Jede Jahreszeit hat doch ihren ganz eigenen Geschmack. Da ist der Frühling, der nach Spargel und Erdbeeren schmeckt. Dann der Sommer, in dem Eis und Wassermelone für wohltuende Erfrischung sorgen. Und nach was schmeckt der Herbst? Natürlich nach Kürbis! In dieser Saison führt an dem orangen Fruchtgemüse kaum ein Weg vorbei. Seit nun mehr als 20 Jahren erwärmt der Kürbis sogar in süßer und flüssiger Form die Herzen vieler Herbstfans weltweit. Es ist das Jahr 2003, als im Headquarter der Coffeeshop-Kette Starbucks in Seattle der sogenannte Pumpkin Spice Latte (Kürbis-Gewürz-Latte) geboren wird - und seitdem einen regelrechten Hype ausgelöst hat.
Pumpkin Spice Latte bescherte Starbucks heuer einen Verkaufsrekord
Hundertmillionenfach wurde der PSL - so nennen Fans das Getränk - bereits verkauft, Variationen exklusive. Mitten im Spätsommer beginnt mittlerweile in den USA die PSL-Saison, wie der Coffeeshop die Zeit bis Anfang November nennt. Dieses Jahr bescherte die Wiedereinführung Starbucks sogar die verkaufsstärkste Woche in der 52-jährigen Geschichte des Unternehmens. In den deutschen Starbucks-Filialen wurde der Herbst etwas später eingeläutet, am 10. September. Den Herbst-Drink gibt es mittlerweile in unzähligen Varianten - als Cold Brew, Frappucino oder als Chai. Und - zur Freude der Testerin - nun auch in vegan.
Höchste Zeit zu fragen: Was ist da eigentlich drin? Während das Heißgetränk zubereitet wird, liefert ein Blick auf die Rechnung Aufschluss: Ein Espressoshot, aufgeschäumte (Hafer-)Milch und ein Pumpkin-Spice-Sirup ist darauf aufgelistet, auf Wunsch gibt es noch ein (veganes) Sahnehäubchen dazu. Aber wo ist denn nun der Kürbis? Der steckt laut der Starbucks-Website als Püree im Sirup. Wie viel Prozent Kürbis wirklich enthalten ist, wird nicht verraten. Tatsächlich kam das erste PSL-Rezept sogar ganz ohne Kürbis daher. Als das Getränk im Jahr 2003 entwickelt wurde, wollte Starbucks damit an den großen Erfolg der Winter-Drinks anknüpfen. Während hierzulande die Kürbissuppe als Herbstklassiker gilt, ist es in den USA und in Kanada der sogenannte Pumpkin Pie, ein Kürbiskuchen mit Zimt, Ingwer, Muskatnuss und Piment. Schnell stand daher fest, dass sich der neue Herbst-Drink an diesem Traditionsessen orientieren soll. Der Legende nach haben Peter Duke, der ehemalige Starbucks-Direktor für den Bereich "Espresso", und seine Mitarbeiter einen Tag lang abwechslend Pumpkin Pie und Espresso verkostet, um herauszufinden, wie sich die Aromen in einem Heißgetränk vermengen lassen. Herausgekommen ist eine Mischung aus Espresso, Milch, Sahne und einem Sirup mit den Pumpkin-Pie-Gewürzen.
Pumpkin Spice Latte schmeckt auch mit dem neuen Rezept nicht nach Kürbis
Nach einigen Jahren häuften sich die Beschwerden, dass in der Latte gar kein Kürbis ist - woraufhin Starbucks die Rezeptur leicht veränderte. Seit 2015 ist in dem Sirup nun immerhin ein Hauch von Kürbis enthalten. Dennoch wird weiterhin betont, dass es bei Pumpkin Spice Latte auch gar nicht primär um den Kürbisgeschmack geht, sondern vielmehr um die Kürbiskuchen-Gewürze. Und schmeckt man das Gemüse immerhin ein wenig heraus? Um ehrlich zu sein: überhaupt nicht. Stattdessen schmeckt die Latte durch die Gewürze - oh Wunder - eher weihnachtlich als herbstlich und vor allem: sehr süß, aber nicht zu künstlich wie erwartet.
