Was man in 16 Jahren als Mensch alles macht. Sinnvolles, Sinnloses. Manchmal wird im Laufe der Zeit das eine zum anderen und umgekehrt. Schön, wüsste man es vorher. Das meiste aber steuert unser Körper ohnehin alleine. Atmet, arbeitet vor sich hin, altert ... Es kommen irrsinnig hohe Zahlen heraus, wenn man anfängt zu summieren, was so ein Leben ausmacht in 16 Jahren, wenn man es in Arbeitsschritte teilt. Unvorstellbar alles eigentlich. Wie oft das Herz schlägt, wie oft das Auge zwinkert, das Blut durch den Körper gepumpt wird. Aber bevor es in die Details geht, die Einheit zerlegt wird, erst einmal noch ganz kurz zurückgeblickt... 16 Jahre, wie haben die sich angefühlt? Eine gute Zeit? Eine durchwachsene? Vielleicht Holterdiepolter? Wobei, auch die Fragen sind ja eigentlich viel zu groß. Ein bisschen kleiner also: Hören Sie noch die gleiche Musik? Tragen Sie noch das gleiche Parfum?
5280 Kilo: So viel hat durchschnittlich jeder Deutsche in den vergangenen 16 Jahren zu sich genommen. Die Zusammensetzung, hochgerechnet auf Basis des Berichtes der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: 1660 Kilogramm Gemüse, 1300 Kilogramm Getreide, 1120 Kilogramm Obst, 960 Kilo Fleisch, 240 Kilo Fisch. Was die Deutschen essen, daran hat sich wenig geändert. Etwas mehr Gemüse, immer noch viel Schweinefleisch. Aber: Vor 16 Jahren waren es 39,5 Kilogramm pro Jahr, 2020 „nur“ 32,8.
16 Jahre: Das erste Bier, das erste Moped, das erste Mal bis Mitternacht im Club
16 also. Nichts Besonderes eigentlich. Außer man wird gerade 16, ein erster kleiner Schritt zur Freiheit, wobei sich dieses Geschenkpaket als merkwürdiges Sammelsurium erweist: Trecker darf man dann zum Beispiel fahren, auch Moped, sich den Film „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino ansehen aber nicht Kill Bill. Und natürlich: Bis Mitternacht in Clubs herumhängen, offiziell Bier und Wein trinken, weshalb bei Geburtstagspartys zum 16. die Gäste meist Taschen anschleppen, in denen es klirrt. Was 16-Jährige gerne hören: Jetzt geht es richtig los, Leben! Was sie vermutlich weniger gern hören, ist diese Gleichung: Nimmt man 16 mal fünf, kommt man auf 80 – ziemlich genau die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland. 16, 32, 48, 64, 80. Ein Fünftel wäre demnach also mit 16 schon vorbei. Aber mit 16 klingen vier Fünftel ja auch noch ewig... Wer vor 16 Jahren übrigens 16 war oder wurde: Schauspieler Daniel Radcliffe, Sängerin Taylor Swift, Thomas Müller, Jugendspieler beim FC Bayern... Schaut man sich Bilder vom damals wahnsinnig jungen Müller an und dem immer noch jungen Müller jetzt, der für einige aber dennoch schon als zu alt betrachtet wird, staunt man noch einmal: Was für irre Jahre für einen wie ihn.
2.873.280 Minuten oder auch 47.888 Stunden haben Erwachsene in den 16 Jahren durchschnittlich geschlafen! Und etwa 91.000 Mal hat gepupst.
Blickt man zurück, sind die ersten 16 Jahre jedenfalls die längsten
Blickt man zurück, sind die ersten 16 Jahre jedenfalls die längsten. Gefühlt. Im Sekundentakt gemessen aber natürlich nicht. Da sind 16 Jahre 16 Jahre. Weil der Mensch aber in diesen ersten so vieles zum ersten Mal erlebt, es deswegen intensiver und detailreicher wahrnimmt, kann er sich facettenreicher erinnern. „Je mehr unterschiedliche Ereignisse erinnert werden, desto länger wird ein Zeitabschnitt geschätzt“, erklärt die Psychologin Isabell Winkler von der TU Chemnitz das Phänomen. Was auch bedeutet: Je mehr Routinen, Stress und Zeitdruck hinzukommen, der Mensch also auch weniger auf die Details achtet, umso kürzer erscheint die Zeitspanne im Rückblick. Man könnte auch sagen: Die ersten 16 Jahre wirken beim Betrachten wie ein Wimmelbild, dann erlahmt den Malenden der Arm.
