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Pro und Contra: Die Frage der Woche: Nur noch kalt duschen?

Pro und Contra

Die Frage der Woche: Nur noch kalt duschen?

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    Ab jetzt nur noch kalt duschen, um Energie einzusparen?
    Ab jetzt nur noch kalt duschen, um Energie einzusparen? Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Pro: Und zwar nicht nur wegen des Spareffekts

    Bei dieser Konstellation mag der Eindruck naheliegen: Da nutzt ein Typ die Gelegenheit, sich als ganz Harter zu zeigen, so stählern, dass er Habecks Heißwasserenergiesparaufrufe gar nicht braucht – war noch nie ein Warmduscher, ha! Aber bitte, schauen Sie sich das Bürschchen im Bildchen dazu an … Und mit dem Schriftsteller Max Goldt behauptet ja auch eher ein Geck und Feingeist von sich, er wäre wohl der Einzige, der jemals in das Gästebuch eines Hotels geschrieben habe, das Wasser sei nicht kalt genug gewesen. Und geschlechterübergreifend ist zudem an den Song zu erinnern, der ursprünglich von der Sängerin Malaria! stammt und dann von Chicks on Speed zum Hit geremixt wurde: „Kaltes klares Wasser … über meine Hände, über meine Arme, über mein Gesicht … wäscht mich ganz rein!“

    Statt Kultur oder Politik aber bringt einen tatsächlich ja die Frage der eigenen (Haut-)Gesundheit zu der Erkenntnis: Das ewige, vor allem tägliche Warm- und Seifengedusche ist nicht nur eher hygienehysterisch und letztlich ziemlich sinnlos, sondern auch dem Schutz und der Regeneration abträglich. Und das allmähliche Gewöhnen an kaltes, klares Wasser trainiert zudem den Kreislauf und die körpereigene Wärmeregulierung – was sich im Sommer üben lässt, wovon man und frau aber vor allem auch im Winter profitieren. Ganz nebenbei tritt dann tatsächlich auch ein Spareffekt ein, nicht nur der Energie wegen, sondern auch, weil wirklich niemand dreiviertelstündige Duschexzesse mit kaltem Wasser zelebriert. Wohl nicht mal Max Goldt. Und übrigens: Der wirkt nicht nur stets ausgesprochen reinlich, er hat auch die Haare schön. Das sollten nun aber bitte auch Annalena B. und Robert H. selber breitenwirksam promoten.

    (Wolfgang Schütz)

    Contra: Man muss nicht auf alles verzichten

    Wirtschaftsminister Robert Habeck ruft die Nation zum Energiesparen auf und verkündet, auch er wolle bald kürzertreten, also duschen. Ganz schön radikal. Was kommt als Nächstes? Kocht er seine Spaghetti mit geschlossenem Topfdeckel und macht das Licht hinter sich aus? Seine Mitarbeitenden lässt er schon mal schwitzen – die Klimaanlage im Ministerium springt jetzt erst bei 26 Grad an. Da kommt die kalte Dusche nach Feierabend gerade recht. Das spart dann gleich doppelt Energie.

    Denn nicht nur die Duschzeit, auch die Wassertemperatur ist jetzt offenbar kriegsentscheidend. Die Überlegenheit der abgehärteten Kaltduscher scheint endgültig besiegelt. Sie tun wenigstens etwas für Körper und Klima. Im Gegensatz zu den verweichlichten Warmduschern, die weiter im Luxus schwelgen und sich unters heiße Wasser stellen. Wie unverfroren! Wo bleibt da die Verantwortung?

    Aber mal ernsthaft. Muss man sich jetzt für die Dekadenz einer heißen Dusche rechtfertigen? Sicher nicht. Energie und Ressourcen lassen sich auch anders und effizienter sparen: den Urlaub zu Hause verbringen, weniger Auto und mehr Fahrrad fahren, die Klimaanlage nicht voll aufdrehen oder ganz verrückt – einfach mal weniger im Internet surfen (immerhin blasen wir damit mehr Treibhausgase in die Luft als übers Fliegen). Man kann auf vieles, aber muss nicht auf alles verzichten – schon gar nicht auf das wohlige Gefühl einer warmen Dusche. Das werden auch die abgebrühten Kaltduscher merken, wenn sie schlotternd in der unbeheizten Wohnung sitzen und am Salat nagen, weil auch der Gasherd ausbleibt. Spätestens im Winter dürfte es mit dem Kaltwasser-Wahn vorbei sein.

    (Felicitas Lachmayr)

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