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Pro und Contra: Die Frage der Woche: Twitter-Account jetzt löschen?

Pro und Contra

Die Frage der Woche: Twitter-Account jetzt löschen?

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    Elon Musk hat den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen.
    Elon Musk hat den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen. Foto: Adrien Fillon/ZUMA Press Wire, dpa

    Pro: Es ist ein guter Zeitpunkt, aus der Twitter-Bubble herauszukommen

    Eine Plattform, auf der neben ein paar politischen Debatten vor allem die Selbstbeweihräucherung im Mittelpunkt steht, hat nun an der Spitze einen Selbstdarsteller wie er im Buche steht: Elon Musk. Nach dem Kauf für 44 Milliarden US-Dollar feuerte Musk zunächst das Top-Management und ernannte sich selbst zum Direktor. Danach sorgte er für die nächste Debatte: Der sogenannte "blaue Haken", der Verifizierungshaken (oder auch: Ich-bin-wichtig-Haken), der die Echtheit des Kontos belegt, soll kostenpflichtig werden.

    Wie sich Twitter verändern wird, ist schwierig abzusehen. Klar ist, Musk und

    Zweifelsohne gibt es auch wichtige Inhalte auf der Plattform. Denken wir an #MeToo oder Bilder aus dem Iran oder der Ukraine. Dass es dafür noch keine Alternative gibt, ist schade. Mastodon ist bei weitem noch nicht bekannt und gut genug. Twitter ist nicht "die Gesellschaft" und als soziales Medium völlig überbewertet. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um auszusteigen.(Manuel Andre)

    Contra: Es wäre unverantwortlich, den Twitter-Account jetzt zu löschen

    Twitter ist wie eine Familienfeier im digitalen Wohnzimmer. Man weiß schon ungefähr, was einen erwartet – thematisch geht es mal um Politik, mal um Sport, mal um das TV-Programm. Es gibt die Lauten und Leisen, die Lustigen und Ernsten, die Selbstdarsteller und Beobachterinnen, die Juristinnen und Mindestlöhner. Nun hatte Elon Musk – in diesem Beispiel wohl der etwas schrullige Onkel – die Idee, die Familienfeier diesmal selbst zu veranstalten und alles anders zu machen.

    Wir Menschen neigen dazu, Dinge, die wir ganz okay fanden und die sich dann verändern, erst mal doof zu finden. Musk will sich nach eigener Aussage für mehr Meinungsfreiheit und gegen die vielen Fake-Accounts auf Twitter einsetzen. Da fällt es erst mal schwer, das doof zu finden. Doch die Realität sieht anders aus. Sogar ziemlich doof ist nämlich, dass sich in den Stunden nach dem Twitter-Kauf die Zahl der Tweets, die ein N-Wort enthielten, verfünffachte und dass Musk selbst bereits einen Link mit kruden Verschwörungstheorien teilte. Viele Nutzerinnen und Nutzer befürchten daher, dass Twitter zum Sammelbecken für Hass und Hetze verkommt; dass Musk im übertragenen Sinn also munter völlig unbekannte Menschen zur Familienfeier einlädt, die im Wohnzimmer betrunken ihre Stammtischparolen mit leichtem Hang zum Rassismus herumgrölen.

    Will man auf einer solchen Feier Gast sein? Sicher nicht! Aber hassenden und hetzenden Menschen – oder wahlweise programmierten Roboter-Accounts – komplett das Feld zu überlassen, darf nicht die Lösung sein. Es liegt nun auch an den Leisen und Beobachterinnen, laut und aktiv zu werden, anstatt sich heimlich wegzustehlen. Wie gut oder schlecht eine Feier wird, entscheiden letztlich auch die Gäste. (Fabian Kluge)

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