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Gesundheit: Soziale Aktivitäten halten Menschen im Pflegeheim geistig fit

Gesundheit

Soziale Aktivitäten halten Menschen im Pflegeheim geistig fit

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    Soziale Aktivitäten im Pflegeheim sind wichtig, um geistig fit zu bleiben.
    Soziale Aktivitäten im Pflegeheim sind wichtig, um geistig fit zu bleiben. Foto: Adobe Stock

    Der Umzug in ein Pflegeheim ist für Seniorinnen und Senioren meist eine große Lebensumstellung. „Das kann zu Stress und zu einer Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten führen“, sagt Jochen René Thyrian, der sich am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Greifswald mit der Versorgung und Förderung von Demenzkranken beschäftigt. 

    Dennoch ließen sich Anekdoten über ältere Menschen, die wegen ihres Umzugs ins Pflegeheim kognitiv deutlich nachlassen, nicht verallgemeinern, betont Thyrian. Er gibt zu bedenken, dass Menschen meist zu einem Zeitpunkt ins Pflegeheim kommen, bei dem der geistige Abbau ohnehin schon eingesetzt hat. Zudem gebe es die umgekehrten Fälle, bei denen Seniorinnen und Senioren im Heim erst aufblühen, weil sie dadurch wieder Kontakte, Beschäftigung und ein soziales Umfeld bekämen. 

    Experte sieht Vorteile, wenn Fachkräfte die sozialen Aktivitäten unterstützen

    Wie wichtig soziale Aktivitäten im Pflegeheim sind, zeigt eine niederländische Studie im Journal of Alzheimer's Disease. Demnach schützen Interaktionen Bewohnerinnen und Bewohner, die geistig noch relativ fit sind, vor einem kognitiven Abbau. „Soziale Aktivität kann sehr viel bedeuten“, wird der Leiter der neuen Studie, Hein van Hout, zitiert. Er und sein Team verstehen darunter unter anderem miteinander Plaudern, Schwelgen in Erinnerungen, anderen helfen, Ausflüge, Einkaufen oder auch Bingo- und Kartenspielen. „Wir haben festgestellt, dass alle diese Aktivitäten eine präventive Wirkung haben“, sagt van Hout. Die Forschenden weisen darauf hin, dass bei den Ergebnissen auch eine Rolle spielen kann, dass geistig fittere Menschen eher sozial aktiv sind. Bei Menschen, die bereits eine mittelschwere bis schwere kognitive Beeinträchtigung hatten, stellten die Forschenden dagegen keinen Effekt durch soziale Aktivitäten fest. 

    Miteinander plaudern, in Erinnerungen schwelgen, einkaufen oder spielen – soziale Aktivität kann viel bedeuten.
    Miteinander plaudern, in Erinnerungen schwelgen, einkaufen oder spielen – soziale Aktivität kann viel bedeuten. Foto: Adobe Stock

    Für Studienleiter van Hout geben die Ergebnisse einen Hinweis darauf, wie das Personal eines Pflegeheims im Idealfall zusammengesetzt sein sollte. „Beispielsweise mit mehr Fachkräften oder Freiwilligen, die soziale Aktivitäten unterstützen.“ Das könnte langfristig auch die Kosten für die Pflege senken, weil geistig fittere Bewohnerinnen und Bewohner weniger Hilfe im täglichen Leben bräuchten. 

    Angehörige suchen oft überstürzt ein Pflegeheim

    Auslöser für die niederländische Untersuchung waren laut einer Uni-Mitteilung die Beobachtungen von Student Jack Pieters, der auch Co-Autor der Studie ist. Er hatte bei seiner Oma festgestellt, dass diese nach ihrem Umzug ins Pflegeheim kognitiv abgebaut hatte – möglicherweise auch, weil die alte Dame dort weniger sozial aktiv war als zuvor. 

    Im Idealfall ist das Pflegeheim wohnortnah und die Betroffenen suchen es selbst mit aus.
    Im Idealfall ist das Pflegeheim wohnortnah und die Betroffenen suchen es selbst mit aus. Foto: Adobe Stock

    „Wie sich der Umzug auswirkt, hängt stark vom Zeitpunkt ab“, erklärt Jochen René Thyrian vom DZNE. Oft lebten ältere Menschen so lange in den eigenen vier Wänden, „bis es nicht mehr geht“. Nach einem Sturz suchten Verwandte oft überstürzt ein Pflegeheim. Das sei für ältere Menschen belastend, zudem bei solchen Notfallentscheidungen meist keine Zeit dafür bleibe, um nach einem idealen Heim Ausschau zu halten. „Je vorbereiteter und selbst gewollter der Umzug ins Pflegeheim ist, desto besser läuft das“, sagt Thyrian. 

    Im Idealfall sei das Pflegeheim wohnortnah, der oder die Betroffene habe es selbst mit ausgesucht, die Angebote passten zu den eigenen Interessen, und es lebten vielleicht sogar schon Freunde dort. „Dann kann so ein Umzug ohne oder mit nur wenig geistigem Abbau ablaufen“, so Thyrian. Er empfehle, sich vor einem Umzug eingehend zu informieren, welches Pflegeheim gut passen könnte. Das kann bei einer offiziellen Pflegeberatungsstelle sein, aber auch im Bekanntenkreis oder bei einer schon vorhandenen ambulanten Pflegekraft.

    Die kognitive Entwicklung hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab

    Für ihre Untersuchung hatten sich die Forschenden um van Hout Datensätze zu rund 3600 Seniorinnen und Senioren in 42 Pflegeeinrichtungen in den Niederlanden und in Belgien angeschaut. Thyrian findet das Ergebnis „bedeutsam und wichtig“. Die kognitive Entwicklung hänge von so vielen Faktoren ab, darunter Erbanlagen, Alter, Ernährung, intellektuelle Betätigung, Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes, dass die soziale Aktivität für sich genommen statistisch keinen riesigen Effekt ausmachen könne. 

    Thyrian betont, dass soziale Angebote auch auf die einzelnen Bewohner abgestimmt sein müssen. „Ein 70-Jähriger mag möglicherweise nicht dieselbe Musik wie eine 90-Jährige, auch der Spielegeschmack kann sich sehr unterscheiden.“ Es sei zwar grundsätzlich wichtig, dass Pflegeheimbewohner Zeit miteinander verbringen und in soziale Aktivitäten eingebunden werden. „Aber die konkrete Ausgestaltung sollte man dem Heim und seinen Bewohnern überlassen.“ (dpa)

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