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Matt Smith, Star in „House of the Dragon“, über irre Typen.

Interview

Was mögen Sie an diesem Wahnsinnigen, Matt Smith?

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    Irrer Typ? Matt Smith, hier bei der Premiere in London,  spielt in "House of the Dragon" den unberechenbaren Prinz Daemon.
    Irrer Typ? Matt Smith, hier bei der Premiere in London, spielt in "House of the Dragon" den unberechenbaren Prinz Daemon. Foto: Ian West, picture alliance

    Guten Morgen.
    MATT SMITH: Guten Morgen. 

    Oh, Sie sprechen Deutsch? 
    SMITH: Alle meine deutschen Freunde sagen immer "Genau". Aber nein, ich kann leider kein Deutsch, aber ich kann "Guten Morgen" sagen.

    Sie spielen in "House of the Dragon" Daemon Targaryen: unberechenbar, machtgierig, wahnsinnig. Was gefällt Ihnen an diesem Typ?
    SMITH: Ja, er ist ein absoluter Wahnsinniger. Der nach seiner eigenen Melodie lebt. Sein moralischer Kompass ist sein eigener. Und das bewundere ich an ihm. Ich bewundere seine Überzeugung bei seinen Fehlern und Handlungen. Er lässt sich von nichts und niemandem aufhalten – ob in guten oder schlechten Momenten. Er ist wie ein verdammter Wildfang und ich spiele diese Rolle einfach gerne. Ich mag seine Prahlerei und, dass er immer wieder für Chaos sorgt. Wenn man bei ihm ist, fühlt es sich an, als würde man auf einem Stück Glas laufen. Ich mag diesen Drahtseilakt, den er sich selbst auferlegt hat.

    Glauben Sie, dass Sie selbst auch einige dieser Eigenschaften in sich tragen?
    SMITH: Haben wir nicht alle ein bisschen davon in uns? Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich, dass es in gewisser Weise auch ganz gute Qualitäten sind. Die Unberechenbarkeit, das zu tun, was man will. Und auf niemanden zu hören. 

    Man sagt, man muss sich erst in seinen Charakter verlieben, bevor man ihn richtig darstellen kann. Stimmt das?
    SMITH: Ja, ich denke, das muss man. Manchmal ist es schwierig, wenn dein Charakter fragwürdige Dinge tut. Die Leute sagen dann: “Oh, aber wie kannst du ihn mögen?” Aber die Leute mögen ihn am Ende doch. Wie können wir Hannibal Lecter mögen? Wir tun es einfach. Wir wollen, dass er davonkommt, wenn er auf der Flucht ist. Und man genießt es irgendwie, wenn er den Wachmann gefressen hat. Man denkt sich “Na los”, weil er etwas Besonderes an sich hat. Und er hat Charakter. Und ich denke, das ist es, in das man sich verliebt – dieser Charakter, trotz seines Verhaltens.

    Auch Daemon ist ja nicht nur unberechenbar und wild, sondern auch sehr emotional... 
    SMITH: Ganz genau, er hat alles verloren. Diese Art von Trauer ist der große Katalysator der Staffel und ich denke, alles dreht sich wirklich um den Tod seines Bruders. Jede einzelne Handlung hängt oft mit ihm zusammen. Das erlaubt es einem, eine Version von Daemon zu sehen, die etwas offener und ehrlicher ist. Er vermisst seinen Bruder einfach. Er weiß nicht einmal, wie er das kommunizieren soll. Es ist eigentlich ganz einfach, aber er verhält sich wie ein verdammter Verrückter, was großartig ist. Sein Leben ist ein Strudel aus Chaos, Rache und Wahnsinn.

