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Privatjets besonders klimaschädlich: Wie Kondensstreifen dem Klima schaden

Klimawandel

Warum Privatjets besonders klimaschädlich sind

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    Ein Flugzeug hinterlässt Kondensstreifen am wolkenlosem Himmel.
    Ein Flugzeug hinterlässt Kondensstreifen am wolkenlosem Himmel. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Moderne Flugzeuge stoßen zwar weniger Kohlendioxid und Ruß aus als alte, könnten einer Studie zufolge aber dennoch stärker zum Klimawandel beitragen. Per Satellitendaten haben Forschende besonders langlebige Kondensstreifen nachgewiesen. Kondensstreifen seien eine bedeutende Ursache der Klimawirkung von Flugzeugen, auch wenn ihr genauer Anteil bisher nicht genau bekannt sei, schreibt das Team um Edward Gryspeerdt vom Imperial College London. Diese weißen Streifen am Himmel entstehen, weil Flugzeuge Wasserdampf, Ruß und andere Substanzen ausstoßen. In der kalten Luft bilden sich an den Teilchen Eiskristalle, die als dünne Flugzeugstreifen am Himmel zu sehen sind.

    Um den Treibstoffverbrauch zu reduzieren, fliegen moderne Flugzeuge höher

    Das Team um Gryspeerdt hat mithilfe von Satelliten in 64.000 Fällen den Zusammenhang zwischen Flugzeugtyp und Kondensstreifen über dem Nordatlantik analysiert. Ergebnis: Moderne, effizientere Verkehrsflugzeuge erzeugen Kondensstreifen mit einer längeren Lebensdauer, obwohl sie weniger winzige Abgasteilchen ausstoßen, schreiben die Forschenden in den Environmental Research Letters. Grund sei, dass sie in größeren Höhen fliegen, wo günstigere Bedingungen für Kondensstreifen herrschen. Besonders hoch fliegen nach Angaben der Fachleute oft Geschäftsreiseflugzeuge, sie erzeugen mehr Kondensstreifen als bisher angenommen.

    Pazifik-Flüge lassen besonders viel Ozon entstehen.
    Pazifik-Flüge lassen besonders viel Ozon entstehen. Foto: Eddie Winstead, dpa

    Um den Treibstoffverbrauch zu reduzieren, sind moderne Flugzeuge so konzipiert, dass sie in etwas größeren Höhen von über 11,6 Kilometern fliegen, wo die Luft dünner und der aerodynamische Widerstand geringer ist, berichtet das Imperial College London in einer Mitteilung zur Studie. Die Flughöhe älterer Flugzeuge liege gewöhnlich bei rund elf Kilometern.

    „Neuere Flugzeuge fliegen immer höher in der Atmosphäre, um die Treibstoffeffizienz zu steigern und die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren“, sagte Gryspeerdt. „Die unbeabsichtigte Konsequenz davon ist, dass diese Flugzeuge beim Fliegen über den Nordatlantik jetzt mehr länger anhaltende Kondensstreifen erzeugen, zusätzliche Wärme in der Atmosphäre einschließen und die Klimaauswirkungen der Luftfahrt erhöhen.“

    80 Prozent der Weltbevölkerung haben noch nie ein Flugzeug bestiegen

    Das bedeute nicht, dass effizientere Flugzeuge eine schlechte Sache sind – „ganz im Gegenteil, da sie geringere Kohlenstoffemissionen pro Passagierkilometer haben“, betonte der Forscher. Kohlenstoff kann im Flieger etwa als Ruß oder als CO₂ entstehen. „Unsere Erkenntnisse spiegeln jedoch die Herausforderungen wider, denen sich die Luftfahrtindustrie bei der Reduzierung ihrer Klimaauswirkungen gegenübersieht.“

    Das Team verweist auf eine einfache Maßnahme, um die Lebensdauer von Kondensstreifen generell zu verkürzen. Demnach müsse die Menge an Ruß reduziert werden, die von Flugzeugmotoren ausgestoßen wird, wenn der Treibstoff ineffizient verbrennt. Moderne Motoren seien meist schon so konzipiert, dass sie weniger Rußpartikel ausstoßen.

    Der Anteil der globalen Luftfahrt an der menschengemachten Klimaerwärmung beträgt nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt 3,5 Prozent. Doch wird dies nur von einem kleinen Teil der Menschheit verursacht. Nach Auskunft der Organisation Germanwatch haben über 80 Prozent der Weltbevölkerung nie ein Flugzeug bestiegen.

    Erkenntnisse verstärken Bedenken hinsichtlich der Klimaauswirkungen von Privatjets

    Geschäftsreiseflugzeuge – also auch Privatjets – flögen mit einer Höhe von über 12,2 Kilometern noch höher als Passagierflugzeuge, schreibt das Imperial College London. „Wir wissen bereits, dass diese Flugzeuge eine enorme Menge an Kohlenstoffemissionen pro Passagier verursachen, damit die Superreichen in Komfort fliegen können“, sagt Gryspeerdt. „Unsere Erkenntnisse verstärken die Bedenken hinsichtlich der Klimaauswirkungen von Privatjets, während arme Länder weiterhin von extremen Wetterereignissen heimgesucht werden.“

    Das Team verweist darauf, dass die Studie nur Kondensstreifen berücksichtigt hat, die in Satellitendaten erkennbar sind. „Wir können jedoch die Strahlungseigenschaften der Kondensstreifen während ihres gesamten Lebenszyklus nicht direkt beobachten“, schreiben sie. Es sei daher möglich, dass die Klimawirkung während der Existenz einzelner Kondensstreifen höher oder auch niedriger liegt als in der Studie angenommen.

    Die Forschende fassen ihre Studie dennoch mit einer klaren Aussage zusammen. „Obwohl Flüge in größeren Höhenlagen Kraftstoff-effizienter sein können, erzeugen diese Flüge typischerweise Kondensstreifen mit längerer erkennbarer Lebensdauer, was mit einer größeren Klimawirkung übereinstimmt und einen Zielkonflikt in der Klimawirkung der Luftfahrt veranschaulicht.“ Dies sei besonders gravierend für die in größerer Höhe fliegenden Geschäftsreiseflugzeuge.

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