, weil die einem ja als Festland-Europäer schnurzpiepegal sein kann, sondern darum, dass all dies ein unwürdiges Schauspiel ist. Und dass derjenige, der sich als Opfer fühlt, es auch sein mag, sich das Recht nimmt, alle anderen auch endlich auf den Po zu schubsen – was wiederum okay wäre (aber bitte auf Hundetröge aufpassen), wenn nicht die Weltöffentlichkeit zum Zeugen gemacht würde. 

    Klingt jetzt natürlich nach gesellschaftlichem „Das macht man doch nicht“-Empören, aber das Unbehagen, die Fremdscham kommt ja nicht von ungefähr: Eine unappetitliche Sache bleibt eine unappetitliche Sache. Und Indiskretionen Indiskretionen. Vergessen Sie das alles hier also bitte schnell – wenn Sie noch können! (Stefanie Wirsching)

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