     Strudel aus Chaos, Rache und Wahnsinn: Emma D'Arcy als Prinzessin Rhaenyra Targaryen und Matt Smith als Prinz Daemon Targaryen in der Game of Thrones-Vorgeschichte "House of the Dragon".
    Strudel aus Chaos, Rache und Wahnsinn: Emma D'Arcy als Prinzessin Rhaenyra Targaryen und Matt Smith als Prinz Daemon Targaryen in der Game of Thrones-Vorgeschichte "House of the Dragon". Foto: Hbo/pa Media / Ollie Upton / Ollie Upton

    Ich habe gelesen, Sie hatten vor Jahren große Angst, als "Doktor Who" in der gleichnamigen britischen Kultserie es den Fans nicht recht machen zu können. Ging es ihnen bei "House of the Dragon", in der die Vorgeschichte der unglaublich erfolgreichen Serie "Game of Thrones" erzählt wird, ähnlich?
    SMITH: Es ging damals nicht darum, dass ich dachte, ich könnte den Fans nicht gerecht werden. Ich wusste es einfach nicht. Ich hatte einfach so viele Bedenken und als Schauspieler macht man sich manchmal unnötigerweise zu viele Sorgen. Was "Game of Thrones" betrifft, ist es eine große Ehre, für immer mit so einem erfolgreichen Projekt in Verbindung gebracht zu werden. Ich liebe es! Aber ja, ich hatte tatsächlich meine Sorgen. Das habe ich bei jeder Rolle oder jedem großen Projekt. Ich zögere dann immer ziemlich lange. Es liegt also eher an mir als an den Rollen, um ehrlich zu sein. Bei “House of the Dragon” gab es definitiv Gedanken wie, ”Okay, ist das die richtige Welt?" Ich denke, viele Schauspieler machen so etwas Ähnliches durch.

    Apropos Kult, ich habe gelesen, das Showrunner Ryan Condal ihnen die Rolle von Prinz Daemon Targaryen angeboten hat, nachdem er sie als Prinz Philip in "The Crown" gesehen hat. Was glauben Sie hat er in Ihnen als Prinz Philip gesehen, was ihn so überzeugt hat?
    SMITH: Es lag wahrscheinlich nicht daran, dass er dachte: "Er ist ein Prinz und hat eine blonde Perücke. Lasst ihn uns casten." Ich weiß es wirklich nicht. Ich vermute, es gab so eine Art innere Rebellion, die ich vielleicht ausstrahle? Ich kann aber nicht für ihn antworten. Sie sind beide Prinzen und haben beide blondes Haar. Und sie sind beide mit formidablen, starken, brillanten Frauen verheiratet. Vielleicht sah er also eine Welt, in der ich Verhaltensweisen gezeigt habe, die zu beiden Rollen passen könnten? Ich weiß es nicht.

    Lesen Sie auf Social Media die Kommentare von Fans?
    SMITH: Nein, absolut nicht. Ich habe gar keine Social-Media-Accounts. Ich war noch nie bei irgendetwas angemeldet – nie! Bei Facebook war ich für einen kurzen Moment und bin dann wieder raus. Seither halte ich mich von alldem fern. Manchmal denke ich: Oh, ich verpasse etwas, denn es ist zum Beispiel schon eine gute Möglichkeit, über Instagram mit Leuten in anderen Ländern in Kontakt zu treten. Aber was man nicht kennt, vermisst man auch nicht. Die guten Dinge, die man auf Social Media liest, vergisst man immer und die schlechten Dinge bleiben für immer hängen.

    Sie haben Fußball gespielt, als Sie jünger waren und wollten sogar Profi werden, sind dann aber nach einer Rückenverletzung zur Schauspielerei gewechselt. Haben Sie jemals zurückgeblickt und gedacht: "Was wäre wenn"? 
    SMITH: Ja, ich habe schon häufiger darüber nachgedacht, wie es gewesen wäre, wenn ich Fußballprofi geworden wäre. Ich liebe Fußball und habe mich sehr auf die Fußball-EM gefreut. Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich mich ziemlich privilegiert fühle, weil ich etwas anderes gefunden habe, das mir wirklich Spaß macht. Die Schauspielerei ist auch eine echte Herausforderung. Sowas als Beruf zu haben, ist wirklich ein Geschenk. Mittlerweile ist Fußball für mich einfach nur pure Unterhaltung und Geselligkeit, was ich auch liebe. Ich rede jeden Tag irgendwie über Fußball.

