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40 Jahre "We Are The World": Kann Musik die Welt retten?

Musikgeschichte

40 Jahre "We Are The World": Kann Musik die Welt retten?

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    Beim Live Aid, einem der größten Benefizkonzerte der Welt, stand 1985 auch die Band Queen mit Sänger Freddie Mercury auf der Bühne.
    Beim Live Aid, einem der größten Benefizkonzerte der Welt, stand 1985 auch die Band Queen mit Sänger Freddie Mercury auf der Bühne. Foto: Norbert Försterling, dpa

    Eine Nacht, ein Tonstudio. 1985. Dort versammelt: Die größten Musikstars ihrer Zeit. Bob Dylan, Stevie Wonder, Ray Charles, Bruce Springsteen, Tina Turner, alle sind da, um gemeinsam ein Lied aufzunehmen. Sie wissen noch nicht, dass sie mit „We are the world“ Musikgeschichte schreiben werden, aber vielleicht ahnen sie es.

    Vor 40 Jahren wurde der Benefiz-Song aufgenommen, um Gelder gegen die Hungersnot in Afrika zu sammeln. Dass sich so viele Musikerinnen und Musiker solidarisieren und einen Popsong zu Wohltätigkeitszwecken aufnehmen, ist neu, aber der Einsatz lohnt sich. „We Are The World“ wird zur meistverkauften Single und bringt mehr als 60 Millionen Dollar für die Afrika-Hilfe ein. Die Mitwirkenden setzen ein Zeichen für mehr Engagement, Mitgefühl - und weitere denkwürdige Musikmomente.

    Eineinhalb Milliarden Menschen verfolgen 1985 das Benefizkonzert Live Aid

    Aber noch mal zurück ins Tonstudio. Lionel Richie hatte sich mit Michael Jackson ans Klavier gesetzt, den Song geschrieben und in wenigen Wochen rund 50 Superstars für die Aufnahme zusammengetrommelt. Ein magischer Moment? Organisiertes Chaos, sagt Richie rückblickend in der Netflix-Doku „The Greatest Night in Pop“, die von der Entstehung des Songs erzählt. „Wir hatten nur eine Nacht, um es hinzubekommen.“ Auch Produzent Quincy Jones ahnt, welche Charaktere da aufeinanderprallen und hängt vorsichtshalber ein Schild über die Tür: „Lasst euer Ego draußen.“

    Michael Jackson und Quincy Jones: Beide waren bei den Aufnahmen „We are the World“ beteiligt.
    Michael Jackson und Quincy Jones: Beide waren bei den Aufnahmen „We are the World“ beteiligt. Foto: Doug Pizac/AP/dpa

    Die Aufforderung kommt an, nach mehreren Stunden ist der Song im Kasten, auch wenn Cyndi Lauper erst mal ihre Halsketten ablegen muss, weil sie zu laut klimpern und Bob Dylan den Ton nicht trifft, bis sich Stevie Wonder mit ihm ans Klavier setzt. Die Filmaufnahmen aus dieser Nacht sind sensationell, denn sie transportieren die Empathie und Euphorie über das gemeinsam Geschaffte aus dem Tonstudio ins Wohnzimmer. Am Ende verlässt Diana Ross mit Tränen in den Augen das Studio. „Ich möchte nicht, dass es zu Ende geht, es war das Schönste, was ich je gehört habe.“ Ein bisschen Pathos darf sein.

    Und wirklich zu Ende ist es nicht, schon wenige Monate nach Veröffentlichung performen rund hundert Musikerinnen und Musiker das Lied – beim bis dahin größten Benefizkonzert der Geschichte. Rund eineinhalb Milliarden Menschen weltweit verfolgen das Live Aid übers Fernsehen und Radio. David Bowie, Tina Turner, Madonna und Led Zeppelin sind zu hören, der Auftritt von Queen ist bis heute legendär. 16 Stunden dauert das Musikspektakel, das Bob Geldof und Midge Ure zugunsten der Hungerhilfe in Äthiopien auf die Beine gestellt hatten.

    Die Wohltätigkeitskonzerte sind umstritten

    Es ist der Beginn der Pop-Benefiz-Spektakel. Immer wieder schließen sich Superstars seitdem zusammen, um Menschen in Not zu helfen. Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti 2010 performen Künstlerinnen und Künstler in drei Städten, nehmen ein Album auf und spenden die Einnahmen. In der Corona-Krise organisiert Lady Gaga mit der WHO ein Online-Benefiz-Event.

    John Lennon und Yoko Ono sangen vom Hotelbett aus für den Frieden. 
    John Lennon und Yoko Ono sangen vom Hotelbett aus für den Frieden.  Foto: Allan Randu, dpa

    Auch Geldof legt 20 Jahre nach dem Live Aid noch mal nach. Elton John, Paul McCartney, Sting und Neil Young schrammeln beim Live 8 für den guten Zweck, selbst Pink Floyd raufen sich da noch mal zusammen. Manche sehen in Geldorf schon die Mutter Teresa der Musikbranche und den nächsten Friedensnobelpreisträger. So weit reicht die Anerkennung dann doch nicht, aber immerhin versprechen die G8-Länder 50 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe für Afrika.

    Aber die Wohltätigkeitsevents sind umstritten, schnell heißt es, die Stars würden nur fürs Image auftreten, sie könnten auch privat spenden und überhaupt seien die Einmalspenden nicht nachhaltig. Es mag zynisch daherkommen, wenn reiche Superstars mal kurz fürs Wohl der Menschheit singen und danach in ihren Privatjet steigen, aber es immer noch besser als tatenlos zuzusehen.

    Schon John Lennon und Yoko Ono sangen vom Hotelbett aus für den Frieden

    Gerade in akuten Krisen kann mit Großkonzerten schnell Geld generiert werden. Angesichts der verheerenden Brände in Kalifornien finden auch jetzt wieder zwei Benefizkonzerte statt. Das Künstleraufgebot ist beeindruckend, Billie Eilish, Lady Gaga, Red Hot Chili Peppers, Sting haben zugesagt - und wie vor 40 Jahren Stevie Wonder.

    Es muss nicht immer im Kollektiv sein, Bob Dylan schrieb mit „Blowin’ in the Wind“ einen Protestsong für die Bürgerrechtsbewegung. John Lennon und Yoko Ono sangen vom Hotelbett aus für den Frieden. Lieder gegen Krieg, Rassismus und Ungerechtigkeit gibt es viele. Ob sie was bewirken? Zumindest U2-Sänger Bono bewahrt die Hoffnung, ist bei jedem Benefizkonzert dabei und fest überzeugt: „Musik kann die Welt verändern, weil sie Menschen verändert.“

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    1 Kommentar
    Rainer Schlerege

    Habt ihr das Lied "Nackt im Wind" vergessen?

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