Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten
Gesellschaft
Icon Pfeil nach unten

Freundschaft: Ghosten oder ehrlich sein: Wenn Freundschaften enden

Eine enge und gesunde Freundschaft wünscht sich wohl jeder – aber was, wenn sie zerbricht?
Freundschaft

Ghosten oder ehrlich sein: Wenn Freundschaften enden

    • |

    Freundinnen und Freunde finden ist nicht immer leicht – wenn Freundschaften zu Ende gehen, ist das zumal noch schwerer. Gerade dann, wenn man sie eigenmächtig beendet. Vielleicht war der letzte Streit zu heftig, das Verhalten ist zu toxisch, die Einstellungen sind zu divers. Irgendwann ist die Erkenntnis da: An diesem Punkt müssen sich die Wege trennen. Was sagt man da? "Ich mach' Schluss. Es liegt nicht an dir, sondern an mir. Wir können ja Freu- ... äh, Feinde bleiben." Vielleicht muss es ja gar kein klärendes Gespräch sein, und eine kurze Nachricht per WhatsApp tut's auch? Oder aber man ignoriert den anderen ganz einfach. Keine Anrufe, keine Antworten mehr. Kontaktabbruch in der modernen Form des Ghostens. Doch bevor an diesem Punkt bereits das Ende durchexerziert wird, zurück auf Anfang. Ein Freund erzählt über die kränkelnde Beziehung zu seinem besten Kumpel. 

    Manchmal leben sich Freundinnen und Freunde auseinander – was dann?

    Freunde seit bald 15 Jahren. Seit Marc zur fünften Klasse auf Julians Schule gekommen ist. Darauf können die beiden stolz sein. Sie haben miteinander Fußball gespielt und gezockt. Sind befreundet geblieben, als Marc fürs Studium in eine andere Stadt gezogen ist. Kein Thema, die Distanz hält das aus. Waren in gemeinsamen Urlauben, zum Tauchen und zum Wandern. Haben zusammen gefeiert und zusammengehalten, miteinander gegrillt und miteinander gelacht. Und dann – plötzlich passt's nicht mehr so ganz. Gründe hat das viele.

    Eine Freundschaft wie Bibi und Tina, wie Asterix und Obelix, wie Ernie und Bert. "Ich werde für dich da sein", singt die Band The Rembrandts im Titelsong der Sitcom "Friends" auf Englisch, "wenn es anfängt, in Strömen zu regnen. Ich werde für dich da sein, so wie ich es schon immer gewesen bin. Ich werde für dich da sein, weil du auch für mich da bist." Eine Freundschaft wie Pippi Langstrumpf, Tommy und Annika. Wie Biene Maja und Ihr Willi. So eine Freundschaft, die wünschen wir uns doch alle. Doch sie ist längst nicht die Regel.

    Wie schön, wenn man mit seinen Freundinnen und Freunden in die gleiche Kindergartengruppe oder Schulklasse geht.
    Wie schön, wenn man mit seinen Freundinnen und Freunden in die gleiche Kindergartengruppe oder Schulklasse geht. Foto: Iñaki Berasaluce, dpa (Symbolbild)

    Julian hat eine neue Freundin, Marc macht jetzt Triathlon. Marc hat kein Verständnis für Julians Hund und dafür, dass man den nicht ständig allein lassen kann. Dass Julian inzwischen in einer Führungsposition arbeitet und deshalb weniger Zeit hat, versteht Marc nicht. Anstatt Julian direkt darauf anzusprechen, geht er über dessen Freundin. "Sag mal, arbeitet Julian wirklich so viel?" Oder hat der bloß keine Lust, mit mir abzuhängen? Letztere Frage stellt Marc nicht laut, sie liegt unausgesprochen und doch greifbar in der Luft.

    Toxische Freundschaften sollte man beenden

    Ungemütlich wird es in jeder Freundschaft einmal, egal ob Duo, Trio oder großer Freundeskreis – zum Beispiel, wenn der beste Freund eben nicht da ist, wenn es zu regnen beginnt. Oder wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt, die dazugehören wie Stechmücken zum Sommer – man hat sie nicht gerne, aber man wird sie nie ganz los. Die Wunden, die sie hinterlassen, sind schnell wieder verheilt, vergeben und vergessen. Meistens jedenfalls.

