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Gift der Landkarten-Kegelschnecke könnte bei Behandlung von Diabetes helfen

Medizin

Neue Medikamente aus dem Gift einer Schnecke?

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    Das Gift der Landkarten-Kegelschnecke gehört zu den für den Menschen gefährlichsten Toxinen der Welt.
    Das Gift der Landkarten-Kegelschnecke gehört zu den für den Menschen gefährlichsten Toxinen der Welt. Foto: Adobe Stock

    Das Gift der Landkarten-Kegelschnecke gehört zu den für den Menschen gefährlichsten Toxinen der Welt – doch es könnte Stoffe enthalten, mit denen Diabetes und Hormonstörungen besser behandelt werden können. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie unter Leitung der US-amerikanischen Universität von Utah, über die im Fachblatt Nature Communications berichtet wird.

    Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine harmlose Muschel – und gehört doch zu den tödlichsten Giftmischern des Tierreichs: Der Landkartenkegel aus der Familie der Kegelschnecken trägt ein 6 bis 16 Zentimeter langes, oft konisches Haus, auf dem braune, teils auch violettfarbene Linien filigrane Muster bilden.

    Schnecke spießt Beute mit Giftzahn auf und verschluckt sie am Stück

    Auf dem Speiseplan des Fleischfressers, der in Korallenriffen im Indopazifik, im Roten Meer und im Indischen Ozean weitverbreitet ist, stehen vor allem Fische, an die der Landgartenkegel herankriecht. Dann stülpt er einen schlauchartigen Fangsack an seiner Mundöffnung über die Beute, die er mit einem Giftzahn aufspießt und am Stück verschluckt.

    Dabei hilft ihm eine einzigartige Waffe: Sein zusätzlich ins Wasser freigesetztes Gift enthält einen Insulin-ähnlichen Stoff, wie eine Gruppe um die Biologin Helena Safavi von der Universität von Utah schon 2015 entdeckte. Dieses Toxin senkt bei Fischen den Blutzuckerspiegel schlagartig – in der Folge reagieren diese langsamer.

    Nun hat das Team um Safavi das Gift des Landkartenkegels genauer untersucht und festgestellt, dass dieses neben Insulin noch ein Toxin enthält, das dem menschlichen Hormon Somatostatin ähnelt. Somatostatin wirke „wie ein Bremspedal im menschlichen Körper“ und verhindere, dass etwa Blutzucker- oder bestimmte Hormonspiegel gefährlich hoch anstiegen, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

    Consomatin wirkt auf den Blutzuckerspiegel

    Das Kegelschneckentoxin – genannt Consomatin – wirke ähnlich: Es unterstützt die Jagdstrategie des Räubers, indem es den bei seinen Beutetieren gesenkten Blutzuckerspiegel davon abhält, sich zu erholen. Im Vergleich zum menschlichen Hormon Somatostatin wirke Consomatin aber stabiler und spezifischer – entsprechend könnte es eine Grundlage für die Entwicklung neuer, besserer Medikamente bieten.

    Somatostatin wird in Medikamenten eingesetzt, mit denen etwa Menschen behandelt werden, deren Körper übermäßig Wachstumshormone produzieren. Da Consomatin auf den Blutzuckerspiegel wirkt, kann es diese Medikamente wahrscheinlich nicht ersetzen – es könnte aber die Entwicklung von Mitteln erlauben, die weniger Nebenwirkungen haben und länger wirken.

    Dass ausgerechnet ein tödliches Gift dabei helfen könnte, bessere Medikamente zu finden, sei nur auf den ersten Blick widersprüchlich, so Biologin Safavi in einer Mitteilung: Die Letalität der Gifte werde oft durch die gezielte Ansprache spezifischer Moleküle im Körper des Opfers unterstützt. Eben jene Präzision könne bei der Behandlung von Krankheiten außerordentlich nützlich sein.

    Gift könnte neben Insulin weitere wichtige Stoffe enthalten

    Der Forschungsgruppe zufolge teilt Consomatin eine evolutionäre Abstammung mit Somatostatin, aber über Millionen von Jahren der Evolution habe die Kegelschnecke ihr eigenes Hormon in eine Waffe verwandelt. „Wir denken, dass der Landkartenkegel dieses hochgradig selektive Toxin entwickelt hat, um zusammen mit dem insulinähnlichen Toxin den Blutzucker auf ein sehr niedriges Niveau zu senken“, sagt Erstautorin und Biochemikerin Ho Yan Yeung.

    Die Tatsache, dass mehrere Komponenten des Gifts der Kegelschnecke die Blutzuckerregulation anvisieren, deute darauf hin, dass das Gift viele andere Moleküle enthalten könnte, die Ähnliches tun. „Das bedeutet, dass im Gift nicht nur Insulin und Somatostatin-ähnliche Toxine vorhanden sein könnten“, so Yeung. „Es könnten potenziell auch andere Toxine mit glukoseregulierenden Eigenschaften vorhanden sein.“ Solche Stoffe könnten verwendet werden, um bessere Diabetes-Medikamente zu entwickeln. (Alice Lanzke, dpa)

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