Alina macht gerade viele Dinge zum ersten Mal: Sie muss sich an der Universität zurechtfinden, besucht Erstsemesterveranstaltungen, lernt ihre Mitstudierenden kennen. Der typische Alltag einer Studienanfängerin eben.
Zu Hause aber warten noch andere Aufgaben auf Alina. Aufgaben, die für ihr Alter eher untypisch sind: einen Grundbuchauszug beantragen zum Beispiel. Einen Immobilienmakler beauftragen. Oder Besichtigungstermine mit Kaufinteressenten vereinbaren. Alina will ein Haus verkaufen, besser gesagt: Sie will ihr Haus verkaufen. Sie hat es von ihrer verstorbenen Großmutter geerbt – mit 19, ein halbes Jahr nach dem Abi. Mit ihrer Erbschaft besitzt Alina mehr Vermögen, als viele in ihrem ganzen Leben ansparen können. Schon jetzt gehört sie zu den wohlhabendsten 20 Prozent in Deutschland. Aber wie ist das eigentlich, so jung zu erben? Und ist das überhaupt gerecht?
Rund 400 Milliarden Euro werden in Deutschland jedes Jahr vererbt oder verschenkt, so schätzt es das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW). Das entspricht etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Tendenz steigend. Jeder und jede zehnte Erwachsene hat laut DIW in den vergangenen 15 Jahren geerbt oder eine größere Schenkung erhalten, andere dagegen gehen leer aus oder können nur auf einen überschaubaren Nachlass hoffen. Gerade geht das Vermögen der Aufbaugeneration an ihre Nachkommen über; jene Generation also, die sich ihren beschaulichen Wohlstand nach dem Krieg vom Mund absparte, so jedenfalls geht die Erzählung. Die von Wissenschaftlern seit Jahren ausgerufene Erbschaftswelle hat die geburtenstarken Babyboomer erreicht, die nun selbst vor dem Renteneintritt stehen und plötzlich über ihre Elternhäuser und nicht selten über üppige Sparbücher verfügen.
Mancher Experte warnt davor, jungen Menschen Geld zu vererben
So wie Alina schon in jungen Jahren zu erben, bleibt dagegen die Ausnahme. Eine Ausnahme auch, die viele nicht gerade gutheißen. Junges Geld verdirbt und lädt zum Faulenzen ein, so hat man es doch von den Eltern gelernt, oder nicht? „Wer arbeitet noch, wenn Geld und Wohnung da sind?“ titelte der österreichische Kurier vergangenes Jahr, und auch in der Frankfurter Allgemeinen war man sich sicher: „Viel Geld auf einmal ist schlecht für junge Leute“. In einem Brief an vermögende Eltern und Großeltern rät der FAZ-Finanzkolumnist Volker Looman tunlichst davon ab, den eigenen Sprösslingen an der Schwelle zum Erwachsenwerden in Form einer Schenkung ein größeres Vermögen anzuvertrauen. „Die Gefahr, dass der Kerl die 200.000 Euro für einen Porsche ausgibt, ist viel zu groß“, warnt der Autor und bezieht sich auf ein Beispiel aus seinem Bekanntenkreis. Es sei ein hehres Ziel, die Jugend finanziell unterstützen zu wollen, schreibt Looman, aber große Mengen an Geld gebe man am besten häppchenweise weiter. Wer jung zu Geld kommt, brauche vor allem eines: Schutz vor sich selbst.