    Sie sollen sehr ungeschickt seien und am Set viele Dinge kaputt machen, stimmt das?
    SMITH: Es stimmt... Ich bin wirklich sehr ungeschickt, leider. Es ist ein Fluch, der auf mir lastet. Früher, bei Doctor Who, habe ich den Sonic Screwdriver (Schallschraubendreher) ständig kaputt gemacht. Es gab vier davon. Sie waren aus Metall. Wirklich erstaunliche, wunderschöne Ingenieurskunst. Zum Glück haben wir am Set diese wunderbaren Requisiteure, die ständig herumrennen und alles reparieren. Ich bräuchte eigentlich einen von ihnen im richtigen Leben (lacht).

    Die körperlichen Strapazen beim Dreh sind nicht außer Acht zu lassen, was aber war psychologisch gesehen die größte Herausforderung für Sie?
    SMITH: Seltsamerweise, so schrecklich es klingt, machen Schlachtszenen tatsächlich ziemlich viel Spaß. Wenn man Leute absticht, überall Blut ist und man völlig durchnässt ist – das ist die Art von Sachen, die dem inneren Kind in mir gefallen. Ich darf dann so tun als ob und einfach nur spielen. Wirklich schwierig für den Kopf sind eher die großen Szenen, an denen tagelang gedreht wird.

    Sehen Sie Ihren Charakter auch in der realen Welt?
    SMITH: Für so eine Rolle lässt man sich ja inspirieren, durch Leute in der Literatur, aber auch der Geschichte. Aber es wäre interessant mal zu sehen, wie die Leute reagieren würden, wenn Daemon Targaryen den Raum betreten würde. Ich denke, sie würden sich in die Hosen machen (lacht).

    Welches Sternzeichen wäre er Ihrer Meinung nach?
    SMITH: Ich bin im wirklichen Leben ein Skorpion und ich glaube, Daemon ist definitiv auch ein Skorpion. Ja, zu einhundert Prozent.

    Wenn Sie an die Zukunft denken, vielleicht in 10 oder 20 Jahren, wofür werden Sie dann am dankbarsten sein ?
    SMITH: Für mich ist es wirklich toll, bei Jobs wie diesem so wundervolle Menschen wie Fabien, Emma, Paddy und Rhys kennengelernt zu haben. Das sind Beziehungen, von denen man hofft, dass sie einen noch Jahre begleiten werden. Und als Schauspieler ist es einfach immer wieder unglaublich, wenn man realisiert, was für einen tollen Job man jeden Tag machen darf – auch, wenn es manchmal herausfordernd und schwierig ist, diese verrückten Sachen zu performen, die die Leute sonst nie machen würden. Man reitet auf einem Drachen, schlägt jemandem den Schädel ein, kämpft auf einem Schlachtfeld – man macht Dinge, die der Stoff reinster Fantasien sind. Und das kann wirklich aufregend sein.

    Wenn Sie etwas vom Set oder aus Ihrer Garderobe mitnehmen könnten, was wäre es?
    SMITH: Ich habe mein Schwert mitgenommen. Das ist alles, was ich dazu sagen werde... (lacht).

    Zur Person

    Matt Smith, geboren 1982 in Northampton, wurde bekannt durch die englische Sciene-Fiction-Serie "Doctor Who", in der er von der fünften bis zur siebten Staffel die begehrte Hauptrolle spielen durfte – als elfter und jüngster "Doktor Who". Bekannt war Smith, der bis zu einer schweren Rückenverletzung davon träumte, Profifußballer zu werden, vor allem als Theaterschauspieler. Smith hat beruflich ein Faible für Horror – spielte die Hauptrolle in "Patient Zero" und in "Carlie Says" den Mörder Charles Manson. In der Erfolgsserie "The Crown" zeigte er eine andere Seite, da übernahm er den Part von "Prinz Philip". Aktuell ist er als Prinz Daemon Targaryen in der zweiten Staffel von "House of the Dragon" zu sehen (Sky/WOW), in der die Vorgeschichte der Kultserie "Game of Thrones" erzählt wird. 

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