    Manche Freundschaften entstehen in der Jugend – und halten möglicherweise bis ins Erwachsenenalter.
    Manche Freundschaften entstehen in der Jugend – und halten möglicherweise bis ins Erwachsenenalter. Foto: Sebastian Kahnert, dpa (Symbolbild)

    Ob Marc merkt, wie die Kluft zwischen den beiden größer wird, weiß Julian nicht. Dafür spürt Julian selbst es nur allzu schmerzlich. Ist Marc überhaupt noch sein bester Kumpel? "Wir sind schon so lange befreundet, da will ich das nicht liegen lassen", sagt Julian nachdenklich. "Marc war mal anders."

    Manchmal, da kommt eine Freundschaft an einen Punkt, da ist das Maß voll. Die einst so enge, vertraute Verbindung, sie bricht ab. Ohne Widerruf. Aber warum? Laut einer Studie der Institute YouGov und Sinus unter anderem deshalb, weil man einander belügt, nicht ehrlich ist. Das sagen jedenfalls 56 Prozent der Teilnehmenden einer repräsentativen Online-Umfrage. Genauso viele Beteiligte geben an, weil man sich auseinandergelebt hat oder nicht mehr auf derselben Wellenlänge ist. Wenn sie ausgenutzt werden, kündigen 53 Prozent die Freundschaft. Und auch, wenn Geheimnisse ausgeplaudert (46 Prozent) und hinter dem Rücken gelästert wird (44 Prozent), kann das eine Freundschaft kaputtmachen. 20 Prozent bekundeten, Freunde verloren zu haben, weil diese anderer Meinung zu Corona-Maßnahmen oder -Impfungen waren. Differenzen in Hinblick auf den Klimawandel (18 Prozent) oder den Ukraine-Krieg (27 Prozent) können Freundschaften ebenfalls belasten.

    Nicht jede Freundschaft ist für die Ewigkeit gemacht – wie sollte das denn auch funktionieren? Der genannten Studie zufolge haben die Menschen in Deutschland im Schnitt vier enge Freunde und zählen zwölf Personen zu ihrem erweiterten Freundeskreis. Der gesamte Bekanntenkreis besteht durchschnittlich aus etwa 50 Personen. Aber in unserem Leben machen wir immer wieder neue Bekanntschaften. In der Arbeit, im Sport, im Verein, auf Reisen. Würde nie eine Freundschaft verloren gehen und immer wieder neue dazukommen, würde das diese Zahlen ganz schnell übersteigen. Wir hätten gar nicht die Kapazitäten für all diese Verbindungen.

    Zerbrochene Freundschaften fühlen sich manchmal an wie Liebeskummer

    Aber wie nun richtig Handeln bei der Erkenntnis: Diese eine Freundschaft ist nicht mehr das, was sie einmal war? Muss sie an dieser Stelle wirklich beendet werden und wenn ja, wie? 

    Ein klärendes Gespräch käme für Marc aus dem Nichts, vermutet Julian. "Er wäre wohl nicht sauer, aber würde mich nicht verstehen." Und er würde den Spieß wahrscheinlich umdrehen. Julian vorhalten, was er alles falsch macht. Der sagt: "Ich bin sicher auch nicht perfekt."

    Marouan El Baz, Psychologe aus Bonn, rät in Julians Fall dazu, Marc gegenüber offen anzusprechen, was ihn belastet. Denn er erkenne hier keine toxischen Verhaltensweisen, sehe lediglich zwei Menschen, die sich unterschiedlich entwickelt haben und erwachsen geworden sind. "Eine langjährige Freundschaft einfach wegzuschmeißen, sollte nicht die erste Option sein", so El Baz. Doch durch Schweigen und ein Weitermachen wie bisher würde sich der Leidensdruck, der sich in Julian aufgebaut hat, nicht lösen. "Man sollte sich für seine Gefühle auch nicht schuldig fühlen oder schämen, denn dafür kann man nichts."

    Eine gesunde Freundschaft halte aus Sicht des Psychologen ein klärendes Gespräch aus, wenn es adäquat und ohne Anschuldigungen geführt werde. Anstatt Marc aufzuzählen, was er "falsch gemacht" hat, könnte Julian mit Ich-Botschaften arbeiten und Sätze formulieren wie: "Ich fühle mich unverstanden." Einen Versuch sei das wert, denn man könne nie wissen, wie der andere reagiert – auch wenn man meint, ihn noch so gut zu kennen. "Manchmal tut ein Knall gut. Wenn man dann im Gespräch auf keinen gemeinsamen Nenner kommt, kann immer noch ein Schlussstrich gezogen werden", so El Baz. Und dann mit der Gewissheit, alles versucht zu haben.