Immerhin: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Yougov“ plant fast jeder oder jede zweite Deutsche eine zukünftige Erbschaft für die Altersvorsorge ein. Was natürlich zum Image der angeblich so verwöhnten Millennials und Generation Z passt. Da sind sie wieder, die Vorwürfe mit dem goldenen Löffel, das Klischee von reichen Kindern, die sich auf dem Vermögen ihrer Eltern ausruhen …
„Ich denke nicht: Wow, ich hab‘ jetzt Geld“
Alina, junge Erbin eines Einfamilienhauses
Alina jedenfalls führt ein ziemlich typisches Leben für eine 19-Jährige. Sie mag Hunde, interessiert sich für Sport und spielt im Verein Volleyball. Sie hat einen Freund und im Sommer ist sie mit ihren Freundinnen nach Paris gereist, um die Olympischen Spiele zu sehen. Am meisten Geld gebe sie für Sprit aus, sagt Alina, die im Großraum Augsburg lebt. Sie hat ein eigenes Auto, das aber nicht wirklich ihr gehört, sondern ihren Eltern. Ihr Pausenjahr zwischen Abitur und Studium hat sich Alina wie die meisten ihrer Freundinnen mit einem Minijob finanziert. Fragt man sie nach ihrer Kindheit, dann erzählt die 19-Jährige vom Gardasee, von einer Woche Urlaub pro Jahr, denn mehr sei zeitlich nicht möglich gewesen, der Vater Restaurantbesitzer und so. „Mein Vater hat nie schlecht verdient“, sagt Alina. Ein privilegiertes Umfeld sei das gewesen, indem sie aufwuchs. Keines aber, wo Geld im Überfluss vorhanden war.
19-Jährige aus dem Großraum Augsburg erbt Haus ihrer Oma
Als Alina erfährt, dass ihre Großmutter sie als Erbin vorsieht, weiß die 19-Jährige schnell, dass sie das Haus verkaufen möchte. Dort, wo es steht, im Umland einer größeren Stadt in Baden-Württemberg, wohne keiner mehr aus ihrer Familie, sagt die 19-Jährige. Das Haus gehört zu einem 600 Quadratmeter großen Grundstück, das direkt an Wald und Feldern gelegen ist. Früher habe zum Anwesen auch ein Bauernhof gehört, heute sei vor allem die Nähe zur Stadt attraktiv. Sie erzählt von ausgestopften Tieren in der Stube, von der altmodischen Einrichtung des 1992 gebauten Hauses. Erinnerungen an die Großmutter kommen ihr in den Sinn. „Wie sie in der Küche steht und Kartoffeln schält“, das sei so ein typischer Eindruck von der Frau, die so ein hartes Leben gehabt habe und zu der sie ein familiäres, aber nie ein wirklich enges Verhältnis hatte.
Ein Gutachter schätzt den Wert von Haus und Grundstück auf knapp 500.000 Euro. Eine halbe Million also. Bislang hatte Alina ein Vermögen von wenigen Tausend Euro angespart. „Ich denke nicht: Wow, ich hab‘ jetzt Geld“, sagt die Erbin, wenn man sie nach ihrer Situation fragt. „Am Anfang war ich total überfordert. Aber jetzt freue ich mich natürlich, dass ich mir damit etwas aufbauen kann. Ich weiß das wertzuschätzen.“ An ihrem Lebensstil, sagt Alina, habe sich seit der Erbschaft nichts geändert. Keine größeren Anschaffungen, kein schickes Paar Schuhe. Ein neues iPhone, das könnte sich die 19-Jährige vorstellen. „Mein altes ist schon fünf Jahre alt“, rechtfertigt sich Alina schnell, obwohl sie das gar nicht müsste. Aber das Handy kaufe sie sich erst, wenn das Haus verkauft sei.
Wie aber ist das bei anderen jungen Erbinnen und Erben? Anruf bei Sven Ebert, Mathematiker und Experte für Geldfragen, vor allem aber Mitarbeiter beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch. Das Unternehmen mit Sitz in Köln berät wohlhabende Familien, die ihr Vermögen an die nächste Generation weitergeben möchten.
Ruhen sich die Jungen auf dem Vermögen ihrer Eltern aus?
Der Mathematiker hat in einem wissenschaftlichen Aufsatz untersucht, wie Menschen mit plötzlichen Vermögenszuwächsen umgehen. Eine Erkenntnis seiner Arbeit: Mit selbst erarbeitetem Geld gehen Menschen grundsätzlich vernünftiger um als mit nicht selbst erarbeitetem Geld. Geht man davon aus, dass Konsumenten ihr Geld gedanklich in unterschiedliche Töpfe sortieren, unterscheide sich die Verwendung entsprechend: Lohn und Gehalt, das zeigten Studien, werden eher für das Bestreiten des Lebensunterhalts ausgegeben, für das Auffüllen des Kantinenguthabens etwa. Fremdes Geld aus Erbschaft oder Lottogewinnen fließe dagegen vermehrt in Luxusgüter wie etwa Essen in teuren Restaurants. Also doch alles Porsche, oder was?
