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Buch-Tipps für den Frühling 2023: 10 Literatur-Empfehlungen aus der Redaktion

Tipps unserer Redaktion: Das sind die zehn besten Bücher für das Frühjahr
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Tipps unserer Redaktion: Das sind die zehn besten Bücher für das Frühjahr

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    Unsere Kultur- und Journalredaktion hat sich durch die Neuerscheinungen des Frühlings gewühlt und stellt Ihnen die zehn Favoriten vor. Zu den Werken der bekanntesten Autorinnen und Autoren sind ausführliche Kritiken verlinkt.  

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    Helga Schubert: "Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe"

    Helga Schubert, die mit über 80 Jahren wiederentdeckte großartige deutsche Schriftstellerin, schreibt über zwei alte Liebesleute. Ein ehemaliger Psychologieprofessor, der ins Vergessen abgleitet, und seine Frau, die ihn pflegt. Der Alltag ist zum Irrewerden: Betreuungspersonal ist im kleinen Weiler in Mecklenburg rar, die erwachsenen Kinder haben anderes zu tun. Aber da ist doch noch die Liebe. "Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe" heißt das neue autobiografische Werk von Helga Schubert, kein Seelenbeschwerer, kitschfrei ohnehin, sondern – eher gegenteilig – ein wundersamer Seelentröster. Zur ausführlichen Rezension. 

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    Percival Everett: "Die Bäume"

    Wow, was ist das für ein Buch! Der amerikanische Schriftsteller Percival Everett schreibt in seinem Roman "Die Bäume" über Lynchmorde in den USA und wagt einen Mix aus Thriller, Satire, Komödie und Horror. Zwei weiße Männer liegen in ihren Häusern im trostlosen Kaff Money in Mississippi in ihrem Blut, Stacheldraht um den Hals, zwei schwarze Detectives beginnen zu ermitteln. Merkwürdig an beiden Fällen: An beiden Tatorten liegt auch die Leiche eines schwarzen Mannes, die dann aber wie von Geisterhand wieder verschwindet. Everett überzeichnet vor allem seine weißen Hinterwäldler, bis die wie stereotype Karikaturen wirken, schreibt brillante Dialoge und eine sich surreal entwickelnde Handlung, die sich letztendlich als Rachefantasie entpuppt. Schreibt also einen verstörend komisch-sarkastischen Roman über strukturelle rassistische Gewalt in den Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Virginie Despentes: „Liebes Arschloch“

    Ein Debattenroman wie der neue Bestseller „Zwischen Welten“ von Juli Zeh, ebenso als E-Mail-Unterhaltung geschrieben – bloß so viel besser, so viel literarischer. Denn die französische Star-Autorin Virginie Despentes setzt auf starke, lebensechte Charaktere und lässt darum auch Uneindeutigkeiten in den Haltungen zu. Es geht um das Geschlechterverhältnis, Rollenbilder, Corona und um die durch Social Media ruinierte Debattenkultur. Und um wahrhaftige Probleme des Menschseins. Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Max Czollek: „Versöhnungstheater“

    Wieder ein brillanter Essay des Berliner Kulturschaffenden Max Czollek, noch besser sogar als die schon breit diskutierten „Desintegriert euch!“ und „Gegenwartsbewältigung“. Er kritisiert die neue Selbstgewissheit der Deutschen, die auf dem Stolz auf eine vermeintlich gelungene Erinnerungskultur beruht. Czollek bringt nicht nur mit dem Blick des in Deutschland lebenden Juden diese Basis gehörig ins Wanken – und hinterfragt damit auch das Auftreten wie jetzt im Ukrainekrieg. Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Joshua Cohen: „Die Netanjahus

    Eine herrliche Farce, die der US-Autor da mit einem sehr prominenten Namen im Titel abliefert. Zu Recht mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet – und im Gegensatz zu den bislang bekannten Büchern von Joshua Cohen, ein sehr leichtes, dünnes Werk. Aber nein, es geht nicht wirklich um Benjamin Netanjahu, der gerade als israelischer Ministerpräsident mal wieder für Wirbel sorgt. Sondern um seinen Vater, einen strammen Zionisten, der hier in den 1960ern samt Sippschaft an eine fiktive Provinz-Uni in den USA berufen wird – und damit das Leben des bislang einzigen Juden dort, wie der Arme sich nun erinnert, völlig über den Haufen geworfen hat. Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Wolfgang Benz: "Allein gegen Hitler. Leben und Tat des Johann Georg Elser"

