Pro: Die Wahrheit sagen bei unliebsamen Geschenken? Absoluter Stimmungskiller
An Weihnachten gibt es eigentlich nur eine Regel: Meiden, was den Familienfrieden sprengt. Statt den Kitsch am Baum zu kritisieren, über das Menü zu meckern und dem nervigen Onkel die Meinung zu sagen, einfach mal schweigen und Zufriedenheit vortäuschen. Das gilt auch bei Geschenken.
Zugegeben, Gemüsehobel, Duschgel, Fresskorb, Socken, Krawatte – alles fantasielose bis schreckliche Geschenke, bei denen auch der Schenkende weiß, dass sich die Begeisterung in Grenzen halten wird, weil sie offenbaren, dass er sich keine Mühe gemacht hat. Kann man ihm auch vorwerfen, muss man aber nicht, weil man es selbst kennt, dieses Kopfzermartere ums passende Geschenk, wenn einem partout nichts einfallen will und man lieber zu Lieblosem greift, als ohne was dazustehen. Jeder hat schon Langweiliges verschenkt und geschenkt bekommen.
Mag sein, dass man enttäuscht ist, wenn ein unangenehmer Duft aus dem Parfümfläschchen weht, aber man muss es dem Partner nicht direkt unter die Nase reiben. Man muss auch nicht der Oma ins Gesicht sagen, dass der selbst gestrickte Pulli kratzt und sowieso urhässlich ist. Dann lieber lächeln, bedanken und schnell wieder rausschlüpfen, ist eh so warm hier drin... dann freut sich wenigstens eine.
Und manchmal ist es ja auch so: Der Schenkende meint, das perfekte Geschenk gefunden zu haben. Ihm dann zu sagen, dass er danebenlag, kann kränken. Absoluter Stimmungskiller, dann lieber erst nach Weihnachten mit der Wahrheit rausrücken. Weiterverschenken, umtauschen oder in der Wühlkiste verschwinden lassen kann man unliebsame Geschenke allemal – und es liegen ja auch noch andere Päckchen unterm Baum. (Felicitas Lachmayr)
Contra: Lieber einmal ein ehrliches Gespräch als ewig schlechte Überraschungen
Man sitzt vor dem Weihnachtsbaum, packt ein Geschenk aus und hält plötzlich einen Gegenstand in der Hand, bei dem man sich nur fragt „Warum?“. Ein Küchengerät, dessen Funktion ein Rätsel bleibt? Ein Eulen-Geschirrset, weil Tante Rosi nie vergessen hat, dass Eulen vor 20 Jahren „dein Ding“ waren? Und dann soll man so tun, als wäre es genau das, was man sich schon immer gewünscht hat? Muss das wirklich sein?
Nein, muss es nicht. Natürlich, man will niemanden verletzen und hinter schlechten Geschenken steckt im seltensten Fall eine schlechte Absicht. Aber Freude vorspielen ist auch nicht die Lösung. Während man selbst eine Oscar-reife Schauspielleistung hinlegt, überlegt Tante Rosi vermutlich schon, welchen Eulen-Tasse sie einem im nächsten Jahr schenken kann. Dabei geht es nicht darum, undankbar zu sein, sondern einfach authentisch. Ein charmantes „Das ist total lieb, dass du an mich gedacht hast, aber ich glaube, das passt nicht so ganz zu mir“ ist ehrlich und schafft Klarheit, ohne dass sich jemand vor den Kopf gestoßen fühlen muss.
Und wenn der Moment vor der gesamten Familie nicht der richtige Ort für ein ehrliches Wort ist, kann man das Geschenk auch einfach unkommentiert lassen und es der Person später unter vier Augen sagen. Ein freundliches Gespräch verhindert nicht nur, dass man ein Abo für schlechte Überraschungen abschließt, sondern schafft auch Raum für bessere Ideen. Denn die meisten Schenkenden freuen sich darüber, wenn sie wissen, was einem wirklich gefällt. Am besten gibt man schon vor Weihnachten Tipps, damit man nächstes Mal nicht eine Eulen-Trinkflasche auspacken muss. (Anna Stepanek)
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