„Beobachte nicht, dass sich die junge Generation darauf ausruht.“
Peter Daubenbüchel, Kundenberater beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch
Nicht ganz, denn es gibt da auch diese andere Erkenntnis: „Im Vergleich zu Lottogewinnern gehen Erben sehr bewusst mit ihrer Erbschaft um“, sagt Ebert. Während von einem mit Glücksspiel verdienten Euro statistisch nur 16 Cent gespart würden, seien es bei Erbschaften rund 60 Cent, also fast viermal so viel. Bei manchen Erben würden zum Beispiel Schuldgefühle das Bedürfnis wecken, das geerbte Geld gerade nicht zu verprassen, sondern sinnvoll zu verwenden.
Eberts Kollege Peter Daubenbüchel, der als Kundenberater bei Flossbach von Storch im direkten Austausch mit vermögenden Familien steht, stimmt den Ergebnissen aus der Wissenschaft zu. „Die junge Generation spürt in der Regel schon eine Verantwortung für das Vermögen ihrer Eltern“, beobachtet Daubenbüchel. „Wie sie mit dem Vermögen umgehen, hängt stark vom sozialen Umfeld und der Erziehung ab.“ Freilich seien bestimmte Privilegien nicht von der Hand zu weisen, etwa was die Studienwahl angehe und die Möglichkeit, längere Auslandsaufenthalte zu finanzieren. „Unter Umständen sind diese Menschen nicht so sehr auf Gehaltsmaximierung angewiesen“, vermutet Daubenbüchel. Sie wählten dann eher einen Beruf, der ihnen auch Spaß macht und mit den Interessen übereinstimmt. „Ich beobachte aber nicht, dass sich die junge Generation auf dem Vermögen ausruht.“
Wenn das Erbe für die Pflege draufgeht
Erbin Alina hat zum Wintersemester ein Studium der Sprachwissenschaften aufgenommen. Kein vermeintlich sicheres BWL-Studium also, sie interessiere sich einfach für Fremdsprachen, sagt die 19-Jährige. Scheint also was dran zu sein an der Sache mit der Berufswahl und den Interessen. Andererseits sagt Alina, ihre Studienwahl sei schon lange vor dem Erbe festgestanden. Früher wollte sie mal Medizin studieren und Ärztin werden, aber dann … nun ja, wie das so ist in dem Alter, wenn sich Pläne plötzlich ändern. „Das Erbe hat meine Studienwahl nicht wirklich beeinflusst“, sagt die 19-Jährige, gibt aber zu: „Wenn ich jetzt ein Jahr länger studiere, ist es nicht mehr so schlimm.“ Sie spüre schon eine Art Erleichterung und Druckabfall. Keine Notwendigkeit mehr, jetzt sofort Geld zu verdienen.
Weil sich Alina für ein Studium in Augsburg entschieden hat, will sie bei ihren Eltern wohnen bleiben: momentan noch in ihrem Kinderzimmer, bald vielleicht in einer Einliegerwohnung, die noch renoviert werden muss. Gut 500 Euro hat die 19-Jährige nach dem Abi in ihrem Mini-Job bei einem Möbelhändler verdient, dazu kommen die Unterhaltszahlungen des Vaters, pro Monat noch mal 600 Euro. Alina hat 40 Stunden pro Monat gearbeitet, theoretisch seien noch mehr möglich gewesen, aber sie sei mit dem Geld gut zurechtgekommen, sagt sie. „Ich ruhe mich auf meinem Erbe nicht aus. Ich weiß aber auch, dass mir das im Moment reicht.“
Fragt man in den Sozialen Netzwerken junge Menschen, welche Erfahrung sie mit dem Thema Erben gemacht haben, erfährt man von Geschichten, die ganz anders klingen als die von Alina. „Wir erben nichts. Alles Eigentum wird für die Pflege gebraucht“, schreibt eine Frau, die damit nicht allein ist, denn gleich mehrere Nutzerinnen berichten, dass Immobilien für die Kosten des Seniorenheims verkauft werden mussten. Eine andere Frau schreibt, dass ihre Eltern zur Miete lebten, sie habe ebenfalls keine Aussicht auf eine Erbschaft. „In meiner Familie gibt’s nichts zu erben“, so die ernüchternde Bilanz der 32-Jährigen. In ihrem Bekanntenkreis sei das durchaus anders, ein befreundetes Geschwisterpaar erbe die Häuser der Eltern und Großeltern. Nur ihr Mann könnte noch erben, sofern ihn seine Eltern berücksichtigten, schreibt die Frau.
