Pro: Oder will der Mann noch ewig sich in standardisierte Outfits zwängen?
Neulich eine Hose getragen und mich unwohl gefühlt, alle starrten auf meine Beine. Was stimmt nicht an diesem Satz? Zum Glück mehr als die Hälfte, nämlich der, dass man sich als Frau irgendwie merkwürdig vorkommen muss, wenn man Beinkleid trägt. War ja alles mal anders, das Recht auf die Hose haben sich die Frauen wie fast alle anderen Rechte erst hart erkämpfen müssen. Dazu nur schnell noch diese Randnotiz: Erst seit 1993 dürfen in den USA weibliche Abgeordnete den Senat in Hosenanzügen betreten.
Und damit zum Mann und zum Männerrock, der angeblich wieder Trend werden soll, von den Designern auf den Laufstegen gezeigt wird, aber es dann halt doch nicht in die deutsche Fußgängerzone schafft. Was schade ist: Für den Männerrock, braun und fast ein bisschen glockig geschnitten wie zuletzt der von Brad Pitt vorgeführte in Berlin. Für den Mann, weil der so ganz ohne Rockerfahrung ja gar nicht weiß, wie sich so ein wunderbar luftiges Kleidungsstück anfühlt, sich immer noch ins standardisierte Outfit zwängen lässt.
Warum aber kämpfen die Männer nicht so wie einst die Hosenweiber? Rock für alle!!! Das ist ja die eigentlich interessante Frage. Und jetzt bitte nicht mit solchen Argumenten kommen von wegen, die Hose sei eben viel praktischer, besser geeignet auch fürs Männerbein, besonders das krummsäbelige. Was dahinter steckt, ist doch anderes, wie so oft geht es um Macht. Für die Frauen waren die Hosen auch ein Zeichen der Gleichberechtigung, für Männer aber sind Röcke mit keinerlei Statusgewinn verbunden. Warum also anziehen? Ein Versuch aber lohnt – im Rock fühlt man sich anders, immer mal gut, im schönen Rock schöner. Brad Pitt sagt, er liebe die leichte Brise um die Beine…
(Stefanie Wirsching)
Contra: Das Leben ist keine Hollywood-Premiere, sondern eher ein Baumarktbesuch: Dazu passt er nicht.
Ja, schon klar. An Brad Pitt sieht so ein Rock schon irgendwie gut aus. An Harry Styles, von dem er den Look dreist geklaut hat und der ohnehin zum Experten für androgyne Outfits geworden ist, selbstredend auch. Aber die beiden könnten eben auch einen Kartoffelsack mit Löchern, so groß wie Fünfmark-Stücke, tragen und würden damit einen Trend auslösen.
Etwas anders sehen die Dinge aus, wenn unsereiner mit einem Rock, sagen wir mal, am Samstagvormittag in den Baumarkt gehen würde. Auf der Suche nach einem Abdichtungsventil. Und damit nicht, wie Brad Pitt oder Harry Styles, aus einer Limousine aussteigt, sondern sich damit aus dem gebrauchten, acht Jahre alten Kombi schält und dann die Baumarkthalle betritt. Klar: Es kann sein, dass das stimmig wirkt. Sehr wahrscheinlich jedoch würde das jede Servicekraft des Ladens (sofern überhaupt eine zu finden ist) an der geistigen Verfassung des Rockträgers zweifeln lassen.
Auf der anderen Seite mag ein Rock als adäquate Arbeitskleidung durchgehen, wenn eine Dienstleistung am roten Teppich oder der Konzertbühne gefragt ist. Das Leben ist aber eben keine Hollywood-Premiere. Eigentlich ist es in den meisten Fällen eher ein Baumarktbesuch. Oder ein Einkauf im Supermarkt oder ein Gang zum Bäcker. Zu diesen Gelegenheiten scheint ein Rock wirklich nur dann zu passen, wenn sich alles in den schottischen Highlands abspielt.
Wer es gerne luftig mag, hat auch als Mann seine Möglichkeiten: Laufshorts aus feinster Ballonseide wiegen kaum mehr als einen Hauch und schmeicheln dem Männerbein. Dem von Styles, Pitt und auch dem jedes Baumarktbesuchers.
(Florian Eisele)