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Literatur: Ein Serienkiller inmitten reicher Kids: Der neue Roman von Bret Easton Ellis

Literatur

Ein Serienkiller inmitten reicher Kids: Der neue Roman von Bret Easton Ellis

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    Bret Easton Ellis hat mit „The Shards" einen neuen Roman vorgelegt.
    Bret Easton Ellis hat mit „The Shards" einen neuen Roman vorgelegt. Foto: Ettore Ferrari, dpa

    Nach 13 Jahren legt „American Psycho"-Autor Bret Easton Ellis wieder einen Roman vor. Kein dünnes Bändchen, sondern in deutscher Übersetzung einen mehr als 700 Seiten starken Wälzer. Und wieder bringt der US-Autor darin zusammen, wofür er berühmt und gefürchtet ist: auf der einen Seite jede Menge Drogen und Sex, auf der anderen eine fürchterliche und unheimliche Mordserie. Wer sich darauf einlassen will, wer sich schon einmal auf

    Der Schriftsteller verdoppelt sich im Roman wieder einmal, es gibt ihn dort als Figur Bret Easton Ellis, der 17 Jahre alt ist, Schriftsteller werden möchte, in seiner Freizeit an seinem ersten Roman tippt und ansonsten sein Leben an der Buckley-Privatschule in Los Angeles genießt. Es geht zurück in das Jahr 1981, zurück in die Zeit der aufkommenden Popmusik. Bret und seine Freunde interessieren sich nicht für Politik, auch nicht für die Umwelt, sie interessieren sich für sich, für den Sex, für den Rausch, vielleicht noch, auf welches College sie nach dem letzten Jahr auf der Buckley gehen sollen.

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    Foto: Montage AZ

    Bret Easton Ellis fängt in „The Shards" das Lebensgefühl der 17-Jährigen ein

    Es sind die Söhne und Töchter reicher Eltern, die dort zusammenkommen. Die Kids fahren in Mercedes-Cabrios, Corvettes und Porsches von der Schule ins Kino, die Disco oder zu den Partys in den Villen. Zu den Cocktails zieht man sich ein paar Linien Koks oder raucht Gras. Um wieder runterzukommen oder sich gegen Angstattacken zu wappnen, werden Valium-Tabletten oder Quaaludes geschluckt. 

    Ellis gelingt es, dieses Lebensgefühl der 17-Jährigen einzufangen, die Sorglosigkeit, die Unabhängigkeit, die Gewissenlosigkeit. Die Eltern spielen keine große Rolle mehr im Leben der Kinder, die Musik auf den Mixtapes ist dagegen sehr viel wichtiger. 

    Eine unheimliche Mordserie unter den Schülern beginnt

    Der Ich-Erzähler, dieser Roman-Bret, beschreibt in dieser Gemengelage, wie er sich als 17-Jähriger verstellt hat – hier offiziell mit einer Freundin zusammen, dort die ersten heimlichen homosexuellen Erfahrungen. Dieser 17-jährige Bret träumt davon, auf dem College neu anzufangen, dort sein wahres Gesicht zu zeigen. Nur wird in seinem letzten Schuljahr alles anders. 

    Und das ist der zweite große Handlungsstrang des Romans: eine unheimliche Mordserie unter Schülerinnen und Schülern, die dem Freundeskreis um Bret immer näher kommt. Allerdings ist er, der angehende Autor, der Einzige, der dieses Geschehen ernst nimmt und beobachtet. Die anderen reagieren gleichgültig, als es einen aus ihrem Jahrgang trifft. Ein Unfall, heißt es da offiziell. Aber Bret erfährt, dass es Mord gewesen sein muss. Und später kommt heraus, dass die Täter bei ihm und den anderen Opfern auch noch grausame Rituale und Experimente durchgeführt haben. 

    Das entfaltet im Wechselspiel auch auf der Langstrecke über mehr als 700 Seiten jede Menge Sogkraft. Das hippe Leben der reichen Jugendlichen wird tragisch gebrochen durch den Horror, der von außen kommt. Dazu gelingt es Ellis auch wieder, die dekadente Selbstbezogenheit dieser Gesellschaft darzustellen. Die Welt der Ärmeren existiert nicht. Und alles, was aus dem eigenen Kosmos herausreicht, bekommt keine Tiefenschärfe.

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