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Pro und Contra: Den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer benennen: Schmarrn oder schöne Geste?

Pro und Contra

Den DFB-Pokal nach Franz Beckenbauer benennen: Schmarrn oder schöne Geste?

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    Neben Mario Zagallo und Didier Deschamps ist Franz Beckenbauer der einzige, dem es gelang, als Trainer und Spieler die Weltmeisterschaft zu gewinnen.
    Neben Mario Zagallo und Didier Deschamps ist Franz Beckenbauer der einzige, dem es gelang, als Trainer und Spieler die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Foto: Frank Mächler, dpa

    Pro: Mal wieder an einen Fußballer erinnern, wenn es um Fußball geht

    Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts hat vorgeschlagen, den DFB-Pokal zu Ehren von Franz Beckenbauer umzubenennen. Ja sicherlich, warum nicht? Wäre doch eine sportliche Geste, um mal wieder daran zu erinnern, dass es im Fußball mehr um Leistung als ums Geld gehen sollte. Klar, auch dem Kaiser ging es oft ums Geld, da flossen Millionen am Fiskus vorbei oder bogen im Zuge der WM-Organisation in dunkle Kanäle ab, aber er war eben auch Deutschlands bester Kicker aller Zeiten, der mit Eleganz und Gewinnermentalität über den Platz tänzelte, wurde als Spieler und Teamchef Weltmeister und thronte an der Spitze des deutschen Fußballs. Beckenbauer vereint die schönsten und die schwierigsten Seiten des Fußballs, so ein Pokal in seinem Namen hätte gerade deshalb Signalwirkung. 

    Überhaupt wäre es mal wieder schön, an einen Fußballer zu erinnern, wenn es um Fußball geht. Denn bisher ist das mit der Namensvergabe so eine Sache. Da werden Stadien nach Versicherungen, Energieriesen, Biermarken oder Autoherstellern benannt. Im europäischen Spitzen-Fußball wird für Wettanbieter oder Kreditanbieter gekickt und auch in Deutschland, wo die Namensvermarktung der Bundesliga lange undenkbar schien, haben die Klubs im Dezember für den Einstieg eines Investors in die Deutsche Fußball-Liga gestimmt. Den Vereinen mag das Milliarden einbringen, aber wer wird da eigentlich gewürdigt? 

    Statt sich von Konzernen vor den Karren spannen zu lassen und diese namentlich zu verewigen, sollte an Menschen erinnert werden, die den Fußball wirklich vorangebracht haben. So ein Beckenbauer-Pokal wäre eine nette Geste – und abgekürzt ist Der Franz Beckenbauer doch sowieso schon im DFB-Pokal verewigt. (Felicitas Lachmayr)

    Contra: Ein Kaiser braucht keinen Pokal

    Ob von Berti Vogts bislang überwiegend gute Ideen kamen, soll jeder für sich selbst entscheiden. Der Mann, der die Presse während seiner Zeit als Nationaltrainer in Schottland darum bat, ihn "Berti McVogts" zu nennen, brachte nun eben den Vorschlag auf, den DFB-Pokal zu Ehren des verstorbenen Kaisers umzutaufen. Das mit McVogts hat damals keiner gemacht, und nach eineinhalb Jahren war Berti seinen Job in den Highlands auch wieder los. 

    Aber es geht hier ja um Franz Beckenbauer – jenen, den sie Kaiser nannten. Jener, der lange Zeit mit einem untrüglichen Gespür für Erfolg und die richtigen Entscheidungen gesegnet zu sein schien. Der über den Dingen schwebte. Erst in seiner Schlussphase warf die Lichtgestalt auch Schatten. Der Größte, der je mit einem deutschen Pass und in kurzen Hosen einen Fußballplatz betreten hat, bleibt Beckenbauer trotzdem. Und als solcher wird er in Erinnerung bleiben. Ob es dazu eine Umbenennung des traditionsreichen DFB-Pokals braucht? Oder einen neuen Namen der Allianz Arena, wie es Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld vorschlug? 

    Ein klares Nein. Keiner war wie Beckenbauer, keiner wird je sein wie er. Sein Andenken wird mit einem Wettbewerb, der seinen Namen trägt, nicht größer. Um im Duktus seines wohl größten Schülers Lothar Matthäus zu sprechen: Ein Kaiser braucht keinen Pokal, um sein Wirken für den Fußball zu verdeutlichen. Noch dazu hat der DFB-Pokal seine eigene Geschichte, die bis ins Jahr 1935 zurückreicht. Auch die ist groß und schillernd genug. Beckenbauer wird in seiner eigenen Kategorie bleiben und hat vom Himmel aus wahrscheinlich schon abgewunken, als er den Schmarrn vom Berti gehört hat. (Florian Eisele)

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