Wenn auf Feldern in Kenia die Ernte heranreift, bedienen sich immer wieder auch vorbeiziehende Elefanten – sehr zum Ärger der Farmerinnen und Farmer. Konflikte zwischen Menschen und den bedrohten Tieren sind dadurch vorprogrammiert. Dass das Tierwohl und die Interessen der Farmer aber in keinem Widerspruch zueinander stehen müssen, belegt eine Studie. Kleine Insekten halfen den Landwirten dabei, die Dickhäuter von ihren Feldern fernzuhalten. Denn Elefanten haben Angst vor Bienen.
Die Farmer stellten rund um ihre Felder spezielle Bienenstockzäune auf. Dabei werden zwischen Pfeilern Drähte gezogen und in regelmäßigen Abständen Bienenstöcke aufgehängt. Aus Angst davor, gestochen zu werden, bleiben die Elefanten den Feldern häufig fern.
„Kenia steht vor zunehmenden Herausforderungen durch Konflikte zwischen Menschen und Elefanten, und Lösungen wie Bienenstockzäune ermöglichen es den Communitys, ihre Farmen selbst zu schützen“, erklärte Patrick Omondi vom Wildlife Research and Training Institute. Die Organisation hat gemeinsam mit Save the Elephants und dem Kenya Wildlife Service sowie mit Forschenden der Universität Oxford über neun Jahre hinweg ein Projekt im Tsavo-East-Nationalpark wissenschaftlich begleitet und die Wirksamkeit der Bienenstockzäune analysiert. Ihre Ergebnisse haben sie nun im Fachjournal Conservation Science and Practice publiziert.
Die dicke Haut schützt – aber die Bienen greifen gezielt sensible Körperstellen an
In dem untersuchten Zeitraum haben sich den Feldern laut der Studie insgesamt rund 4.000 Elefanten genähert, drei Viertel von ihnen hätten sich von den Bienen abschrecken lassen. Zwar haben Elefanten bekanntermaßen eine dicke Haut, die sie auch vor Insektenstichen schützt – aufgescheuchte Bienen griffen aber oft gezielt sensible Körperstellen wie Maul oder Augen an, erläutert das Forschungsteam. Die Sorge vor Stichen hat also auch bei den größten Landtieren der Erde ihre Berechtigung.
In früheren Experimenten konnten die Forschenden zeigen, dass Elefanten selbst auf Tonaufnahmen summender Bienen schon stark reagieren, Artgenossen warnen und im Zweifel lieber Reißaus nehmen.
Die Bienen helfen den Landwirten gleich in mehrfacher Hinsicht
Die Bienen helfen den Landwirten gleich in mehrfacher Hinsicht: Sie halten nicht nur Elefanten fern, sondern bestäuben auch angebaute Nutzpflanzen und sorgen mit der Honigproduktion für zusätzliche Einnahmen. Im Zeitraum der Studie sei mit 365 Bienenstöcken rund eine Tonne Honig produziert worden, hieß es.
Kenia ist nicht das einzige Land, in dem Bienenstockzäune im Einsatz sind. Auch in anderen afrikanischen und asiatischen Ländern wie Tansania, Mosambik, Thailand und Sri Lanka zeichneten sich Erfolge damit ab, so die Autorinnen und Autoren.
Gefahr für das Erfolgsmodell: die zunehmende Trockenheit
Im Vergleich zu Kontrollgebieten ohne Bienen, die deutlich häufiger ungebetenen Elefantenbesuch hatten, lässt sich die Methode als Erfolgsmodell verbuchen. Die Forschenden warnen allerdings vor den Gefahren zunehmender Trockenheit im Zuge des Klimawandels: Während einer dreijährigen Dürreperiode im Studienzeitraum war die Bienenpopulation um 75 Prozent geschrumpft, die Wirksamkeit der Zäune eingebrochen.
Weitere Herausforderungen seien das Bevölkerungswachstum und die Ausbreitung menschlicher Infrastruktur, durch die der Lebensraum der Tiere immer kleiner werde. „Bienenstockzäune reduzieren die Ernteplünderungen durch Elefanten während der Hochsaison nach guten Regenfällen wirksam um bis zu 86,3 Prozent“, heißt es in der Studie, „aber vermehrte Störungen des Lebensraums der Elefanten oder häufigere und längere Dürreperioden könnten ihre Wirksamkeit als erfolgreiches Koexistenz-Tool verringern.“ (Katharina Köhler, dpa)
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