Egal, wie viel Kürbis nun wirklich im Getränk steckt - besonders viele US-Amerikanerinnen und Amerikaner lieben ihren PSL. Der Psychologe Matt Johnson hat dafür eine simple Erklärung. Er führt den Hype um das Getränk auf die große Bedeutung des Pumpkin Pies in den USA und in Kanada zurück. Dort wird der Kürbiskuchen traditionell zu Thanksgiving serviert, dem Erntedankfest, das für viele das wichtigste Familienfest des Jahres darstellt. Daher verknüpfen viele Amerikanerinnen und Amerikaner den PSL automatisch mit dieser Zeit und den damit verbundenen Gefühlen. Der Geschmack von Pumpkin Pie „löst nostalgische Gefühle von Schulanfang, Herbstsaison, Familientreffen und einer gemütlichen Stimmung aus“, erklärt der Psychologe dem Portal „Tasting Table“. Der Effekt ist auch in der Marktwirtschaft bekannt: „Saisonale Produkte knüpfen an die Gefühle dieser Saison an und Emotionen sind ein starker Motivator für den Kauf“, so Bruce Clark, Professor für Marketing an der Northeastern University gegenüber dem Portal CNBC. Neben den verknüpften Gefühlen profitieren Unternehmen auch durch die begrenzte Verfügbarkeit von saisonalen Produkten. Der psychologische Mechanismus dahinter: Gerade, weil ich etwas nicht das ganze Jahr haben kann, möchte ich es dann umso mehr.
Pumpkin Spice Latte zum Selbermachen: Foodbloggerin Malene zeigt wie
Auch wenn Erntedank und Kürbiskuchen in Deutschland weniger von Bedeutung sind, zieht der PSL auch hierzulande viele Kaffeefans in seinen Bann. Längst sind auch einige Foodblogs auf den Trend aufgesprungen und präsentieren Rezepte, mit denen sich ein PSL zu Hause selber machen lässt. Immerhin kostet der Blog "Einfach Malene" von der Hamburgerin Malene Schröder. Die 39-Jährige führt ihren Blog seit drei Jahren hauptberuflich und erreicht mit ihren Rezepten monatlich ein bis zwei Millionen Menschen, in der Weihnachtszeit sogar drei bis vier. "Kein Getränk ist so herbstlich wie der Pumpkin Spice Latte“, schwärmt Malene unter einem ihrer Beiträge auf Instagram. Und das, obwohl die Foodbloggerin in einem digitalen Treffen ganz klar sagt: "Ich mag Kürbis gar nicht. Butternut geht noch einigermaßen, aber Hokkaido kann ich nicht mal riechen." Erst vor drei Jahren hat sie sich daher das erste Mal getraut, den Kürbis-Drink bei Starbucks zu probieren - und wurde positiv überrascht. "Der Kürbis schmeckt nicht so dominant", bestätigt Malene. Auch für die Foodbloggerin ist der PSL mit einer bestimmten Stimmung und Gefühlen verknüpft.
