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Genuss: Alles glüht: Worauf es bei heißem Bier oder Hot Aperol ankommt

Genuss

Alles glüht: Worauf es bei heißem Bier oder Hot Aperol ankommt

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    Es muss nicht unbedingt Glühwein sein. Im Winter werden inzwischen viele Cocktails und auch Bier heiß gemacht.
    Es muss nicht unbedingt Glühwein sein. Im Winter werden inzwischen viele Cocktails und auch Bier heiß gemacht. Foto: Philipp von Ditfurthm, dpa

    Hände um die Glühweintasse, vorsichtig nippen, und schon wird einem wärmer, innerlich wie äußerlich. Zum Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gehört das süß-würzige Getränk dazu. Andere wärmen sich den Glühwein auch zu Hause im Kochtopf auf und genießen ihn auf der Couch. Aber es muss nicht unbedingt sein. Inzwischen gibt etliche alkoholische Getränke, Longdrinks und Cocktails in der heißen Variante: Glühbier, Glühgin, heißer Hugo, Mery Moscow Mule. Aber warum eigentlich?

    Die Grundlage für Glühbier ist normales Bier

    Beim Bier werden normalerweise schnell Beschwerden laut, wenn es zu warm ist. Gestauchtes, also warmes Bier, trinkt man doch höchstens bei Erkältung. Großmutters Empfehlung, ob es hilft, sei dahingestellt. Aber längst wird im Winter nicht mehr nur Wein erhitzt und gewürzt, sondern auch Bier. "Der Trend, alkoholische Getränke zu erwärmen, ist nicht neu und passt gut zu kälteren Jahreszeiten", sagt Michael Busemann vom Verband der Diplom Biersommeliers. Schon im Mittelalter hätten die Menschen ihr Bier erwärmt und gewürzt. Der heutige Trend sei wohl vor allem den Weihnachtsmärkten zuzuschreiben. Außerdem entspreche Glühbier, ähnlich wie Craftbier, der Nachfrage nach innovativen und saisonalen Bierstilen. 

    Das Prinzip ist dasselbe wie beim Glühwein. "Die Grundlage für Glühbier ist normales Bier", sagt Busemann. Es werde aber nicht einfach nur aufgewärmt, sondern habe "einen angereicherten Geschmack, der durch Gewürze wie Zimt, Nelken, Sternanis und manchmal Zitrusfrüchte entsteht". Sie verleihen dem heißen Bier eine winterliche Note. Wichtig sei, es nicht zum Kochen zu bringen, da sonst die Gewürzaromen das Bieraroma überlagerten. 

    Außerdem gehe die Kohlensäure beim Kochen verloren. "Wann man es richtig macht, lässt sich die Kohlensäure zu einem gewissen Teil erhalten. Die ideale Serviertemperatur liegt zwischen 60 und 70 Grad Celsius." Ein sanftes Erwärmen bei dieser Temperatur ermögliche es zudem, dass die Gewürze ihre Aromen voll entfalten können, ohne den Charakter des Biers zu beeinträchtigen. Im Idealfall bleibe dieser bis auf die Schaumkrone, die beim Erhitzen verloren geht, bestehen. "Außerdem sind frische Zutaten für ein reichhaltiges Aroma entscheidend", sagt Busemann.

    Glühwein statt Weißwein: Worauf es bei Heißem Hugo und Hot Aperol ankommt

    Das betont auch Michael Reuss, der eigenen Angaben zufolge den ältesten Glühweinstand auf dem Münchner Christkindlmarkt betreibt. Er bietet neben klassischem Glühwein auch ausgefallenere Heißgetränke an wie Heißen Hugo und Hot Aperol. Beide haben weißen Glühwein als Basis – statt des Proseccos, der normalerweise verwendet wird. Bedeutet: Heißer Hugo besteht aus Glühwein und Holundersirup, Hot Aperol aus Glühwein und dem Aperitif Aperol. "Unser genaues Rezept bleibt aber ein Geheimnis", sagt Reuss. 

    Besonders bei jungen Menschen sei die Nachfrage nach den winterlichen Cocktails recht hoch. Und das nicht erst seit gestern. Heißen Hugo hat Reuss seit zehn Jahren im Sortiment, Hot Aperol seit zwei. "Die Trends, die es bei Sommergetränken gibt, gibt es dann eben auch im Winter. Man muss ein bisschen mit der Zeit gehen", sagt er. 

    Für die ältere Generation, die mehr auf Tradition setzt, schenkt er nach wie vor klassischen Glühwein aus. "Und wir machen auch nicht jeden Schmarren mit. Es gibt auch viel Unfug, als ob es zwanghaft eine Veränderung bräuchte – zum Beispiel Glühwein mit Sahne. Das hat mit der ursprünglichen Idee nichts mehr zu tun." Doch es gebe auch innovative Ideen, die er gerne ausprobiere. "Einige Leute haben nach Rosé Glühwein gefragt, Glüh-Rosé quasi. Vielleicht nehmen wir den nächstes Jahr ins Sortiment auf. 

    Experte sagt: "Chemische Zusatzstoffe verfälschen den Geschmack"

    Aber was ist mit Glühgin, heißem Mojito oder heißem Caipi? "Man muss bedenken, dass die Zutaten immer frisch sein sollten und wir nicht irgendein Fertigprodukt anbieten wollen. Aber für so viele verschiedene Getränke reicht der Platz in einem Stand am Weihnachtsmarkt nicht aus. Deshalb bieten wir lieber Ausgewähltes an", sagt Reuss. 

    Zu Hause in der eigenen Küche sei das etwas anderes. Aber auch für die heimatliche Couch empfiehlt der Standbetreiber: Selber machen mit frischen Zutaten. "Das ist wie beim Essen. Ein frisch zubereitetes Gericht schmeckt einfach besser als eine aufgewärmte Fertigmahlzeit. Chemische Zusatzstoffe verfälschen den Geschmack."

    Auch Busemann spricht sich für Selbstgemachtes aus: "Gekauftes Glühbier kann zwar praktisch sein, bietet aber oft weniger Raum für Individualisierung." Beim Selbermachen könne man besser auf die Qualität der Zutaten achten und den Geschmack individuell anpassen, wie es einem gefällt. 

    Der Biersommelier trinkt selbst ab und an ganz gerne ein Glühbier. "Es schmeckt und wärmt, aber es hat keine hohe Drinkability." Das heißt, das Bier lädt nicht gerade zum Weitertrinken ein, denn es sättigt schnell, und im Normalfall trinkt man eher weniger davon. Biersommeliers sind laut Busemann geteilter Meinung, was Glühbier angeht. "Einige sehen es als kreative Variante an, die die Vielfalt von Bier zeigt, andere könnten es als Verfälschung des traditionellen Biergeschmacks betrachten."

    Und wie sieht es da beim Hot Aperol aus? "Mir schmeckt es, aber ich mag traditionellen Glühwein lieber", sagt Reuss. Das sei wie im Bierhandel. "Es gibt ja zum Beispiel Weißbier mit Orangenlimonade, und das schmeckt hin und wieder mal ganz gut, aber es wird nie das herkömmliche Weißbier ablösen. Es ist mehr eine Ergänzung."

    Rezept für Glühbier

    Zutaten (für zwei Gläser):

    1 Liter Bier 2 Zimtstangen 4 Nelken 1 Sternanis Schale einer Bio-Orange 2 – 3 EL brauner Zucker

    Die Gewürze und den Zucker zum Bier geben. Das Gemisch langsam erwärmen, aber nicht kochen. 

    Quelle: Michael Busemann

    Rezept für Hot Aperol

    Zutaten (für zwei Gläser):

    200 ml Apfelsaft (alternativ Orangensaft) 1 Zimtstange 250 ml Weißwein (trocken) Saft einer halben Zitrone 70 ml Aperol 1 Orange (zum Dekorieren)

    Den Apfelsaft bei niedriger bis mittlerer Hitze fünf bis zehn Minuten mit der Zimtstange ziehen lassen. Der Saft sollte nicht kochen. Den Weißwein hinzufügen und erneut erwärmen (nicht kochen). Aperol und Zitronensaft ebenfalls hinzufügen. Den fertigen Hot Aperol in Tassen abfüllen und mit einer Orangenscheibe dekorieren.

    Quelle: "Selbstgemacht – der Foodblog"

    Rezept für Heißen Hugo

    Zutaten (für zwei Gläser):

    1⁄2 Flasche Weißwein 40 ml Holunderblütensirup 1 Zitrone 1 Zweig Minze

    Den Weißwein erhitzen, aber nicht kochen, und den Holunderblütensirup sowie eine Scheibe Zitrone hinzufügen. Den Heißen Hugo in Glühweintassen abfüllen und je eine Scheibe Zitrone und ein paar Blätter frische Minze dazugeben.

    Quelle: "Chefkoch" 

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