    Meisterhaft hatte Georg Elser sein Attentat auf Hitler geplant. Doch weil der Diktator den Münchner Bürgerbräukeller früher verließ als geplant, scheiterte der Anschlag. Was Elser dazu bewegte, warum er früher als die meisten die Folgen der nationalsozialistischen Gewaltpolitik erkannte und handelte, beschreibt der Historiker Wolfgang Benz in einer spannenden, neuen Biografie. Er liefert nicht nur interessante Fakten über den einfachen Schreiner von der Schwäbischen Alb, sondern bettet sie ein in den historischen, politischen und sozialen Kontext. Aufschlussreich ist auch das Kapitel über den Umgang mit Elser nach dessen Tod. Denn lange wollte sich niemand an den Widerstandskämpfer erinnern. Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Daniel Glattauer: "Die spürst du nicht"

    Zwei Familien der oberen Mittelschicht fahren in den Toskana-Urlaub. Teenager Sophie Luise darf Schulfreundin Aayana mitnehmen, obwohl die Eltern des Flüchtlingskindes aus Somalia große Bedenken hatten. Denn Aayana kann nicht schwimmen. Und tatsächlich geschieht das Unsagbare: Aayana ertrinkt im Pool. Wie Menschen aus drei Familien diese Tragödie verarbeiten, das behandelt der österreichische Bestsellerautor Daniel Glattauer in seinem neuen Roman – und beweist dabei wieder mal sein herausragendes Gespür für Stimmungen, Dialoge und Sprache. Eine lesenswerte Hommage ans Zuhören und an einen respektvollen Umgang miteinander. Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Bret Easton Ellis: "The Shards"

    Nach 13 Jahren legt „American Psycho“-Autor Bret Easton Ellis einen neuen Roman vor. Kein dünnes Bändchen, sondern in deutscher Übersetzung einen mehr als 700 Seiten starken Wälzer. Aber mit gehöriger Sogkraft. Denn der Autor entwirft darin ein spannendes Wechselspiel zwischen dem Leben reicher College-Schüler in den 1980er Jahren und dem Horror, der sie umgibt: eine unheimliche Mordserie, die dem Freundeskreis um Bret (der Schriftsteller schreibt sich als 17-jährigen Schüler selbst in den Roman) immer näher kommt. Packender Roman, von dem man so schnell nicht loskommt. Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Eric Vuillard: "Ein ehrenhafter Abgang"

    Mit Schärfe und Biss, aber stets mit Contenance und Stil, so beschreibt der Franzose Éric Vuillard in "Ein ehrenhafter Abgang" den Horror des ersten Indochinakriegs. Es ist die Geschichte, wie sich Nordvietnam von Frankreichs Kolonialherrschaft befreite. Klingt nach einer belehrenden Geschichtsstunde? Ist es aber nicht. Vuillard bohrt hier tief in die Wunden seines Landes und blickt in die Köpfe der Militärs, der Präsidenten, Chef-Bankiers, die dieses Unrecht geduldet, verursacht und verwaltet haben. Lesenswert, weil schonungslos, hinter- und vordergründig. Lesen Sie hier die Besprechung.

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    Raphaela Edelbauer: "Die Inkommensurablen"

    Schmu oder Schmäh? Lassen Sie sich jedenfalls nicht von diesem Buchtitel abschrecken: Der Roman "Die Inkommensurablen" der österreichischen Autorin Raphaela Edelbauer bietet seiner Leserschaft eine fantastische Zeitreise. Sie führt in das Jahr 1914 und mitten hinein in das summende, wummernde Wien. Hier treffen drei junge, hoffnungsvolle Menschen aufeinander – am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Im Trio erleben sie Abenteuer, in der Halbwelt, in der Kanalisation und in den Tiefen der Psychoanalyse. Lesen Sie hier die Besprechung.

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