    Gemeinsames Studieren und Lernen kann die Grundlage für eine Freundschaft sein.
    Gemeinsames Studieren und Lernen kann die Grundlage für eine Freundschaft sein. Foto: Edith Geuppert, dpa (Symbolbild)

    Eine andere und heute weitverbreitete Möglichkeit, mit der verzwickten Situation umzugehen, wäre das Ghosten. Heißt: Einfach ignorieren, keine Reaktionen auf Nachrichten oder Anrufe. Das wäre laut El Baz jedoch eine reine Vermeidung des Konflikts, der als unangenehm empfunden wird. In Deutschland seien die Menschen so sozialisiert, niemanden vor den Kopf stoßen zu wollen. Doch gerade bei Julians und Marcs Vorgeschichte hält der Psychologe ein Ghosten für unfair: "Eine Freundschaft einfach im Sande verlaufen zu lassen, ist Usus in unserer Gesellschaft. Aber das ist deshalb nicht die feine Art." 

    Sollte Julian tatsächlich mit dem Gedanken spielen, Marc zu ghosten, müsste er sich auch über die Konsequenzen seines Handelns im Klaren sein. Marc würde womöglich ein Leben lang ahnungslos bleiben, warum sein ehemals bester Freund nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Diese Ungewissheit schmerzt und kann für viele Menschen stark belastend sein. "Julian sollte Marc das nicht antun, zumal nichts Böses vorgefallen ist", so El Baz' Fazit. 

    Anders hingegen würde der Psychologe die Situation bewerten, wenn es sich um eine toxische Freundschaft handeln würde. Also zum Beispiel, wenn ein Freund oder eine Freundin emotionalen Druck ausübt, kontrollieren will, verunsichert, manipuliert. "Wenn die eigene psychische Gesundheit enorm leidet, ist es ein guter Schritt zu ghosten", sagt El Baz. So sehen das auch die US-amerikanischen Autorinnen Jenn Bane und Trin Garritano, die ein ganzes Buch unter dem Titel "Die Kunst der Freundschaft – Freunde finden, Freunde sein, Freunde bleiben" veröffentlicht haben. "Toxisches Verhalten ist ein Muster der Misshandlung über Zeit", erklären sie darin. "Anzeichen dafür sind nicht einfach zu erkennen. Im Gegenteil, sie sind oft extrem gut versteckt." Warnsignale könnten sein, dass eine Person stets Entschuldigungen einfordert, sich selbst aber nie entschuldigt. Oder sie akzeptiert kein "Nein" als Antwort. Oder sie bestraft ihre Mitmenschen, indem sie ihnen die kalte Schulter zeigt. 

    Freundschaften können dann besonders gut halten, wenn man gemeinsamen Hobbys nachgeht.
    Freundschaften können dann besonders gut halten, wenn man gemeinsamen Hobbys nachgeht. Foto: Daniel Maurer, dpa (Symbolbild)

    Wenn nichts hilft, kein klärendes Gespräch und keine aufgezeigten Grenzen, oder wenn man auch einfach das Gefühl hat, man muss ganz schnell raus aus dieser Freundschaft, in der man schlecht behandelt und drangsaliert wird, dann sei Ghosten in jedem Fall erlaubt, schreiben Bane und Garritano: "Wir wissen, dass das unhöflich klingt. Aber es ist nicht unhöflich, sich um sich selbst zu kümmern." Sollte es während oder nach dem Ende einer toxischen Freundschaft zu Stalking oder einem Auflauern kommen, rät Psychologe El Baz in jedem Fall dazu, mit vertrauten Personen darüber zu sprechen und die Behörden einzuschalten.

    Ist das Ghosten eine Option, um eine Freundschaft zu beenden?

    Das klingt extrem und wirft die Frage auf: Haben sich Freundschaften im Gegensatz zu früher verändert, sind sie giftiger und womöglich kurzlebiger geworden? Der Bonner Psychologe Marouan El Baz gibt eine persönliche Einschätzung ab: "Ich glaube schon, dass Freundschaften durch die sozialen Medien für viele weniger wert sind." Man sei heutzutage viel mehr vernetzt, habe eine größere Auswahl an potenziellen Freundinnen und Freunden. Und man nehme sich selbst oft wichtiger. "Es gibt heute viel mehr Selbstdarsteller, wir vergleichen uns mehr und sind weniger zufrieden mit uns selbst", sagt er. Doch eine Freundschaft sei ein Geben und Nehmen, man könne seinen eigenen Egoismus nicht immer durchsetzen und müsse sich sozial anpassen.

