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Essen auf die Hand: So gelingt Fingerfood aus aller Welt für die nächste Sommerparty

Essen auf die Hand

So gelingt Fingerfood aus aller Welt für die nächste Sommerparty

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    So gelingt Fingerfood aus aller Welt für die nächste Sommerparty
    So gelingt Fingerfood aus aller Welt für die nächste Sommerparty Foto: Adobe Stock

    Kannst du was zu essen mitbringen? Am besten etwas, das man direkt mit den Händen essen kann. So enden viele Einladungen zum Fußballschauen oder zum Irgendetwas-anderes-machen-aber-bloß-nicht-Fußballschauen. Da fliegen Hände in die Höhe, wenn ein Tor fällt, oder fassen an den Kopf, wenn der Ball den Pfosten trifft. Oder sie wedeln wild herum, um zu demonstrieren, wie viele Dinge es gibt, die interessanter sind als Fußball. Aber selten halten sie Messer und Gabel, um vornehm das Essen zu schneiden. Deshalb eignet sich am Sommerabend mit Freunden ein Fingerfood-Buffet. Die Vorteile liegen auf der Hand: kein Abspülen, kein Abfall, keine Scherben. 

    Das Lieblings-Fingerfood eines Kochs

    Alex Neumayer zählt noch mehr auf: "Man isst langsamer und wird schneller satt. Außerdem isst man bewusster, erfährt die Textur des Essens nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Fingern, und man hat mit einem Bissen ganz viele Geschmäcker gleichzeitig im Mund." Der in Österreich geborene Koch hat mit seiner Frau, die aus Thailand stammt, das Buch „Asia Fingerfood“ veröffentlicht. Asiatisches Fingerfood? Sieht man hierzulande eher selten, da kommen Pizzaschnecken oder Käse-Oliven-Spießchen auf den Teller. Also mal nachgefragt: Was lässt sich denn sonst so auf die Hand servieren?

    „Wenn ich in Thailand bin, ist das Erste, was ich esse, Miang Kham“, sagt Neumayer. Für dieses Gericht wickeln die Thailänder verschiedene Zutaten wie Schalotten, Chilischeiben, Ingwer, Knoblauch, Erdnüsse, Limetten, Kokosraspel und getrocknete Shrimps mit einer süß-würzigen Soße in ein Pflanzenblatt. Praktisch für heikle Gäste: Alle Zutaten stehen in kleinen Schälchen auf dem Tisch und jeder wickelt sein Miang Kham nach eigenem Geschmack. 

    „Wenn man alles auf einmal im Mund hat, ist das wie eine kleine Explosion“, beschreibt Neumayer den Geschmack der Häppchen. Mit einer Gabel könne man so viele unterschiedliche Zutaten gar nicht aufnehmen.

    Gerollt oder gewickelt

    Dinge einzuwickeln ist eine beliebte Methode, um Essen in ein handliches Format zu bringen. Sie wird nicht nur in Thailand praktiziert, sondern auch in Indien. Statt Pflanzenblätter nutzen Inder für Samosas – dreieckige Teigtaschen – zum Einwickeln dünnen Teig. Gefüllt werden sie entweder herzhaft oder süß, zum Beispiel mit Gemüsecurry, Hackfleisch, Kartoffeln, Reis oder Früchten. Danach werden sie im Ofen gebacken oder frittiert. Zu salzigen Samosas passt ein süß-saures Chutney. Gefüllte Teigtaschen sind sowieso eine gute Idee fürs Fingerfood-Buffet. Neben der indischen gibt es noch zahlreiche andere Varianten. Ob Empanadas, Dumplings, Frühlingsrollen, oder Pirrogi, das Prinzip ist immer ähnlich.

    Auf der arabischen Halbinsel wird ebenfalls vieles direkt mit der Hand gegessen. Aufstriche wie Hummus aus pürierten Kichererbsen oder Baba Ghanoush aus gebackener Aubergine sind einfach und schnell aus wenigen Zutaten gemacht. In einer gut verschlossenen Schüssel kann man sie außerdem leicht überallhin transportieren.

    Auch in einigen Regionen Afrikas essen die Menschen mit den Händen. Ein Grundnahrungsmittel des Kontinents, vergleichbar mit der Kartoffel hierzulande, ist die Kochbanane. In Deutschland findet man sie in afrikanischen Lebensmittelgeschäften und auch in einigen Supermärkten. In Scheiben geschnitten und auf einem Blech im Ofen gebacken kann man sie anstelle von Chips servieren.

    In Europa gibt es nur weniges, das mit den Händen gegessen wird: Pommes, Früchte, Eis in der Waffel, Nüsse oder ein Butterbrot. Bei anderen Gerichten ziert man sich, sie zu berühren, als handele es sich um giftige, stachelige Krabbeltiere. Stellt sich die Frage: Wie wurden Messer und Gabel hier überhaupt zu so unverzichtbaren Gerätschaften?

    Kurze Besteck-Geschichte: Selbst König Ludwig XIV. aß mit den Fingern

    Jahrtausendelang aßen alle Menschen mit den Händen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung tut das immer noch und wundert sich darüber, warum diejenigen in der westlichen Welt sich so spitze Gegenstände wie Messer und Gabeln in den Mund stecken. Besteck gehört auch in der westlichen Welt noch nicht lange zur Grundausstattung eines jeden Haushalts. Redewendungen zeugen noch heute von den früheren Tischmanieren, so heißt es sogar beim edelsten Bankett „greifen Sie zu“ und nicht „schneiden Sie durch“ oder „stechen Sie zu“. 