Erbschaften in Deutschland stark ungleich verteilt
In Georg M. Oswalds Roman „In unseren Kreisen“ aus dem Jahr 2022 erben die Sandmanns, eine junge Familie in einer nicht näher genannten Großstadt, eine Villa im Wert von 2,5 Millionen Euro. Tatjana und Nikolai, die beide in kulturellen und damit mittelgut bezahlten Berufen arbeiten, ziehen mit Tochter Maria von der kleinen Altbauwohnung in ein Villenviertel. Langsam ändert sich das Leben der Sandmanns und sie bekommen eine Ahnung davon, wie es ist, vermögend zu sein. Sie gewöhnen sich an das Einkaufen im teuren Supermarkt und die versetzungsgefährdete Maria kann auf eine Privatschule wechseln. An einer Stelle im Roman wollen Tatjana und Nikolai ihren Freunden vom Erbe erzählen, drucksen aber etwas beschämt herum. „Ihr habt im Lotto gewonnen?“, rät ein Freund, der selbst nichts geerbt hat. „So ähnlich“, sagt Tatjana schuldbewusst und ahnt in diesem Moment, dass das Millionenerbe und die damit verbundenen Veränderungen eine Schneise durch ihre Freundschaft ziehen werden.
„Das hat mit Leistung überhaupt nichts zu tun“
Markus Grabka, Forscher am Deutschen Institut für Wirtschaft
Der Vergleich mit dem Lotto ist nicht ganz unpassend. Erben ist ein Glücksspiel, dessen Chancen ziemlich ungleich verteilt sind. Manche, um im Bild zu bleiben, gewinnen ein Einfamilienhaus mit Garten und ein gut gefülltes Girokonto. Das ist bei rund 30 Prozent der Erbinnen und Erben in Deutschland der Fall, wie Vermögensexperte Ebert von Flossbach von Storch erklärt. Sie erben im Schnitt Vermögen im Wert von 150.000 und 500.000 Euro. Andere wiederum erhalten einen Trostpreis, im besten Falle also etwas Geldvermögen und im schlimmsten Falle nichts oder gar Schulden. Das wiederum trifft bei 40 Prozent der Erbinnen und Erben zu, auf ein Haus oder eine Eigentumswohnung kann diese Gruppe in der Regel nicht hoffen.
Marlene Engelhorn lässt ihr Millionen-Erbe verteilen
Mit dem Hauptgewinn, also einem Erbe von mehreren Millionen, meist in Form von Betriebsvermögen, geht dagegen nur eine ausgewählte Gruppe von Menschen nach Hause. Es sind Menschen wie die Österreicherin Marlene Engelhorn, die als Nachfahrin eines BASF-Gründers einen zweistelligen Millionenbetrag erbte, was die 32-Jährige aber ungerecht fand und deshalb 25 Millionen Euro von einem Bürgerrat verteilen ließ. Auch in Deutschland gibt es diese Superreichen, die ihr Vermögen meist planvoll übergeben und die Erben über einen längeren Zeitraum an ihre Erbschaft heranführen, wie Kundenberater Daubenbüchel von Flossbach von Storch erklärt. Laut DIW erben sie, die oberen zehn Prozent, hierzulande fast die Hälfte der gesamten Erbmasse. Und spätestens da muss man sie stellen, die Frage nach der Gerechtigkeit.
Markus Grabka, Wirtschaftsforscher am Deutschen Institut für Wirtschaft, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Der 56-Jährige sagt, die Vermögensungleichheit in Deutschland sei „im internationalen Vergleich mit am größten“. In vielen südeuropäischen Ländern wie Spanien oder Italien seien Vermögen, und hier vor allem Wohneigentum, innerhalb der Gesellschaft deutlich gleicher verteilt.
