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Foto: Ludovic Marin, picture alliance

Lesetipp

Warum so viele junge Frauen auf Liebesromane und Happy End stehen

Romances erzählen von komplizierten Beziehungen und triefen vor erotischer Spannung. Im Handel wächst das Genre am Stärksten. Was hinter dem Hype steckt.

Eine Buchempfehlung per Video auf Tiktok: Kati, Nutzername Katiktr, präsentiert gerade "All Your Kisses" von Tillie Cole. "Die Gerüchte stimmen wirklich. Ich habe bei fast jeder Seite dieses Buches geheult", sagt sie. Kurz hält sie den Roman in die Handykamera, dann geht es weiter. Nächstes Buch, nächste Empfehlung: "auch durchgeheult". Am Ende ihres kurzen Videos sagt Kati: "Sorry, ich steh auf diese Bücher, es ist einfach so geil."

So wie Kati sind seit einiger Zeit viele junge Frauen zu sehen. In zahlreichen Videos auf BookTok, einer Community auf der Social-Media-Plattform TikTok. Sie präsentieren und empfehlen Bücher, die sie gerade gelesen haben und wegen deren Inhalt sie weinen mussten. Tränen als Gütesiegel. Es sind vor allem Bücher wie das von Kati präsentierte "All Your Kisses": Liebesromane, auf Englisch Romances. Oder wie es eine andere BookTok-Nutzerin nennt, Bücher mit "Taschentuch-Garantie", bei denen es einem den Atem verschlägt. 

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Während die Buchbranche seit Jahren mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen hat, ist die Sparte der Romances eine, die die Herzen nicht nur bei Leserinnen, sondern auch bei Verlagsmenschen und Buchhändlerinnen höherschlagen lässt. Denn Liebesromane boomen – und das nicht nur in Deutschland. Als in New York im vergangenen Mai der Buchladen "The Ripped Bodice" eröffnete, war das wegen des Andrangs auch der New York Times einen Bericht wert: "Liebesroman-Fans fallen in Ohnmacht vor New Yorks neuestem Buchladen", titelte die Zeitung. Kurz bevor der Laden seine Türen öffnete, standen schon über 50 junge Frauen vor der babyrosafarbenen Fassade und warteten darauf, Liebesbücher zu kaufen. Andere Werke werden dort nicht geführt. 

"The Ripped Bodice" nennt sich der Laden. Das heißt so viel wie "zerrissenes Mieder" oder "zerrissenes Korsett" und hängt wohl mit einer Art von Liebesromanen zusammen, die im Amerikanischen "Bodice Ripper", also "Miederreißer" oder alternativ "Nackenbeißer", genannt wird. Bodice-Ripper-Romane sind aus der Sicht einer jungen, widerspenstigen Frau geschrieben und erzählen von der komplizierten Beziehung zu einem schurkenhaften Mann, einem Bad Boy. Und alles trieft vor erotischer und emotionaler Spannung. 

Autorin Colleen Hoover schaffte es mit sechs Romanen in die Bestsellerliste

Ist das also genau das, was vor allem junge Menschen wie besagte BookTokerinnen lesen wollen? Beim Münchner Verlag Piper stimmt man da zu. "Gute Liebesromane ziehen ihre Stärke daraus, dass man mit den Heldinnen und Helden intensiv mitfühlt, mitfiebert, auch mitleidet, völlig eintaucht in ihre Gefühlswelt", sagt Andrea Müller, die bei Piper die Abteilung populäre Belletristik leitet. Markante Elemente in Romances seien eine intensive Schilderung von Gefühlen und Körperlichkeit. "Das erotische Prickeln zwischen dem zentralen Paar ist elementar." Dadurch entstehe eine andere Wirklichkeit, die im Gegensatz zur bedrückenden oder gar angsteinflößenden Realität ein sicheres Happy End bereithalte. "Es bedient die universelle Sehnsucht nach Liebe, Zugehörigkeit und Bindung."

