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Klimawandel: Forschende warnen: Gletscherflächen könnten sich bis 2100 halbieren

Klimawandel

Forschende warnen: Gletscherflächen könnten sich bis 2100 halbieren

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    Die Vereinten Nationen haben 2025 zum internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher ausgerufen.
    Die Vereinten Nationen haben 2025 zum internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher ausgerufen. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Die global schrumpfenden Gletscher zählen einer Studie zufolge zu den am schnellsten schwindenden Ökosystemen der Erde. Bis zum Ende des Jahrhunderts drohen die weltweit 210.000

    In diesem Fall entstünden eisfreie Naturräume von etwa der Fläche Finnlands, schreibt ein Forschungsteam aus Frankreich und der Schweiz im Fachjournal Nature. Bei geringen Emissionen würden die Gletscher demnach bis 2100 etwa 22 Prozent ihrer Fläche verlieren – das entspräche der Größe von Nepal. Die gewaltigen Eisschilde von Grönland und der Antarktis, die etwa 96 Prozent der weltweit permanent vereisten Flächen stellen, lässt die Studie allerdings außen vor, da dort andere Prozesse am Werk seien. 

    Forschende modellieren die Folgen des Gletscherschwunds

    Die Vereinten Nationen haben 2025 zum internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher ausgerufen. Nun stellt die Gruppe um Jean-Baptiste Bosson vom Conservatory of Natural Areas of Haute-Savoie in Annecy die nach eigenen Angaben erste globale Bestandsaufnahmen zum Gletscherschwund vor. Der derzeitige Rückgang der Eisflächen birgt vielerorts Risiken – etwa hinsichtlich der Wasserversorgung, der Hangstabilität oder in Form von Flutwellen durch die stark anschwellenden Gletscherseen. 

    Doch in der Studie konzentrierte sich das Team auf verschwindende und neu entstehende Naturräume. Für verschiedene Klimaszenarien modellierten die Forschenden die Folgen des Gletscherschwunds für mehrere Weltregionen. Bei weiterhin hohen Emissionen werden Gletscher am stärksten in den Gebirgen nahe der mittleren Breiten und in Äquatornähe schrumpfen: In Europa, Asien und den Anden dürften dann im Jahr 2100 nur noch 5 bis 20 Prozent der derzeitigen Flächen verbleiben. 

    Ebenfalls stark schwinden dürften Gletscher unter anderem in Alaska und an der Peripherie Grönlands. In Mitteleuropa dürften die relativ kleinen Gletscher selbst unter einer optimistischen Annahme mindestens 55 Prozent ihres Volumens verlieren. Weltweit behalten die Gletscher je nach Szenario bis 2100 zwischen 54 und 79 Prozent ihres derzeitigen Volumens.

    Das Verschwinden von Gletschern bedroht die wenigen auf diese Lebensräume spezialisierten Organismen. Als Beispiele nennen die Forschenden die patagonische Steinfliege, den in Tibet lebenden Ringelwurm oder die in den Alpen lebende Gletscherbachzuckmücke. Stattdessen dürften auf den frei werdenden Flächen je nach Temperatur, Niederschlag und Hangneigung neue Arten eine Heimat finden. 

    Forschende plädieren für mehr Schutz von Gletschergebieten

    Zu diesen neuen Naturräumen zählt das Forschungsteam sowohl terrestrische Gebiete als auch Süßwasserökosysteme sowie Meeresareale. Letztere entstehen beim Abschmelzen jener Gletscher, die ins Meer münden – etwa in den Außenbereichen der Antarktis oder in der russischen Arktis.

    Generell plädiert das Team dafür, Gletschergebiete stärker zu schützen. Demnach liegen derzeit nur 30 Prozent der Gletscherflächen in Schutzgebieten, weitere 17 Prozent unterliegen dem Antarktis-Vertrag, der etwa Bergbau-Aktivitäten untersagt. Als Vorbild nennen die Autoren das von Frankreich eingerichtete Schutzgebiet am Mont Blanc und ähnliche gesetzliche Regelungen in Chile und Argentinien. 

    In einem Kommentar betont Nicolas Lecomte von der kanadischen Universität Moncton, dass sich das Ausmaß der Entgletscherung erst allmählich zeige. „Es ist an der Zeit, die ökologischen Folgen der weltweiten Gletscherrückgänge zu ermitteln“, schreibt der Biologe. „Die Analyse von Bosson und Kollegen ist der erste Schritt hin zu einem vollen Verständnis der Verlagerung von Ökosystemen, die mit der globalen Entgletscherung einhergehen.“ Im nächsten Schritt müsse man jene noch wesentlich größeren Probleme erfassen, die mit den Veränderungen der Grönländischen und Antarktischen Eisschilde verbunden seien.

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