Etwa 35.000 Minuten haben erwachsene Deutsche im Schnitt in den vergangenen 16 Jahren gelacht. Lächerlich wenig. Runtergerechnet auf den Tag nämlich nur sechs Minuten, vor 50 Jahren wurde doppelt so lang gelacht.
Zurück zur 16 aber. Und eigentlich, das muss an dieser Stelle gesagt werden, natürlich ein Quatsch, weil es ja immer nur ein Quatsch sein kann, wenn man das Leben wie eine Wurst in gleiche Teile zertrennen will. Weil, um mal kurz beim Bild von der Wurst zu bleiben, man ja an manchen Sachen sehr viel länger knabbert als an anderen. Die Schweizer Entwicklungspsychologin Pasqualina Perrig-Chiello, jetzt am Handy in Basel, hat aber dennoch Spaß an der Idee. „Das ist mal eine andere Perspektive“. Also dann. Schnelldurchlauf. 0-16: „wahnsinnig prägend, da wird das spätere Leben aufgegleist“.
Angela Merkel blickt auf 16 Jahre als Bundeskanzlerin zurück
Was sie spannend findet, dass da in den letzten 16 Jahren eine Generation aufgewachsen ist mit dem Wissen: Die mächtigste Frau der Welt ist die deutsche Bundeskanzlerin. Aber weiter. 16-32: „späte Adoleszenz, noch sehr mit sich selber beschäftigt, berufliche Verankerung“. 32- 48 … hmm, am Telefon ein kurzes Stocken, weil es mit dem 16er-Sprung an der Stelle hakt. Weil man nämlich mit 32 noch locker die Bälle in die Luft wirft, Partnerschaft, Beruf, Lebensstil, die einem dann ab 40 auch gerne mal um die Ohren fliegen. Wenn man nicht mehr jung ist, aber auch nicht alt. Also zwischendrin mit einem Körper, der sich verändert. Und Zeit ist für die erste große Zwischenbilanz: Soll es so weitergehen? Der Rucksack jedenfalls wiegt in den 40ern und 50ern am schwersten, sagt Perrig-Chiello. „Aber mit 48 ist man in der heißesten Phase“. 16, 32, 48. Zurück im Raster also. Und dann, mit 64? Dazu gleich.
Über 55? Dann zählt man zu jenen, die in den vergangenen 16 Jahren etwa 1,5 Zentimeter geschrumpft sind.
16 Jahre, das sind übrigens 8.409.600 Minuten
16 Jahre, das sind übrigens 8.409.600 Minuten. Wobei die biologische Uhr auch mal anders tickt, nicht für alle gleich. Manche also in 16 Jahren vielleicht ein paar Stunden und Jahre älter werden als andere. Warum das so ist, eine Frage, die in der Wissenschaft diskutiert wird. Wie viel Anteil haben die Gene daran, wie wir altern? Und wie sehr schlägt es zu Buche, was das Leben einem abverlangt – oder man selber dem Leben? Die Gene geben den maximalen Rahmen des Lebens vor, antwortet darauf der Jenaer Alternsforscher Christoph Englert: Aber ob wir ihn ausfüllen, entscheiden wir durch unser Verhalten und die Umwelt, in die wir uns begeben. Mehr als 120 aber gibt der Rahmen nicht her. 7,5 mal 16 also.
30.368.000 Schritte ist die oder der Deutsche durchschnittlich gelaufen. Nimmt man die Ergebnisse einer internationalen Studie der Universität Stanford aus dem Jahr 2017, für die weltweit die Daten von Schrittzählern in Smartphones ausgewertet wurden, als Grundlage, kommt man bei einer Schrittlänge von 0,8 Metern auf etwas über 24.000 Kilometer in 16 Jahren.
