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Jahresrückblick: Gesichter des Jahres: Das war 2022 im Sport

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    Gesichter des Jahres: Das war 2022 im Sport
    Gesichter des Jahres: Das war 2022 im Sport Foto: dpa/Montage: AZ

    Lionel Messi und Kylian Mbappé

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    Foto: dpa/AZ

    Der Begriff Drama wird beim Fußball ja a) inflationär und b) meistens falsch verwendet. Es geht ja – auch wenn das manch einer anders sieht – nicht um Leben und Tod. Dennoch hatte diese Fußball-Weltmeisterschaft mit Lionel Messi ihren Hauptdarsteller fürs große Drama gefunden: Dem 35-jährigen Überkicker, der in seiner Karriere jeden Rekord gebrochen und (fast) jeden Titel gewonnen hatte, fehlte vor seiner letzten WM nur noch der größte Erfolg von allen. 

    Messis Argentinien strauchelte, fiel aber nicht und holte sich am Ende im wohl spannendsten Endspiel aller Zeiten den WM-Pokal. Für Messi war es die himmelblaue Krönungsmesse und die Abrundung seiner außergewöhnlichen Karriere. Dass die katarischen Gastgeber ihn im größten Moment der Karriere mit einem Bischt, einem arabischen Umhang bedachten, ist eine andere Geschichte. 

    Das Nachsehen an diesem Dezemberabend in Doha hatte einer, dem im Gegensatz zu Messi nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft gehören: Kylian Mbappé. Der 24-Jährige brachte Frankreich immer wieder zurück ins Spiel, wurde mit acht Toren Torschützenkönig des Turniers. Der am besten bezahlte Fußballer der Welt – vor seinem Pariser Vereinskollegen Messi übrigens – ist er jetzt schon: Das astronomische Paket soll deutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro betragen. 

    Mbappé scheint der Idealtyp eines modernen Stürmers zu sein: blitzschnell, technisch perfekt, in jeder Sekunde torgefährlich. In der Halbzeitpause des Halbfinals soll Frankreichs Trainer Deschamps gesagt haben: „Gebt Kylian den Ball!“ Und auch wenn es diesmal nur zum Vize-Weltmeister gereicht hat: Den Pokal hatte Mbappé schon vor vier Jahren gewonnen. (Florian Eisele)

    Gina Lückenkemper und Katharina Althaus

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    Foto: dpa/AZ

    Was mich nicht umbringt, macht mich nur härter! Nun ja, auf die Kalendersprüche der derben Art können Sportlerinnen und Sportler getrost verzichten. Und doch schmecken Siege umso süßer, je größer die Widerstände waren, die es zu bewältigen galt. Insofern war 2022 ein gutes Jahr für Gina Lückenkemper und Katharina Althaus. 

    Die Leichtathletin Lückenkemper genoss ihre Sternstunden bei der Europameisterschaft in München. Während Hunderttausende bei verschiedenen Sportarten, Rockkonzerten und Rasen-Picknick ein Olympia-Gefühl genossen, stürzte Lückenkemper nach ihrem Sprint zum EM-Titel über 100 Meter auf die Tartanbahn. Mit schmerzhaften Folgen. Beide Knie waren aufgeschürft, sie musste genäht werden. 

    Die Läuferin verbrachte die halbe Nacht in der Notaufnahme und bekannte tags darauf herzerfrischend, dass sie zuvor noch nie in einem Krankenwagen gefahren, geschweige denn in einer Notaufnahme gewesen sei. Die Lektion Alltag hat der 25-Jährigen nicht geschadet. Nur wenige Tage später holte sie mit der Staffel ihr zweites EM-Gold.