Die US-amerikanische Autorin Colleen Hoover schaffte es im vergangenen Jahr mit sechs Büchern gleichzeitig unter die Top Ten der New York Times Bestsellerliste.
Foto: Chad Griffith

Bei Piper sind Romances aktuell das belletristische Genre mit dem größten Wachstum. "Auf der Paperback-Bestsellerliste nimmt das Genre in manchen Wochen bis zu 70 Prozent der Top 20 ein", sagt Müller. Paperback ist das dominierende Format für die modernen Liebesromane. Grund dafür sei vor allem die kaufkräftige und vorwiegend weibliche Zielgruppe im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. 

Bei anderen Verlagen sieht es ähnlich aus. Autorin Colleen Hoover beglückt beispielsweise dtv mit Umsätzen. Die Amerikanerin – "erfolgreichste Autorin der Welt", so dtv – steht mit mehreren Titeln auf der BookTok-Bestsellerliste, und nicht nur das: Im vergangenen Jahr schaffte sie es mit sechs Büchern gleichzeitig unter die Top Ten der New York Times Bestsellerliste. Mittlerweile verkauft sie auch eigene Mode, bedruckt mit Zitaten aus ihren Büchern. 

"Ich schreibe für Menschen, die sich gerne mal wegträumen."

Autorin Petra Hülsmann
 

Ihre Leserschaft – vor allem junge Frauen. Denn auch das gehört zum Trend, Männer findet man auf BookTok und beim Empfehlen von Liebesromanen eher selten. Für Andrea Müller ist das wenig überraschend: Schließlich würden jegliche Arten von Romanen eher von Frauen gelesen. "So ist das eben auch bei den Liebesromanen", sagt sie. 

Psychologin Christine Backhaus aus Frankfurt am Main hat einen etwas anderen Erklärungsansatz. "Der Prozentsatz an Frauen ist sicher höher, aber ganz bestimmt lesen auch Männer Liebesromane", sagt sie. Aber es passe eben nicht zum Stereotyp des starken Mannes. "Ich sage das mit aller Vorsicht, aber ich denke, Frauen fällt es leichter, sich emotional zu öffnen und über ihre Gefühle zu sprechen." Kaum ein Mann schriebe sich dagegen auf die Stirn, dass er Liebesromane lese. "Wenn, dann spricht er wahrscheinlich in einem tiefgründigen Gespräch mit einer nahestehenden Person darüber, zum Beispiel um Werte abzugleichen." 

Tiffany (Jennifer Lawrence) und Pat (Bradley Cooper) in einer Filmszene aus "Silver Linings Playbook". Die romantische Komödie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Matthew Quick.
Foto: Senator / Oh

Der Prozentsatz ist also gering, aber es scheint durchaus Männer zu geben, die auch mal zu einem Liebesroman greifen. Autorin Petra Hülsmann, die sich auf romantische Komödien spezialisiert hat, schätzt die Männerquote ihrer Leserschaft zwar nicht als besonders hoch ein, aber doch auf etwa 10 Prozent. Sie vermutet, dass das mit der Evolution zusammenhängt. "Ohne Soziologie studiert zu haben, würde ich sagen, dass Frauen wohl eher auf gefühlsbetonte Stoffe anspringen, Männer auf actiongeladene. Das ist auch okay, jeder soll das lesen, was ihm oder ihr gefällt", sagt die 47-Jährige. Hülsmann liest selbst gern Liebesromane. "Es ist mein absolutes Lieblingsgenre." 

Selbst geschrieben hat sie Romane wie "Morgen mach ich bessere Fehler", "Hummeln im Herzen" oder "Glück ist, wenn man trotzdem liebt". Die Liebe ist für die Autorin das schönste Thema überhaupt. Das spiegelt sich auch in der Art wider, wie sie über das Thema spricht: "Jemanden oder etwas zu lieben, ist in meinen Augen das Beste, zu dem wir Menschen in der Lage sind." Deshalb hat sie sich auch für dieses Genre entschieden. "Ich schreibe für Menschen, die sich gerne mal wegträumen." Sie liebe den Gedanken, dass Leserinnen und Leser durch ihre Bücher dem stressigen Alltag entfliehen können. 