Wer 16 Jahre im Bundeskanzleramt saß und regierte, der wollte vom Leben jedenfalls sicher viel und das Leben auch von ihm. Aber wie viel? Könnte man mithilfe der epigenetischen Uhr übrigens genau berechnen, sagt Englert, dafür bräuchte man aber natürliche Blutproben, nun gut ... Mit der vom amerikanischen Wissenschaftler Steve Horvath entwickelten Methode lässt sich das biologische Alter jedenfalls präzise ermitteln, vereinfacht gesagt, wird durch spezielle Marker das exakte Alter im Gewebe gemessen. Könnte man also auch eine Antwort auf die Frage finden: Wie alt macht so viel Macht? Aber andererseits, die Gene! Helmut Schmidt zum Beispiel, acht Jahre Kanzler, „genetisch privilegiert“, wie Englert sagt, den „hat die wahnsinnige Verantwortung gar nicht unbedingt alt werden lassen“. Verrückterweise auch das ständige Rauchen nicht.
Die Oberhaut erneuert sich in 16 Jahren etwa 261 Mal
Barack Obama hingegen, acht Jahre US-Präsident, Nichtraucher, trat mit „jugendlichem Habitus“ an, verabschiedete sich ergraut. Und Angela Merkel, um deren Wahlplakate es einmal Diskussionen gab, weil da im Gesicht kaum mehr Spuren des Amtes zu sehen waren, als ob das Büro an der Spree eine Art Wellness-Oase mit politischem Verwöhnprogramm sei? Längst doch da schon dokumentiert, wie sich die Falten rasend schnell um den Mund gegraben hatten. Und andererseits: Es gibt ein Bild, längst Zeitgeschichte, Brasilien 2014, da steht sie inmitten der Weltmeister. Müller macht Quatsch und die Kanzlerin lacht – beide sehen da ziemlich jung aus.
Die Oberhaut hat sich in 16 Jahren etwa 261 Mal komplett erneuert.
Zurück zur 16. Und noch einmal zum Altern, was übrigens nicht in 16er-Sprüngen passiert, aber auch nicht in den berühmten Siebenern, wie der schwedische Wissenschaftler Jonas Frisén vom Karolinska-Institut herausgefunden hat.„Ich habe tatsächlich etwas Amateur-Recherche zu diesem Mythos angestellt, leider ohne Erfolg.“ Was Frisén aber errechnen konnte: die komplette Austauschzeit verschiedener Körperteile. Etwa zehn Jahre braucht das Skelett, um sich zu erneuern, die Leber etwa zwei, die Magenschleimhaut nur eine Woche. Was nach 16 Jahren komplett neu ist: der Dünndarm.
Haare sind etwa 180 Zentimeter gewachsen, aber natürlich um etwa genau so viel auch abgeschnitten worden.
Merkel will in ihrer neu gewonnenen Freizeit gärtnern
16 also. Und damit noch einmal zu Pasqualina Perrig-Chiello in die Schweiz. 16, 32, 48, 64 also, was aber dann? Dann müsse man sich noch mal neu definieren, sagt die Entwicklungspsychologin, sich zumindest Szenarien ausdenken, wie das Leben aussehen kann. Das sei wichtig, damit der Mensch nicht das Gefühl bekommt, ihm entgleite die Kontrolle, er werde gelebt. Was Angela Merkel betrifft: Es werde sicherlich nicht einfach, aber eine so kluge Frau habe wohl schon die Weichen gestellt. „Ich hatte nie den Eindruck, dass sie nur von der Politik gelebt wird.“ Was sie rät, was auch Christoph Englert rät, und zwar allen, die vorm nächsten 16er- Sprung stehen: Echte Aufgaben suchen, die „über das Orchideenzüchten hinausgehen“. Merkel will gärtnern. Aber ja wohl nicht nur! Wird man sehen, auch wie es in den nächsten 16 Jahren mit dem Land weitergeht? Anderes Thema. Aber weil politisch gerne als Slogan benutzt, nur noch dies: Das Herz, das sich im Laufe des Lebens nie vollständig erneuert, schlägt links. Sagt man so. Eigentlich aber stimmt es nicht ganz, nur die Spitze zeigt nach links, das Herz schlägt mittig...
...in den letzten 16 Jahren bei Erwachsenen etwa 588.672.000 Mal.