Frauen haben sich das Wahlrecht erkämpft, für körperliche Selbstbestimmung demonstriert und sich in der „MeToo“-Bewegung solidarisiert. Ob länderübergreifend oder im Kleinen, immer wieder treten Frauen füreinander ein, denn: „Sisterhood is powerful!“ Das wussten schon die Feministinnen der 1970er-Jahre. Doch selbstverständlich ist weibliche Solidarität nicht, wie Julia Korbik im Buch „Schwestern“ darlegt. Denn nicht immer haben Frauen dieselben politischen Ziele, auch nicht innerhalb der feministischen Bewegung. Und nicht selten wird das Gefühl von Schwesterlichkeit in der patriarchalen Gesellschaft torpediert, indem Frauen zu Rivalinnen erklärt werden oder ein Zickenkrieg heraufbeschworen wird.
Trotzdem sieht Korbik viel politisches Potenzial in der Schwesterlichkeit, wenn sie inklusiv gedacht wird. Um sie zu stärken, braucht es Vorbilder, und die finden sich in der Geschichte zuhauf. Korbik schlägt einen Bogen von Vordenkerinnen wie Olympe de Gouges über die Suffragetten bis zu Annie Ernaux. Damit liefert sie nicht unbedingt Neues, aber dennoch Lesenswertes, denn sie erinnert daran, dass es sich lohnt, gemeinsam für eine Sache zu kämpfen oder wie Simone de Beauvoir schrieb: „Feminismus ist eine Art, individuell zu leben und kollektiv zu kämpfen.“
Julia Korbik: Schwestern. Rowohlt. 256 Seiten, 24 Euro.