Eine große Lücke klafft zwischen Ost und West, wie eine Studie des DIW aus dem Jahr 2021 zeigt. Das liegt vor allem daran, dass in Ostdeutschland seltener Wohneigentum vorhanden ist. Die Berechnungen zeigen, dass für den Zeitraum von 2002 bis 2017 in Westdeutschland nicht nur häufiger geerbt wurde. Auch bei den vererbten Summen tun sich erhebliche Unterschiede auf: Sie sind in Westdeutschland fast doppelt so hoch wie in Ostdeutschland. DIW-Forscher Grabka weist auch darauf hin, dass Erben großer Vermögen im Schnitt besser verdienen würden als jene, die wenig oder gar nichts erben. „Erbschaften finden vor allem dort statt, wo eh schon Vermögen vorhanden ist.“ Wohlhabende Familien vererben eben nicht nur Häuser, Sparbücher oder Aktiendepots. Sie geben ihren Kindern auch Bildung und Karrierechancen mit, so der Experte.
„Das hat mit Leistung überhaupt nichts zu tun“, sagt Grabka recht deutlich. In den vergangenen 40 Jahren seien die durchschnittlich vererbten Beträge stetig angewachsen – auch dann, wenn man Preissteigerungen berücksichtigt, wie die Berechnungen des DIW zeigen. „Es gibt den eindeutigen Trend, dass die Höhe der Erbschaften immer weiter nach oben geht.“ Ein wenig so wie bei einer Welle, die immer größer wird, anstatt abzuflachen oder gar zu brechen. Grabka warnt vor den Folgen für diejenigen, die wenig oder gar nichts erben. „Ohne Erbschaft oder Schenkungen kann man praktisch keine eigene Immobilie mehr finanzieren“, warnt der Forscher.
Region Augsburg: Nur wenige wissen von Alinas Erbschaft
Alina ist sich ihrer Privilegien bewusst. Neben der Immobilie ihrer Großmutter hat die 19-Jährige auch Aussicht darauf, gemeinsam mit ihrem Stiefbruder irgendwann das Haus ihrer Eltern zu erben. „Der große Plan ist langfristig, mir selbst mal ein Haus zu kaufen. Ich finde es schade, dass diese Chance anderen womöglich verwehrt bleibt“, sagt sie. Alinas Freundinnen wohnen mit ihren Eltern zum Teil in Mietwohnungen. In ihrer Clique ist sie die Einzige, die schon geerbt hat. Ihre Freundinnen und ihr Freund hätten sich für sie gefreut, sagt die 19-Jährige. Sie habe nicht das Gefühl, dass ihr Umfeld neidisch reagiert hätte. „Es gab niemanden, der es mir nicht gegönnt hat. Aber nur die engsten Freunde wissen auch über das Ausmaß Bescheid.“
„Ich wüsste nicht, ob ich es jedem gönne“
Alina, junge Erbin
Kundenberater Daubenbüchel von Flossbach von Storch beobachtet, dass sich die meisten Erbinnen und Erben zurückhaltend über ihren plötzlichen Vermögenszuwachs äußern. „Damit geht in der Regel keiner hausieren“, sagt Daubenbüchel. Über Geld spricht man eben nicht … wieder so eine typisch deutsche Abmachung, die in anderen Kulturen deutlich lockerer ausgelegt wird. Alina hat aber auch schon das Gegenteil erlebt: Einige ihrer ehemaligen Mitschüler hätten ihren Wohlstand richtig heraushängen lassen, sagt sie. Dafür hat die junge Erbin kein Verständnis. „Ich wüsste deshalb nicht, ob ich es jedem gönne.“
Geerbtes Haus verkaufen und Erlös richtig investieren
Beim Verkaufen ihrer Immobilie bekommt Alina Unterstützung von ihrer Familie. „Ohne ihre Hilfe könnte ich das nicht stemmen“, ist sich die 19-Jährige sicher. Sobald das Haus verkauft ist, will Alina den Erlös anlegen. Sie möchte in Fonds investieren, sogenannte ETFs, vielleicht auch in einzelne Aktien. So genau wisse sie das noch nicht, sagt Alina. „Ich habe schon Angst, damit falsch umzugehen, weil es so viele Möglichkeiten gibt.“ Die Vorstellung, dass bald eine halbe Million Euro auf ihrem Konto liegen könnten, findet sie verrückt. „Ich kenne ja sonst niemanden, bei dem das so ist.“
Bleibt also noch eine Frage: Fühlt sich Alina jetzt eigentlich reich? Immerhin verfügt sie über ein Vielfaches des Vermögens, das junge Menschen in Deutschland laut einer Befragung der Bundesbank im Mittel besitzen (das sind nur gut 11.000 Euro für Haushalte unter 25 Jahren). Zwar lässt sich die Reichtumsgrenze nicht trennscharf ziehen, Ökonomen haben eine Vielzahl an Kriterien. Nach den üblichen Grenzwerten aber ist Alina genau das: reich.