    Katharina Althaus bescherten dagegen pingelige Ski-Funktionäre schlaflose Nächte. Im Einzel sprang die Oberstdorferin bei Olympia in Peking zu Silber. Die 25-Jährige ging mit großen Erwartungen und dem gleichen Material in den Mixed-Wettbewerb. Was sich als fatal erweisen sollte. Die deutsche Mannschaft mit Selina Freitag, Constantin Schmid, Karl Geiger und Althaus lag auf Medaillenkurs bis ein Ski-Funktionär den Anzug von Althaus als nicht regelkonform wertete und das Team disqualifiziert wurde. Tränen statt Medaillen. In der Rückschau viel für das Leben gelernt. (Milan Sako)

    Lena Oberdorf und Franz Wagner

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    Foto: dpa/AZ

    Lange war es so, dass es dem durchschnittlich Sportinteressierten genügte, Alexandra Popp und Dennis Schröder zu kennen, um in Gesprächen über Frauenfußball oder Basketball zu punkten. Diese Zeiten haben sich geändert, denn inzwischen sollte man auch die Namen Lena Oberdorf und Franz Wagner parat haben, um Kompetenz zu demonstrieren. Die beiden haben im zurückliegenden Jahr eine beeindruckende Entwicklung genommen. Beide spielten sich im Rahmen von Europameisterschaften in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. 

    Die 21-jährige Oberdorf steht in Diensten des VfL Wolfsburg und gilt als eines der größten Talente im europäischen Fußball. Mit der deutschen Nationalmannschaft schaffte sie es bei der EM im Sommer bis ins Finale gegen England, das allerdings verloren ging. Es gehört zu den Besonderheiten dieses Jahres, dass das EM-Endspiel der Frauen mehr Menschen vor den Fernseher lockte, als jedes WM-Spiel der Männer

    Eine weitere Besonderheit ist, dass es die deutschen Basketballer wiederum nicht schafften, einen Hype für ihre Sportart auszulösen. Das lag auch daran, dass deren Spiele bei der Heim-EM in Köln und Berlin bei einem Streamingdienst zu sehen waren. Vielen blieb also verborgen, dass die Mannschaft Großartiges leistete und Bronze gewann. Natürlich war auch Dennis Schröder dabei. Doch die Zukunft gehört dem 21-jährigen Franz Wagner, der mit seinem Bruder Moritz für die Orlando Magic in der nordamerikanischen NBA spielt. Experten trauen ihm eine ähnliche Karriere wie seinem großen Vorbild Dirk Nowitzki zu. Ob er das schafft ist offen, doch seinen Namen sollte man sich merken – genauso wie den von Lena Oberdorf. (Andreas Kornes)

    Serena Williams und Roger Federer

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    Foto: dpa/AZ

    Die Schönheit des Spiels, sie ist immer eng mit Roger Federer verbunden. Der Schweizer war der Ästhet auf dem Tennisplatz. Mit seiner feinen Technik, seiner überlegten Art und dem anständigen Umgang mit dem Gegner. Immer war das bei Federer nicht so. Gerade in seinen jungen Jahren war er sehr impulsiv. Das aber änderte sich. Federer wurde ruhiger und immer erfolgreicher. 

    Als der 41-Jährige im September seinen Rücktritt ankündigte, weinte die Tennis-Welt. Als er in seinem letzten Spiel noch einmal im Doppel mit seinem alten Rivalen Rafal Nadal antrat, lagen sie sich im Anschluss mit Tränen in den Augen in den Armen. Federer hat viele Menschen berührt. Durch sein Spiel. Durch seine Art. Durch seine Siege. 20 Grand-Slam-Turniere hat er gewonnen, er stand 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Er hat für unvergessliche Momente gesorgt. 

    Serena Williams war anders. Nicht so filigran, ihre Spielweise war brachialer. Manchmal hat die US-Amerikanerin alleine mit ihrer Kraft die Gegnerinnen verzweifeln lassen. Auch Williams hat ihr Karriereende angekündigt. Auch bei ihr flossen die Tränen. Sie war weit in der Weltrangliste abgerutscht, in New York aber wollte sie es bei den US Open noch einmal allen zeigen. Sie kam bis in die dritte Runde, auch dort kämpfte sie gegen Ajla Tomljanovic aufopferungsvoll. 

    Das Stadion war voll, die Gegnerin deutlich jünger – aber Williams rannte und spielte. Mehr als drei Stunden lang. Dann stand die Niederlage fest – und der Abschied von der großen Tennisbühne nach 23 Grand-Slam-Siegen. Williams möchte künftig nur noch Mama sein, mehr Zeit für die Familie haben. Oder kehrt Williams doch noch einmal überraschend zurück? (Marco Scheinhof)

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