Expertin vermutet, dass Liebesromane häufiger von Singles gelesen werden

Gerade in der heutigen Zeit, in der eine Krise die nächste jage, sei der Wunsch groß, in einem Buch zu versinken, das positive Emotionen weckt, sagt Hülsmann. "Lesende fiebern mit, sie erleben alles, was den Romanfiguren passiert, hautnah mit. Man kann sagen, sie verlieben sich gewissermaßen mit und ein bisschen Liebe kann heutzutage doch jeder gut gebrauchen." Tod und Elend gebe es schließlich genug auf dieser Welt. "Ich möchte meine Leserinnen und Leser aber auch zum Nachdenken anregen und dazu, sich selbst zu hinterfragen. In meinen Romanen geht es immer auch um ernste Themen und ums Kämpfen, sich durchzusetzen und zu behaupten." Die Botschaft solle stets sein: "Lasst euch nicht unterkriegen und steht zu euch." 

Psychologin Backhaus sieht es ähnlich: "Seit einigen Jahren gibt es gefühlt jeden Tag neue Hiobsbotschaften. Viele Menschen belastet das. Mit einem guten Buch kann man sich wegträumen und muss sich nicht mit seinen Sorgen oder Ängsten auseinandersetzen." Das gelinge aber beispielsweise mit Krimis genauso gut. Lesen sei eine Form der Meditation, eine Möglichkeit, sich aus dem eigenen Gedankenkarussell auszuklinken, eine Bewältigungsstrategie der Psyche. "Das funktioniert auch tatsächlich, aber die Menge macht's. Man sollte sein echtes Leben und Themen, die im Hier und Jetzt wichtig sind, nicht vergessen. Man könnte sagen, zu viele Liebesromane lenken von den Lebenshausaufgaben ab, von dem, was vielleicht wehtut." Liebesromane dagegen täten nicht oder nur vorübergehend weh. Es sei, als ob man Salbe auf eine Wunde schmiere.

Der Roman "P.S. Ich liebe Dich" erzählt die Geschichte vom Ehepaar Holly (Hilary Swank) und Gerry (Gerard Butler). Die Verfilmung rührte Tausende Zuschauerinnern und Zuschauer zu Tränen.
Foto: Tobis Filmverleih/Hession, dpa

Backhaus hat noch einen anderen Erklärungsansatz, warum Liebesromane gut ankommen. "Ich gehe davon aus, dass es öfter Singles sind, die Liebesromane lesen. Wenn jemand in einer funktionierenden Beziehung ist, hat er oder sie vermutlich nicht so sehr das Bedürfnis danach." Der Mensch strebe danach, Dinge rund zu machen, unerledigte Handlungen zu erledigen – "und das kann eben auch sein, noch keinen Partner oder keine Partnerin gefunden zu haben." 

Auch von außen entstehe ein gewisser sozialer Druck, beispielsweise wenn Freundinnen und Freunde anfingen zu heiraten, oder auch nur die Frage aufkäme, warum man noch Single sei. "In einem Liebesroman besteht dann die Möglichkeit, eine Person zu finden, der es genauso geht und mit der man sich identifizieren kann." Wie diese dann zu ihrem Happy End gelangt, könnten manche Menschen als eine Art Anleitung für das echte Leben ansehen. "Menschen wollen immer alles steuern und die Kontrolle behalten und suchen in Liebesromanen vielleicht nach Tipps dafür, weil Liebe per se nicht steuerbar ist – besonders weil dabei mindestens eine andere Person involviert ist." 

Die Erzählungen stimmen nicht unbedingt mit den eigenen Werten überein

In all dem Liebestaumel halten wir also kurz fest: Zum einen sorgt ein Liebesroman dafür, dass Lesende sich aus der Realität herausträumen können. Zum anderen suchen Menschen darin wohl eine Antwort auf ihre Fragen oder Wünsche. Aber kann das nicht auch enttäuschend oder sogar schädlich für die Psyche sein? Immerhin geht die Wahrscheinlichkeit, dass es im Leben so läuft wie in einem Liebesroman, gegen null.

"Ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen aufgeklärt genug sind, um zu wissen, dass Liebesromane meistens realitätsfern sind. Unterhaltung ist normalerweise vorrangig", sagt Backhaus dazu. Trotzdem empfiehlt sie, beim Lesen zwischendurch innezuhalten und sich daran zu erinnern, dass die Realität anders aussieht. "Es ist wichtig, seine eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten, sich zu fragen, ob man eine Partnerin oder einen Partner, wie sie in den Büchern dargestellt werden, überhaupt braucht." 

"Groschenromane sind vergleichbar mit Dauerwerbesendungen."

PSychologin Christine Backhaus
 

Protagonisten in Liebesromanen seien vergleichbar mit Influencern und Influencerinnen auf Instagram. Man identifiziert sich womöglich mit ihnen, man findet gut, was sie machen oder sagen. Sie können Vorbilder sein. "Das kann auch guttun, aber nur im entsprechenden Maß", betont Backhaus ein weiteres Mal. Die Leserin oder der Leser sollte immer abwägen, inwieweit das Buch oder die Handlungen und Denkweisen der Hauptpersonen mit den eigenen Werten übereinstimmen und wo sie oder er vielleicht anderer Meinung ist. "Nach dem Motto: Brauche ich es wirklich, dass ständig jemand für mich da ist, oder bin ich eigentlich jemand, der auch alleine gut kann? Was sind meine echten Hoffnungen und Erwartungen und mein Lebenskonzept? Oder: Wie möchte ich behandelt werden?"

Heutzutage gebe es sehr viele Lebens- und Beziehungsmodelle. "Es ist nicht mehr so, dass man entweder Single oder verheiratet ist. Früher hat man sich vielleicht in der Disco kennengelernt, sich verliebt, geheiratet und dann 50 Jahre Ehe miteinander verbracht." Immer weniger junge Menschen seien bereit, dieses Lebensmodell zu leben. Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse stünden inzwischen eher im Vordergrund. Daran merke man schon, dass junge Menschen besser aufgeklärt seien als früher. "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass junge Menschen heute noch Groschenromane kaufen. Das ist ein auslaufendes Modell – vergleichbar mit Dauerwerbesendungen." Groschenromane gedruckt wie Hefte, kosten daher vergleichsweise wenig und sind oft bei den Zeitungen und Zeitschriften zu finden, unter anderem auch in Supermärkten. Sie gehören der Trivialliteratur an, sind in einfacher Sprache gehalten und gelten als wenig originell. 

Der berühmteste Liebesroman aller Zeiten: Jane Austens "Stolz und Vorurteil"

"Es gibt aber natürlich auch hochwertige Liebesromane – sogar Weltliteratur", sagt Backhaus. Ein Beispiel sei "Das Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells. "In diesem Fall sind viele psychologische Aspekte gut auf den Punkt gebracht. Es geht um verschiedene Bindungen, Persönlichkeitsentwicklung, Herkunft und Traumata." Bei der Qualität von Liebesromanen gebe es beträchtliche Unterschiede. Backhaus geht davon aus, dass das neue New Yorker Buchgeschäft auch hochwertige Literatur bietet, sodass jede Klientel sich angesprochen fühlt. 

Autor Benedict Wells hat mit "Das Ende der Einsamkeit" einen bezaubernden Liebesroman geschrieben.
Foto: Sven Hoppe, dpa

Sicher im Regal finden wird man dort auch Jane Austens "Stolz und Vorurteil", einer der berühmtesten Liebesromane aller Zeiten, in dem die junge Elizabeth und der gut aussehende Mister Darcy trotz einiger Hürden doch endlich zusammenfinden. Die Generation Z ist nicht die erste, die das Genre für sich entdeckt. 

Liebesroman ist also nicht gleich Trivialliteratur. Viele Romances werden ihr zwar zugeordnet, doch der Begriff schließt auch sogenannte Hochliteratur mit ein. "Ich finde es schade, dass in Deutschland überhaupt so akribisch unterschieden wird zwischen unterhaltender und bildender Literatur", sagt Autorin Hülsmann. In anderen Ländern wie den USA oder England würde dieser Unterschied nicht gemacht, dort gehe man sehr viel entspannter damit um. "Nur weil etwas unterhält, muss es nicht automatisch oberflächlich sein." Ihr und vielen Kolleginnen und Kollegen sei es egal, wenn ihr Genre belächelt wird. "Die Rückmeldungen der Leserinnen und Leser geben uns schließlich recht." 

