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Literatur: Sarah Gilmartin: Zorn der Frauen

Literatur

Sarah Gilmartin: Zorn der Frauen

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    Sarah Gilmartin: Zorn der Frauen
    Sarah Gilmartin: Zorn der Frauen

    Neulich im Fernsehen: „Sie sagt. Er sagt.“, ein Stück von Ferdinand von Schirach über eine Vergewaltigungsklage und die unterschiedlichen Perspektiven. Darum geht es auch in dem aufrüttelnden Roman „Service“ der irischen Autorin Sarah Gilmartin. 

    Ein Nein ist ein Nein. Zu den Männern, die das nicht begreifen wollen, gehört auch der Dubliner Sternekoch Daniel, der seinerseits über die Anmache von zumeist älteren Kundinnen klagt. Ziel seiner unwillkommenen Avancen ist die junge und naive Hannah. Auch wenn sie zwischendurch den Versuchungen von Alkohol und Drogen erliegt und die Bevorzugung durch den Chef genießt, zieht sie immer eine Grenze. Nach einem Abend voller Stress und der anschließenden ausufernden Feier des Personals in der Küche passiert, was Hannah unbedingt vermeiden wollte. 

    Zur Anklage gegen Daniel kommt es erst Jahre später. Es ist Hannahs lebenslustige Kollegin Tracy, die den übergriffigen Chef zur Rechenschaft ziehen will – und damit krachend scheitert. Denn Tracys Lebenslauf ist ein gefundenes Fressen für die Verteidigung. Daniel, vom Umfeld fast schon vorverurteilt, wird freigesprochen und fühlt sich rehabilitiert. Doch da hat er nicht mit dem Zorn der Frauen gerechnet … 

    Der Chefkoch kann durchaus Sympathien wecken

    Sarah Gilmartin lässt in ihrem Roman drei Personen zu Wort kommen: Daniel, Hannah und Daniels Frau Julie. Diese höchst unterschiedlichen Perspektiven bringen Spannung in den Erzählfluss und verunsichern die Lesenden. Denn Daniel kann durchaus Sympathien wecken, seine Sorge um die Familie kann man teilen, selbst seine Leidenschaft für das Restaurant. Hannah dagegen weckt Beschützerinstinkte, selbst dann noch, als sie sich bewusst in den Exzess stürzt. Und Julie? Sie steht scheinbar zwischen den beiden, fühlt sich ihrem Mann und der Familie verpflichtet und kann doch nicht einen hartnäckigen Verdacht abschütteln, der sie quält. 

    „Service“ ist nicht nur ein starker Roman, es ist auch eine Ermächtigungsgeschichte für Frauen. Eine Aufforderung, jede Art von sexueller Gewalt und von Übergriffen zur Anzeige zu bringen. Für die Daniels der Welt wird die Luft dünner.

    Sarah Gilmartin: Service. Aus dem Englischen von Anna-Christin Kramer. Kein & Aber, 304 Seiten, 24 Euro.

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