„Gerade fühle ich mich noch nicht reich“, sagt die junge Erbin. „Ich weiß nicht, ob sich das ändern wird, wenn da irgendwann diese Zahl, dieser Betrag steht.“ Eine halbe Million. Für Alina immer noch unfassbar.
Jetzt wird wieder Neid auf die geschürt, deren Eltern ihren Verdienst nicht für Urlaub und teure Autos verprasst haben... Man spart ja nicht für sich selber, sondern immer mit dem Hintergedanken seinen Kindern auch mal was hinterlassen zu können. Und das Geld wurde auch bereits versteuert.... also Finger weg!!
Keine Angst Herr Wagner, niemand will Ihnen etwas wegnehmen. Im Übrigen ist von Neid gegenüber Hausbesitzer wenig zu sehen, ganz im Gegensatz zu zahlreichen Sozialneidern.
Franz Wagner hat schon recht. Schwierig wird es halt, wenn statt einem Häuschen ein Vermögen von weit über 10 Millionen vererbt wird. Aber ich sag ja immer: Augen auf bei der Elternwahl!
Früher hat man sich Vermögen erarbeitet. Heutzutage wollen die Linken Vermögen "verteilen"................................ Das Grundproblem ist ein anderes: Früher ging der Mann arbeiten, die Frau kümmerte sich meistens um Hus und Kinder. Und mit diesem einen Verdienst hat sich die Familie ihr Leben finanziert und noch ein Haus gebaut und in 20 Jahren abbezahlt. Heutzutage kostet ein Haus mit Grundstück 800.000 €. Da wird es sogar mit 2 Verdiensten eng.
Das Geld unserer Eltern werden wir nie wieder verdienen. Und ja, den linken Ideen geht immer das Geld anderer Leute aus.
Na ja, immerhin setzen sich die Linken für die Ärmsten unserer Gesellschaft ein, während die Rechten sich als Sozialneider betätigen und den Ärmsten nicht mal das Bürgergeld gönnen.
Meinen Sie in der Zeit mit unglaublich hohen Steuern für Unternehmen und Vermögen (Ludwig Erhard!)? Ist das nicht auch die Generation Frauen/Altersarmut wie es im anderen Artikel steht?
Eine Erbschaft, die es den Erben ermöglicht, ohne zu arbeiten im Wohlstand zu leben, ist leistungsfeindlich und passt nicht zu unserer "Leistungsgesellschaft". Deswegen sind solche Erbschaften hoch zu besteuern. Das ist jedenfalls besser als die hohe Besteuerung von Einkommen der Leistungsträger. Und irgendwoher muss das Geld zur Finanzierung der Staatsaufgaben ja kommen.
Stattdessen hatte ich für das Erbe meines Bruder gerade mal 20.000,- Freibetrag.
Moment, aber haben es die Quandts nicht verdient jährlich mehrere Milliarden Euro zu einem Steuersatz zu bekommen von dem der Facharbeiter nur Träumen kann? Sie haben es schließlich zu verantworten dass ihr Nazipapa zur richtigen Zeit Anteile an BMW erworben hat, da kann man ihnen doch das kleine bisschen lassen...
Es herrscht in Deutschland keinerlei Arbeitspflicht außer im Rahmen einer Haftstrafe. Wer über genug Mittel verfügt und sich selbst versichert, der kann doch für sich privatieren. Zwar kommt es darauf an wie man reich wurde und nicht wie reich man ist, aber es ist noch das Eigentum dieses Erblassers. Leider muss man die hohen Erbschaftssteuern aufbringen bevor etwas ausbezahlt wird, das wird für einen normalen Arbeitnehmer ziemlich schwierig.
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