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Weihnachtsgeschichte: Faktencheck: Ochs, Esel und die Frage nach dem Stall

Weihnachtsgeschichte

Faktencheck: Ochs, Esel und die Frage nach dem Stall

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    Ochs und Esel gelten heute als unverzichtbare Begleiter des neugeborenen Jesuskinds in der Krippe. Aber waren die Tiere wirklich bei Christi Geburt dabei?
    Ochs und Esel gelten heute als unverzichtbare Begleiter des neugeborenen Jesuskinds in der Krippe. Aber waren die Tiere wirklich bei Christi Geburt dabei? Foto: Franz Issing

    Ochs und Esel sind bei jedem Weihnachtsspiel und als Figuren in jeder Krippe vertreten. Doch weder im Lukas- noch im Matthäusevangelium, die sich mit der Geburt Christi befassen, werden die beiden Tiere in diesem Zusammenhang erwähnt. Wie aber kann es dann sein, dass Ochs und Esel heute als unverzichtbare Begleiter des neugeborenen Jesuskinds in der Krippe gelten?

    Schuld daran ist Franz von Assisi. Der Gründer des Franziskanerordens war derjenige, der 1223 in dem kleinen italienischen Dorf Greccio erstmalig eine lebende Weihnachtskrippe errichten ließ. Und diese Krippe stand nach den Vorstellungen Franz von Assisis – na klar – in einem Stall mit Tieren, die das Jesuskind wärmen. Doch neben Ochs und Esel ist auch der Stall als Geburtsort Jesu problematisch.

    Deutsche Weihnachtsbräuche

    Krippe: Das Krippenspiel stellt die Etappen der Weihnachtsgeschichte nach. Der Brauch geht bis ins Mittelalter zurück. Kleine, zum Teil aufwändig gestaltete Nachbauten haben es bis in die Wohnzimmer geschafft. Sie haben ihren festen Platz in der deutschen Weihnachtszeremonie.

    Christbaum: Ein Inbegriff der deutschen Weihnacht ist der Christbaum. Ursprünglich waren die immergrünen Zweige während der kalten Wintermonate ein Zeichen für Lebenskraft. Als fester Bestandteil der privaten Weihnachtsfeier gilt der Christbaum, der anfangs an der Zimmerdecke befestigt wurde, erst seit dem 19. Jahrhundert. Von Deutschland aus verbreitete sich der Brauch weltweit.

    Christbaumloben: Hierbei handelt es sich um einen in Teilen Süddeutschlands verbreiteten Brauch. Man sucht die Häuser von Bekannten und Verwandten auf und lobt deren Weihnachtsbäume in den höchsten Tönen. Zum Dank wird einem in der Regel Schnaps ausgeschenkt.

    Plätzchen, Lebkuchen und Christstollen: Niemand wird bestreiten, dass süßes Gebäck zur Weihnachtszeit gehört. Auch die private Herstellung dieser Adventsbegleiter hat Tradition. Leider steht das Weihnachtsgebäck mittlerweile schon Anfang September in den Supermarktregalen, wodurch die Besonderheit für viele Konsumenten verloren geht.

    Christkind, Nikolaus und Weihnachtsmann: Nach einer alten katholischen Tradition stellt der heilige Nikolaus den Kindern am 6. Dezember Geschenke vor die Tür. Martin Luther erfand im 16. Jahrhundert das Christkind als Gabenbringer, um der katholischen Heiligenverehrung entgegenzuwirken. Seit dem 19. Jahrhundert hat es Konkurrenz bekommen: vielerorts hat der Weihnachtsmann seine Aufgabe übernommen.

    Adventskranz: Der erste Adventskranz hatte 23 Kerzen und stammte aus Hamburg. Der Erzieher Johann Hinrich Wichern baute ihn 1839 aus Holz und wollte damit den ihm anvertrauten Kindern die Wartezeit auf das ersehnte Fest verkürzen. Jeden Tag bis zum 23. Dezember wurde ein Licht angezündet.

    Christklotz: Eichen- oder Eschenholz wird mit Wein begossen, gesegnet und in den Kamin gelegt. Dadurch soll die Bedeutung des heimischen Herdfeuers angesichts der kalten Wintermonate signalisiert werde.

    Schwibbögen: Im Erzgebirge wird schon seit dem 18. Jahrhundert zur Weihnachtszeit ein Lichtbogen ins Fenster gesellt. Die Kerzen sollen die Sehnsucht der Bergleute nach Tageslicht signalisieren. Die gängigen Motive bilden Szenen aus dem Alltag der Bergbauarbeiter ab. Mittlerweile sind die Schwibbögen auch außerhalb des Erzgebirges verbreitet.

    Adventskalender: 1903 wurde der Adventskalender von einem Münchner Unternehmer erfunden. Anfangs gab es bloß Bildkalender. Nach und nach wurde das Konzept erweitert, so dass heute neben den ursprünglichen Kalendern auch solche erhältlich sind, die mit Süßigkeiten oder Spielzeug gefüllt sind oder individuell befüllt werden können.

    Weihnachtslieder: Sehr weit verbreitet ist auch das Singen weihnachtlicher Lieder. Titel wie "Stille Nacht, heilige Nacht" sind um die Weihnachtszeit überall zu hören. Obwohl nur mehr wenige Deutsche die kultureigenen Volkslieder kennen, sind die meisten in der Lage, die bekanntesten Weihnachtslieder wenigstens auszugsweise mitzusingen.