    Schon 2010 hat eine Studie gezeigt, dass narzisstische Züge in westlichen Ländern, vor allem in den USA, zunehmen. Die Autoren vermuteten, dass die Ursache hierfür darin liegt, dass den Menschen narzisstische Politiker und Prominente als Vorbild dienen. "Mehr Narzissten bedeuten auch mehr toxische Freundschaften", zieht El Baz eine Schlussfolgerung daraus. Manch toxisches Verhalten, wie zum Beispiel das Kontrollieren seiner Freundinnen und Freunde, falle heute mitunter weniger auf als früher. Denn durch Smartphones und Internet sind die Menschen ohnehin immer und überall erreichbar. 

    Es ist also nicht leicht, eine langjährige Freundschaft zu beenden, wenn diese einem nicht mehr guttut – oder sie wieder in den Griff zu bekommen, wenn man sich einfach nur auseinandergelebt hat. Genauso schwierig kann es aber auch andersherum sein, wie die Geschichte eines Freundeskreises zeigt.

    Er machte Schluss an einem lauen Spätsommerabend Mitte September. Um 22.24 Uhr meldet sich WhatsApp auf 16 Handys, tönend, vibrierend oder stumm aufleuchtend. Thomas hat die Gruppe verlassen. Das sorgt erst einmal für Scherze. Dann für Verwirrung. Und schließlich für Gewissheit: Aus dem Nichts hat Thomas die Freundschaft beenden – zu 16 Personen gleichzeitig, Freundinnen und Freunden noch aus der Schulzeit, einer eingeschworenen Clique.

    Freundschaften werden heute schnell mal per WhatsApp beendet – in dem etwa ein Gruppenchat einfach verlassen wird.
    Freundschaften werden heute schnell mal per WhatsApp beendet – in dem etwa ein Gruppenchat einfach verlassen wird. Foto: Laura Gastl

    Egal, ob man selbst die Person ist, die sich von einer Freundschaft lossagt, oder ob man die- oder derjenige ist, mit der oder dem eine Freundschaft beendet wird – manchmal fühlt sich das an wie die Trennung in einer romantischen Beziehung, wie Liebeskummer. "Du bist in Trauer – gib dir Zeit und Raum, zu heilen", schreiben Jenn Bane und Trin Garritano dazu in ihrem Buch über Freundschaften. "Belohne dich mit etwas, das dir guttut: ein schönes Essen, ein starkes Bier, eine Runde Schlaf, ein Film, ein Spaziergang." Vor allem die Zeit werde helfen, Sinn aus all den Emotionen zu ziehen.

    Ein klärendes Gespräch kann eine Freundschaft retten

    Aber Moment mal. So einfach, so schnell geht das? Ist Thomas seiner Clique denn gar keine Erklärung schuldig?

    Warum hat er das getan, die WhatsApp-Gruppe verlassen und den Kontakt zu allen abgebrochen? Das wird er seinen ehemaligen Freundinnen und Freunden nie erklären. Auf Nachfrage im Privatchat wird er Sarah lediglich antworten: "Nein, es ist nichts Konkretes vorgefallen. Ich habe mir das gut überlegt. Man kann sich ja weiterhin grüßen, wenn man sich über den Weg läuft."

    Aus Sicht von Marouan El Baz bleibt in diesem Fall in erster Linie eines: Akzeptanz. "Das klingt nach einem rationalen Prozess, Thomas ist fest in seinem Entschluss." Doch auch, wenn Thomas das Sarah gegenüber bereits verneint hat, sollte sich die Gruppe womöglich fragen, ob sie sich ihm gegenüber falsch, ja vielleicht sogar toxisch verhalten hat. Gab es einen Streit, hat sich etwas angebahnt, gab es Signale? Hat die Clique Thomas vielleicht unter Druck gesetzt oder sich regelmäßig über ihn lustig gemacht? Das sollte ein jeder und eine jede aus dem Freundeskreis für sich selbst reflektieren.