satte 5,90 €. Einer der ersten deutschen Foodblogs, in denen das Kultgetränk zum Selbermachen angepriesen wurde, warIn erster Linie führt sie den Hype auf das amerikanische Lebensgefühl zurück, das Starbucks gekonnt vermittelt. Auch Malene ist 2017 auf ihrer Hochzeitsreise in New York dem Coffeeshop verfallen. "Dort ist es vollkommen normal, dass man nicht zu Hause oder im Hotel frühstückt, sondern zu Starbucks geht", erzählt die zweifache Mutter. "Daher löst ein Starbucks-Drink bei mir totale Urlaubsgefühle aus." Außerdem passe der würzig-süß-warme PSL perfekt zur Herbststimmung. "Ich liebe es, wenn ich es mir an einem regnerischen Herbsttag mit einem Heißgetränk gemütlich machen kann", schwärmt die Bloggerin. "Das ist für mich Entspannung pur." In ihrem Blog-Beitrag bewirbt Malene ihr PSL-Rezept mit dem Versprechen, dass der Drink schmecke wie das Starbucks-Original. Die Zutaten sind bekannt, daher experimentierte sie einfach mit den Mengen. "Mein Ziel war nicht, eine totale Zuckerbombe zu kreieren", betont die Hamburgerin. Denn für seine Zuckermenge wird der Starbucks-Drink auch kritisiert. Statt auf Kürbis-Sirup setzt Malene auf echtes Kürbispüree und Zucker. Der Kürbis verleiht der Latte einen warmen Orangeton und lässt sie dadurch schon einmal herbstlicher anmuten als das hellbraune Original. Für die Zubereitung teilt die Foodbloggerin zwei Tipps. Erstens: Wer keinen ganzen Kürbis schlachten möchte, kann für das Kürbispüree auch einfach zu Babybrei-Gläschen greifen. Zweitens: Die Gewürze sollten auf jeden Fall fein gemahlen sein, um beim Trinken ein Kratzen im Hals zu vermeiden. Beim Testen fällt sofort auf: Im Vergleich zum Starbucks-Original schmeckt der selbst gemachte PSL deutlich mehr nach Kürbis.
Pumpkin-Spice-Outfits: Die Vogue ruft den Trend "PSL-Dressing" ins Leben
Nicht nur Foodblogs, auch die Lebensmittelindustrie ist auf den Pumpin-Spice-Hype angesprungen. Besonders in den USA reihen sich in den Supermarkt-Regalen viele Produkte mit Pumpkin-Spice-Note, zum Beispiel Donuts und Zerealien. Die PSL-Produkte sind sogar zu einer Industrie mit einer halben Milliarde Umsatz angewachsen, so das Ergebnis einer Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen IQ. Und dabei wurden noch nicht einmal die Pumpkin-Spice-Haushalts- und Kosmetikartikel mit eingerechnet, wie Duftkerzen oder Lufterfrischer.
Es dauerte auch nicht lange, bis andere Kaffeehäuser den Erfolgsdrink kopierten - mit der Reaktion, dass Starbucks seinem Original sogar einen eigenen Twitter-Kanal mit dem Namen @therealpsl widmete. Auf dem Profilbild der typische Starbucks-Becher mit einer orangenen Sonnenbrille auf. Dem "echten PSL" folgen 81.768 Menschen. Sogar die Modewelt hat der Herbst-Drink infiziert. Trendsetter ist - wie so oft - das Magazin Vogue. Das nutzte ein kaffeefarbenes Outfit der britischen Herzogin Meghan Markle, das sie Anfang September bei einer Veranstaltung in Düsseldorf trug, um daran anknüpfend ein „PSL-Dressing“ ins Leben zu rufen. Aber auch schon davor sind die Suchanfragen nach Kleidung, Make-up und Nagellack in Pumpkin-Spice-Farben laut Mode- und Beautyportalen in die Höhe geschossen. Ganz so weit geht die Begeisterung der Foodbloggerin Malene dann nicht. Bei ihr bleibt der PSL doch einfach in der Tasse.
Das Rezept für einen Pumpkin Spice Latte zum Selbermachen
Benötigte Gerätschaften: Espressokocher oder Kaffeemaschine, Milchaufschäumer
Zutaten für ein Glas:
- 1 Espresso
- 1 TL Pumpkin Spice (als gekaufte Mischung oder selbst gemacht)
- 1 TL brauner Zucker
- 1 EL Kürbispüree
- 150-200 ml Milch (Mit Hafermilch wird der Drink automatisch süßlicher)
Für die Pumpkin-Spice-Mischung:
- 4 TL Zimt
- 2 TL Ingwer
- 1 TL Piment
- 1 TL Muskat
- 1 TL Nelken
Zubereitung:
- Den Espresso mit Zucker, Kürbispüree und der Gewürzmischung verrühren.
- Die Milch aufschäumen, den Espresso-Mix einrühren und mit Milchschaum oder Sahne auffüllen. Mit etwas Gewürz bestäuben und fertig ist der Herbst-Drink.