    Faktencheck Stall: In der Bibel steht nicht genau, wo Jesus geboren ist

    Das Matthäusevangelium ist keine Hilfe, da der Ort darin nicht genannt wird. Das Lukasevangelium ist vielversprechender. Darin heißt es, dass Maria ihren neugeborenen Sohn in eine Futterkrippe legt. Doch wo genau diese Krippe steht, bleibt unklar. Allerdings: Judäische Hirten verwendeten um die Zeit zu Jesu Geburt wegen der Topografie der Gegend Höhlen als Stall, in die sie die Futterkrippen stellten. Teilweise wurden die Höhlen sogar in Häuser zu Wohnzwecken integriert. Viele Autoren der frühen Kirche sind daher der Meinung, dass Jesus in einer Höhle geboren ist. Wahrscheinlicher aber erscheint eine dritte Möglichkeit: Jesus kam in einem Haus zur Welt. Wie kann das sein?

    Die Geburtskirche in Bethlehem

    Die Geburtskirche in Bethlehem ist eines der ältesten Gotteshäuser der Welt.

    Der römische Kaiser Justinian I. ließ sie im 6. Jahrhundert neu erbauen, nachdem die im 3. Jahrhundert an derselben Stelle errichtete konstantinische Basilika beim Samaritaneraufstand von 529 stark beschädigt worden war.

    Das zehn Kilometer südlich von Jerusalem gelegene Gotteshaus soll religiösen Überlieferungen zufolge über jener Höhle errichtet worden sein, in der Jesus zur Welt kam.

    Unter der Kirche liegt die Geburtsgrotte mit dem sogenannten Silberstern. Insgesamt 15 Lampen über dem Stern repräsentieren verschiedene christliche Konfessionen.

    Wichtiges Merkmal ist der nur 1,20 Meter hohe Eingang, der im Mittelalter verhindern sollte, dass Ritter auf ihren Pferden in die Kirche ritten.

    Nach der Kreuzfahrerzeit gingen die einzelnen Gebäudeteile in den Besitz der griechisch-orthodoxen, der armenisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Gemeinschaften über.

    Schuld daran ist diesmal Martin Luther. Er übersetzte das griechische Wort „katalyma“ im Lukasevangelium als Erster mit „Herberge“, obwohl es eigentlich für „Gästezimmer“ oder einen Raum in einem Privathaus, der vermietet werden kann, verwendet wird. „Pandokeion“ wäre das richtige Wort für „Herberge“. Forscher gehen somit davon aus, dass Maria und Josef nicht abgewiesen wurden, weil die Herberge voll gewesen ist – was so oder so als äußerst unwahrscheinlich gilt, da es der orientalischen Gastfreundschaft widerspricht, eine hochschwangere Frau abzuweisen. Im Gästezimmer war schlichtweg kein Platz für eine Geburt. Das Gästezimmer befand sich laut Forschern vermutlich im Haus von Verwandten auf dem Land. Denn erstens gab es Herbergen in der heutigen Form in einem kleinen Dorf, das Bethlehem damals war, nicht. Und zweitens dürfte Bethlehem wegen der Volkszählung überfüllt gewesen sein.

    Waren Ochs und Esel bei der Geburt Jesu dabei?

    Da die Häuser auf dem Land damals meist nur zwei Räume besaßen und eines davon das zu kleine Gästezimmer war, fand die Geburt vermutlich im Wohnraum statt, wo in einem abgegrenzten Teil nachts ebenfalls das Vieh unterkam.

    Wurde das Jesuskind wirklich in einem Stall geboren?
    Wurde das Jesuskind wirklich in einem Stall geboren? Foto: Irmgard Lorenz

    Dort stand auch eine Futterkrippe – ein sicherer, warmer Ort, wohin das Jesuskind nach der Geburt, bei der die weiblichen Verwandten sicherlich halfen, gelegt wurde. Da die Evangelien nichts zum Geburtsvorgang an sich erzählen, gehen Forscher davon aus, dass sich Jesu Geburt in etwa so abspielte – wie zu jener Zeit üblich. Besondere Vorkommnisse hätten wohl sonst ihren Weg in die Bibel gefunden. Erst die spätere theologische Auswertung kam zur Deutung: Jesus ist arm und muss von Anfang an leiden, da er in der Welt nicht willkommen ist. Dazu passen abgewiesene Eltern sowie eine einsame Geburt in einem kalten Stall mit Tieren viel besser.

    Das führt wieder zurück zu Ochs und Esel. Die hat Franz von Assisi als Jesu Geburtsbegleiter aber auch nicht frei erfunden. Schon in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus kommen sie in einer Wandmalerei und im 4. Jahrhundert in einem Grabrelief vor. Die einzige antike Quelle, die die beiden Tiere als Jesu Besucher am dritten Tag nach der Geburt nennt, stammt erst aus dem 8. Jahrhundert. Doch erst durch Franz von Assisis Lebendkrippe begannen Ochs, Esel und der Stall ihre Karriere in der Weihnachtsgeschichte.

    Das Buch zum Fakten-Check: Simone und Claudia Paganini: Von wegen Heilige Nacht! Gütersloher Verlagshaus, 157 S., 14 €

    Lesen Sie dazu auch den ersten Teil des Faktenchecks zur Weihnachtsgeschichte über die Geburt Christissowie den dritten Teil über die Heiligen Drei Könige.

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