    Im 11. Jahrhundert brachte eine Prinzessin aus Byzanz, dem Gebiet, wo heute Griechenland und die Türkei liegen, die ersten Gabeln nach Venedig. Ein Kirchenlehrer bezeichnete ihre neue Essgewohnheit als „sündhafte Verweichlichung“. Martin Luther bat sogar um göttlichen Beistand, um der Besteck-Bedrohung zu entkommen. Er schrieb 1518: „Gott behüte mich vor Gäbelchen.“ Und sogar in Frankreich, das ja par excellence das Land der guten Esskultur ist, war Besteck im 17. Jahrhundert noch nicht en vogue. Der französische König Ludwig XIV. trug zwar jede Menge Gold und Silber um Hals und Arme, aber Tafelsilber benutzte er nicht.

    Die Italiener sträubten sich noch Jahrhunderte nach der Ankunft der byzantinischen Prinzessin gegen deren Ess-Etikette. In italienischen Tischregeln aus dem 17. Jahrhundert steht: „Hat uns die Natur nicht fünf Finger an jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit jenen dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als das Essen?“

    Die Italiener kennen ja bis heute die Vorzüge des Mit-den-Händen-Essens. Pizza schmeckt am besten, wenn sich ein langer Käsefaden vom Mund zum Pizzastück zieht. Und wo wir schon bei italienischer Küche sind: Bruschetta oder fluffiges Focaccia-Brot mit getrockneten Tomaten und Oliven eignen sich auch gut für ein Fingerfood-Buffet. Es dauerte bis Ende des 19. Jahrhunderts, bis alle Europäer – wortwörtlich – den Löffel abgaben und stattdessen Messer und Gabel in die Hand nahmen.

    Der Tipp Alex Neumayers für gutes Fingerfood ist: „Es sollte verschiedene Aromen beinhalten, zum Beispiel Kräuter, Früchte, Fleisch oder Fisch und etwas Scharfes.“ Was für den Koch noch wichtig ist: „Man braucht interessante Dip-Soßen.“ Außerdem empfiehlt er, Servietten bereitzuhalten. Schließlich sind die meisten hierzulande nicht geübt im Mit-den-Händen-Essen, und niemand will Schuld sein am Sommerkleid voller Flecken. Aber für gutes Essen kann man sich schon mal die Hände schmutzig machen.

    Rezept für vietnamesisches Nem Nueng:

    Fleischbällchen (für 20 Bällchen):

    • 400 g fettes Schweinehackfleisch
    • 2 Schalotten, fein geschnitten
    • 3 Zehen Knoblauch, fein geschnitten
    • 1 TL Zucker
    • 3–4 EL Austernsauce
    • 1 EL Fischsauce
    • 1 Eiweiß
    • Etwas Öl zum Braten
    • 1 Schale Dip-Sauce
    • 20 Stck. Reispapierecken, ca. 15 cm
    • ¼ Eissalat, entblättert
    • 1 Karambole, in kleine Stücke geschnitten
    • 100 g Banane, in kleine Stücke geschnitten
    • 100 g Gurke, in kleine Stücke geschnitten
    • 1 EL Ingwer, fein gewürfelt
    • ½ unbehandelte Limette, mit der Schale in feine Scheiben geschnitten
    • Einige Stängel süßes Basilikum, Langer Koriander
    • Einige Chili, in feine Röllchen geschnitten

    Zubereitung (30 Minuten):

    • Alle Zutaten für die Fleischbällchen in einer Schüssel gut vermischen und kleine Bällchen formen. An beiden Seiten kurz und scharf braten. Limetten-Scheiben in kleine Stücke schneiden. Reispapierblätter kurz vor dem Essen in lauwarmes Wasser tauchen. Auf jedes Stück Reispapier ein kleines Stück Salatblatt legen. Alle übrigen Zutaten auf einer Platte mit den Fleischbällchen anrichten. Den Dip in eine kleine Schale abfüllen.
    • Richtig gegessen: Man nimmt ein Reispapierblatt mit Salat in die Hand, gibt ein Fleischbällchen darauf sowie nach Geschmack von den übrigen Zutaten. Zuletzt einen Teelöffel der Dip-Sauce darüber, das Ganze mit den Fingern nach oben zusammenfalten und alles auf einmal in den Mund. Die unterschiedlichen Aromen breiten sich so im Mund aus.
    • Tipp: Da das Reispapier am Teller leicht anklebt, das Reispapier auf das Salatblatt legen und dann in der Hand umdrehen, sodass das Reispapier außen ist.
    Gesund und lecker: Vietnamesisches Nem Nueng.
    Gesund und lecker: Vietnamesisches Nem Nueng. Foto: "Asia Fingerfood", Christian Verlag

    Dip-Sauce:

    Zutaten

    • 1 TL helle Miso Paste
    • ½ EL Zucker
    • 2 EL Hoisin Sauce
    • 1 1/2 EL Tamarinden-Püree
    • 4 EL Wasser
    • 1 EL grob gehackte Erdnüsse
    • Nach Geschmack Chilipulver

    Zubereitung (15 Minuten):

    Miso Paste, Zucker, Hoisin Sauce, Tamarinde und Wasser kurz aufkochen. Abkühlen. Reduzieren, bis es leicht dickflüssig wird. Fischsauce beigeben und kurz weiterkochen. Chili und Nüsse darübergeben.

    Quelle: "Asia Fingerfood" von Alex und Angkana Neumayer, Christian Verlag, 192 Seiten.

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