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Forschende finden heraus: Römer waren die ersten Siedler auf den Kanarischen Inseln

Archäologie

Rätsel gelöst: Wie die Kanarischen Inseln besiedelt wurden

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    Inbegriff dörflicher Ruhe und Gelassenheit: Der Weiler El Batán im Anaga-Gebirge auf Teneriffa. Die ersten Siedlungen auf den Kanaren errichten die Römer.
    Inbegriff dörflicher Ruhe und Gelassenheit: Der Weiler El Batán im Anaga-Gebirge auf Teneriffa. Die ersten Siedlungen auf den Kanaren errichten die Römer. Foto: Roswitha Bruder-Pasewald/dpa-tmn

    Sie gehören zu den beliebtesten Urlaubszielen weltweit, aber die Besiedlung der Kanarischen Inseln ist umstritten. Bislang gingen Forschende davon aus, dass Seefahrer aus Nordafrika den Archipel im 1. vorchristlichen Jahrtausend erreichten – denn Fuerteventura liegt nur knapp 100 Kilometer vom heutigen südlichen Marokko entfernt. Diese Hypothese stützte sich auf Berichte über den Seefahrer Hanno aus Karthago. Andere Fachleute meinten, dass erst die Römer die Inselgruppe im 1. Jahrhundert vor Christus ansteuerten.

    Der erste Hinweis auf menschliche Präsenz auf den Inseln stammt von den Römern

    Dieser Haltung schließt sich nun ein spanisches Forschungsteam um Jonathan Santana von der Universität Las Palmas auf Gran Canaria an, und stützt sich auf eine Analyse von Funden mit den bislang zuverlässigsten Datierungen. Denn – so schreibt die Gruppe in den Proceedings der US-nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“) – viele ältere Datierungen gingen auf C14-Verfahren zurück, die das Alter überschätzten. Dies resultiert etwa daraus, dass bei Baumresten das Alter des Stammes datiert wird, aber nicht die Zeit des Fällens – dazwischen können mehrere Jahrhunderte liegen.

    Der Studie zufolge stammt der erste Hinweis auf menschliche Präsenz auf den Inseln von den Römern. Diese erreichten die Kanaren demnach im 1. Jahrhundert vor Christus. In der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts besiedelten sie das heute unbewohnte Inselchen Lobos vor der Nordspitze von Fuerteventura. „Dies bildet die westlichste Grenze der römischen Präsenz in der Antike“, heißt es. Archäologische Funde aus der Region wie etwa Amphoren zeigten eine Ähnlichkeit zu Objekten aus dem Süden der Iberischen Halbinsel, schreibt die Gruppe.

    Berbergruppen erreichten die Inseln nach den Römern mit eigenen Booten

    Erst später wurden die Inseln – vermutlich unabhängig von den Römern – von Berbergruppen besiedelt, die aus dem westlichen Nordafrika stammten. Diese erreichten Lanzarote – die nordöstlichste der Hauptinseln – zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert und „wurden schließlich zu jenen indigenen Gemeinschaften, auf die die europäischen Seefahrer im späten Mittelalter trafen“.

    Blütenmeer am Teide auf Teneriffa: Die Römer stießen bei einer Expedition wohl als erste auf die Kanaren.
    Blütenmeer am Teide auf Teneriffa: Die Römer stießen bei einer Expedition wohl als erste auf die Kanaren. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn

    „Unsere Analyse deutet zudem darauf hin, dass Römer und Berber die Kanarischen Inseln zwar einige Zeit zusammen bewohnten, aber falls es Kontakt zwischen ihnen gab, führte er nicht zu einem kulturellen oder genetischen Austausch“, heißt es. Demnach erreichten die Berbergruppen die Inseln vermutlich nicht als Mitfahrer auf römischen Schiffen, sondern mit eigenen Mitteln. Innerhalb von 200 Jahren besiedelten sie sämtliche Hauptinseln nach Westen bis nach La Palma und El Hierro. Im Gegensatz zu früheren Vermutungen sieht das Team keine klaren Hinweise für eine Präsenz phönizischer Seefahrer, etwa aus Karthago.

    Römischer Historiker schrieb über eine Expedition zu den Inseln

    Grundsätzlich passen die neuen Ergebnisse zu Angaben des römischen Historikers Plinius dem Älteren aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Er schreibt in seiner Enzyklopädie „Naturalis historia“, dass die Römer auf die Inselgruppe stießen bei einer Expedition, die von dem befreundeten König Juba II. von Mauretanien unterstützt wurde. Plinius erwähnt nicht, dass es damals Menschen auf den Inseln gab.

    Von einem regen Austausch der kanarischen Urbevölkerung – also den Nachfahren der Berber – mit dem afrikanischen Festland geht das Forschungsteam nicht aus. Selbst untereinander habe es – trotz der anfänglichen kulturellen und technologischen Gemeinsamkeiten – wenig Kontakte gegeben. „Als die Europäer im Mittelalter ankamen, waren die indigenen Populationen der Inseln in Bezug auf soziale Organisation, materielle Kultur, Wirtschaftsweise, Sprache und Demografie sehr unterschiedlich“, heißt es weiter. „Archäologen gehen davon aus, dass diese kulturelle und technologische Vielfalt zwischen den Inseln von einer Phase der Isolierung herrührt, bedingt durch fehlende Seefahrt zwischen den Inseln und unterschiedliche ökologische Bedingungen auf den Inseln.“

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