    Der Austausch mit dem besten Freund oder der besten Freundin tut im Alltag gut.
    Der Austausch mit dem besten Freund oder der besten Freundin tut im Alltag gut. Foto: Gerald Matzka, dpa (Symbolbild)

    Tatsächlich kommt es gelegentlich zu einem scheuen "Hallo" oder Kopfnicken, beim Einkaufen, auf der Straße, auf dem Weihnachtsmarkt. Versuche der ehemaligen Freundinnen und Freunde, wieder Kontakt zu Thomas aufzunehmen, lehnt er jedoch ab. Reagiert auf Bens Anruf, seinem früheren besten Freund aus der Clique, der da fragt, "Lust auf ein Bier bei mir?" mit einer Gegenfrage: "Wer ist da?" "Ich bin's, Ben." "Was glaubst du denn? Ich habe deine Nummer nicht umsonst gelöscht."

    Manchmal können Zeit und Geduld helfen. Es ist legitim, nach einer Weile der Funkstille einen Versuch der Wiederannäherung zu starten. Lehnt die Person das ab, ist es allerdings wahrscheinlich, dass auch der nächste oder übernächste Versuch erfolglos sein wird. "Dann sollte man das auf jeden Fall akzeptieren", sagt Psychologe El Baz. "Man sollte da nicht zu viel Energie hineinstecken."

    Einen solchen ungewollten Schlussstrich zu verarbeiten, fällt vielen nicht leicht. Das zeigt sich mitunter in den sozialen Medien, die sich in den letzten Jahren zu umfangreichen Ratgeber-Plattformen für sämtliche Lebenslagen entwickelt haben. Hier wird auch viel über Freundschaften gesprochen – und über deren Ende. Auf TikTok zeichnet etwa die Userin Anna-Sophia ein symbolisches Bild vom eigenen Leben als ein Haus mit ganz vielen Türen. "Manchmal treten Menschen in unser Leben, die uns für eine gewisse Zeit begleiten und diese Menschen agieren als Türöffner", sagt sie. Man müsse zwischen drei Kategorien unterscheiden. Wer ist die Person, die eine Tür lediglich öffnet, wer geht mit durch eine Tür und wer gestaltet den Raum hinter einer Tür mit? Und damit: Wer kommt, wer geht, wer bleibt? Habe man das verstanden, sagt Anna-Sophia, sei es nicht mehr so hart, "wenn Menschen aus deinem Leben treten. Weil man verstanden hat, dass man diese Menschen gebraucht hat, um an einen gewissen Punkt zu kommen, um eine gewisse Tür zu öffnen." Damit scheint die

    Wie beeinflusst Social Media die Freundschaften von heute?

    Julian hat sich dazu entschieden, die Freundschaft zu seinem besten Kumpel Marc weder auslaufen zu lassen noch ein klärendes Gespräch zu suchen. Er möchte die Freundschaft weiterführen und auf gemeinsame Aktivitäten beschränken, die gut funktionieren, zum Beispiel entspannte Wandertouren. Thomas' ehemalige Clique akzeptiert nach und nach, dass sein Entschluss endgültig war. Sie lassen ihn nun in Ruhe und behalten ihn in schönen Erinnerungen an die Schulzeit, gemeinsame Tage am Badesee, lustige Filmabende und Geburtstagsfeiern.

    Freundschaften kommen und gehen, manchmal passt es nur in einer Lebensphase. Manchmal ist sie lediglich ein Türöffner, womöglich für beide Seiten. Vielleicht findet man wieder zusammen, vielleicht auch nicht. Vielleicht lohnt es sich festzuhalten und daran zu arbeiten, vielleicht auch nicht. Mal ist eine Freundschaft toxisch, mal stimmt nur die Wellenlänge nicht mehr. All das ist ein normaler Prozess im Leben und wichtig, lehrreich. Eine Handlungsvorlage gibt es jedoch nicht. 

    Ein gemeinsamer Urlaub kann einen Freundeskreis zusammenschweißen.
    Ein gemeinsamer Urlaub kann einen Freundeskreis zusammenschweißen. Foto: Jörg Carstensen, dpa (Symbolbild)

    Die Schwierigkeit besteht darin, das individuelle Stadium einer Freundschaft richtig einzuordnen. "Man sollte auf sein Bauchgefühl hören", sagt Psychologe Marouan El Baz, so abgedroschen das auch klinge. Und dann entscheiden: Fällt an dieser Stelle die Türe zu, laut oder leise, für immer oder vielleicht auch nur für einen Moment?

    Die Geschichten zerbrochener und zerbrechender Freundschaften im Artikel beruhen auf wahren Begebenheiten. Die Namen aller Freundinnen und Freunde wurden redaktionell geändert.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden