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Pro und Contra Dschungelcamp: Ist das Format am Ende?

Pro und Contra

18 Jahre Dschungelcamp – ist das Format am Ende?

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    Wer will hier raus? Das RTL-Dschungelcamp läuft wieder.
    Wer will hier raus? Das RTL-Dschungelcamp läuft wieder. Foto: Boris Breuer/RTL, dpa

    Einmal im Jahr schickt der Privatsender RTL zehn bis zwölf mehr oder weniger bekannte Menschen aus Deutschland in den australischen Dschungel. Sie müssen unter Entzug von Essen und unter ständiger Überwachung bestehen und dann auch noch verschieden mehr oder weniger eklige Aufgaben lösen. Für Zuschauer ist das alles seit Jahren unterhaltsam, oder? Unsere Autorinnen streiten, ob das Dschungelcamp sich nicht doch schon längst überholt hat.

    Für ein Aus des Dschungelcamps: Es wird Zeit, dass Gras über das Dschungelcamp wächst

    Sam? Wer ist eigentlich Sam? Und wer ist Yeliz? Ach, die Ex-Freundin von Jimi Blue Ochsenknecht. Hat man allmählich nicht genügend C- bis Z-Promis würgen, röcheln, hadern, ablästern, hyperventilieren, zicken, zanken, und zetern, verzweifeln, schnappatmen und schmollen, kotzen und vor allem heulen gesehen?

    In der 18. Staffel des Dschungelcamps wirkt nun alles ein wenig müde, die Mechanismen sind ohnehin längst bekannt. Der oder die Schwächste in der Gruppe wird vom Publikum zur Dschungelprüfung geschickt, wie armselig. Dann hebt sich der Vorhang für Kakerlaken, Ratten, Spinnen, es muss in Innereien nach Sternen gewühlt werden.

    Schon klar, das Dschungelcamp war noch nie für den intellektuellen Austausch am Lagerfeuer über Brehms Tierleben bekannt, der Ekelfaktor gehört zum Konzept. Die besten Dschungelzeiten sind aber vorbei: Costa Cordalis als Dschungelkönig war groß. Köstlich, wie Caroline Beil, genannt das Hackebeilchen, mit Carlo Thränhardt über die anderen Teilnehmer ablästerte. Helmut Berger, der mit Schmäh Kommentaren – „jetzt wird’s gewöhnlich“ – aus der Hängematte lancierte. Und nicht zu vergessen, Désirée Nick, genannt die Dschungelschlange, die sich mit Isabel Varell minutenlang so lautstark zoffte, dass sogar die australischen Würgefeigen Angst bekamen.

    Nun also die sympathische Lili Becker – qualifiziert weil Model, Ex-Frau und Teilnehmerin der Einzel-Wok-WM für die Niederlande. Dazu Yeliz, die keiner kennt, die aber wiederum Boris Becker nicht kennt und deswegen gar nicht weiß, warum Lilly Becker gerade neben ihr sitzt. Wenn die Stars nicht mal mehr die anderen Stars kennen, wird es Zeit, dass Gras über das Dschungelcamp wächst. Hohes Gras. (Doris Wegner)

    Bitte weiter mit dem Dschungelcamp: Es bleibt herrlich

    Hier jetzt erst einmal eine Kostprobe für alle jene, die schon beim Gedanken an das Dschungelcamp einen Würgereiz verspüren, als müssten sie gleich einen Känguru-Anus verspeisen. 18. Staffel, vierter Tag, Langeweile kriecht durchs Camp, dem einstigen Zehnkämpfer Jürgen Hingsen krabbelt ein Gedanke durch den Kopf. Das sei ja hier wie „Warten auf Godot“. – „Warten auf, was war das? To Do?“ – „Nee“, sagt Hingsen: „Das ist ein Buch.“ Bekenntnis von Mitcamper Sam Dylan: „Also ich habe noch nie ein Buch gelesen, nur Bravo und Gala“. Hingsen: „Ach so, ich war zweimal Deutschlands schönster Mann in der Bravo!“

    Leute, Leute, absurdes Theater bei RTL! Und wir stehen jetzt erst ganz am Anfang der Staffel, wo die Erwartungshaltung so groß ist wie die Verklärung der Vorgängerstaffel. Pizzagate, „The regel ist the regel“, und Helmut Berger, der in der Hängematte raunt: „Jetzt wird's gewöhnlich.“ Ach, war das nicht herrlich? Warum soll dieses Format also nun am Ende sein? Weil man die Ekelprüfungen schon kennt, nicht aber die Stars, die RTL gerne aus anderen Reality-Sendungen castet, Sam also wer?

    Nein, das ändert nichts am Erfolg der Show, in der die Zuschauer mit feinem Gespür jene gewinnen lassen, die sich selbst zeigen – und dabei als überraschend nette Pappenheimer entpuppen. Star hin oder her. Das macht den Reiz aus oder wie es auch der Kritiker Roger Willemsen in seiner Betrachtung der Show einst formulierte: Nur noch selten sei im Fernsehen der Mensch ein Ereignis. Auch beim 18. Mal hat sich daran nichts geändert, warten die Stars auf to do, wird Camperin Lilly Becker nach ihrem Exmann Boris gefragt. „Was hat der gemacht?“ Vielleicht war auch der ja mal in der Bravo … (Stefanie Wirsching)

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