Für Literaturkritiker wie Denis Scheck sind die Werke billige Schmonzetten

Dass es Romance-Leserinnen und -Lesern unangenehm sein könnte, über ihre Vorliebe für Liebesromane zu sprechen, davon geht Hülsmann nicht aus. "Ganz im Gegenteil. Nach meinem Empfinden gehen die Leserinnen, vor allem die jüngeren, sehr selbstbewusst damit um, Liebesromane zu lesen – je mehr Liebe, desto besser." Sie scherten sich nicht darum, was andere denken, vor allem nicht darum, was Literaturkritiker wie Denis Scheck dazu sagen. "Das empfinde ich als sehr positiv." 

Denis Scheck ist Journalist und Literaturkritiker. Für Romane auf BookTok hat er nicht viel übrig. Vergangenes Jahr saß er bei den TikTok Book Awards in der Jury. Diese fanden zum ersten Mal und im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt. Seitdem kursiert ein Video im Internet, in dem Scheck zu sehen ist, wie er bei BookTokerinnen beliebte Bücher mit spitzer Zunge kritisiert und dann in die Papiertonne wirft. So kommentiert er zum Beispiel Marah Woolfs Buch "Wicca Creed" mit: "Sie wissen nichts von Nexor, Estera und Elijah? Ich könnte Ihnen keinen Grund nennen, warum Sie das ändern sollten." Und das Buch landet mit Eselsohrgarantie in der Tonne. 

Autor und Literaturkritiker Denis Scheck hat für Romane auf BookTok nicht viel übrig.
Foto: Andreas Hornoff

Das Buch "It starts with us" von Colleen Hoover – wir erinnern uns an die Empfehlung von Kati – bezeichnet er als "öde Dreiecksgeschichte über eine Frau, die in ihrer Ehe Gewalt erfahren hat und nun ihre Jugendliebe wieder trifft." Es sei "am Ende nur eine Schmonzette".

Die BookTokerinnen lassen die Kritik nicht auf sich sitzen. Mit Parodien auf Scheck feuern sie per Video zurück, werfen ihm vor, er habe keine Ahnung davon, was sie lesen und sei als "alter weißer Mann" schlichtweg nicht der Richtige, um über BookTok zu urteilen.

Von Literaturkritikern lassen sich junge Leserinnen nicht verunsichern

Eine Nutzerin namens Lisa betont frei heraus, dass sie gerne jedes einzelne Buch lesen würde, das Scheck in die Papiertonne geworfen hat. Und psycho.plant alias Tamara erklärt recht sachlich, dass Literatur für den Kritiker etwas anderes sei als "ein Seelentröster" und da merke man schon, dass er und "die BookTok-Bubble" aus unterschiedlichen Gründen lesen: Scheck aus Bildungsgründen, jungen Frauen eher aus emotionalen. 

Videos wie diese häufen sich auf BookTok. Hülsmann hat also recht: Hier sprechen junge Frauen ganz offen über ihre Liebe zu Liebesromanen und lassen sich nicht verunsichern. Die Tiktok-Community scheint eine Art Safespace zu sein, also ein sicherer Ort dafür, sich offen zu äußern. "Es kommt immer auf den Kontext an und auf die Frage, die gestellt wird", sagt Psychologin Backhaus. Kaum jemand würde sagen, dass er oder sie "rosarote Liebesromane, die an der Realität vorbeigehen" lese. Geht es aber darum, welche Arten von Liebesromanen bevorzugt werden oder was genau daran interessant und inspirierend ist, ließe sich gleich ganz anders darüber diskutieren – wie eben auf BookTok, wo Gleichgesinnte unterwegs sind. 

Nutzerin Katiktr hat eine Buchgruppe gegründet, denn: "Wir müssen über die Bücher reden und uns neue Inspiration verraten", schreibt sie unter eines ihrer Videos. Über 700 Kommentare junger Frauen finden sich in der Spalte darunter: "Oh ja, bitte", "Ich bin so was von dabei" oder: "Genau danach habe ich gesucht."

Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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Von  Luca Riedisser