Ich bin so ein Vater, der sich ständig Gedanken macht. Fahren die Kinder mit dem Rad um den Block, denke ich: Hoffentlich geht das gut! Fallen sie hin, denke ich: Hoffentlich haben sie sich nichts gebrochen!
In den vergangenen Corona-Monaten dachte ich vor allem: Hoffentlich lernt meine Tochter genug! Sie ist Grundschülerin. In der Grundschule wird vermittelt, was fürs ganze Leben wichtig ist. Sie sollte nichts verpassen. Was in Zeiten geschlossener Schulen und Homeschooling oder später bei Unterricht in Kleingruppen („an jedem geraden Tag“) bedeutete: eine enorme Anstrengung für alle.
Eis statt Einmaleins in den Ferien - Die Kinder haben es sich verdient!
Ich habe also Verständnis für die Debatte über verpflichtende oder freiwillige Bildungsangebote in den Ferien. Sie würden vor allem Kindern aus „bildungsferneren“ Bevölkerungsgruppen zugutekommen. Schön. Aber auch rundweg gut? Nein. Denn erneut werden dabei die Bedürfnisse von Kindern außer Acht gelassen. Und die erschöpfen sich nicht darin, verpassten Unterricht nachzuholen und immer weiter Schulstoff in den Kopf gestopft zu bekommen. Kinder haben nicht nur ein Recht auf Bildung, sie haben auch ein Recht auf Erholung. Leseübungen oder die gelegentliche Rechenaufgabe auf dem Badetuch am See mal ausgenommen.
Ohnehin zählen Kinder zu den großen Leidtragenden der Corona-Krise. Weil ihnen phasenweise und mehr als anderen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben genommen und ihnen zudem vermittelt wurde, ein Risikofaktor zu sein.
Die „Corona-Ferien“ waren keine unbeschwerte, freie Zeit. Sie waren für viele Kinder eine Belastung, selbst wenn es ihnen nicht anzusehen war. Die Ferien nun sind ein Stück Normalität. Wer Kinder hat, weiß, wie wichtig das ist. Eis statt Einmaleins: Sie haben es sich verdient.
Lesen Sie auch den Pro-Kommentar von Doris Wegner.