Italien ist Gastland bei der Frankfurter Buchmesse. Unsere Kultur- und Journalredaktion hat sich durch die Neuerscheinungen gewühlt und stellt sechs spannende Bücher italienischer Autorinnen und Autoren vor. Zu den Werken sind ausführliche Kritiken verlinkt. Hier der Überblick:
Marco Balzano: Cafe Royal
Da ist der Arzt, der seine Patienten nicht mehr sehen kann oder der Aushilfspriester, der mit seinem Glauben hadert. In seinem Episodenroman „Café Royal“ porträtiert Marco Balzano Menschen, die in Mailand wohnen und zu Corona-Zeiten mehr denn je an ihrer Existenz leiden. Mit jedem Kapitel entwickelt er die Beziehungen zwischen den Personen weiter, die im Café Royal ein und aus gehen. Ein origineller Beitrag über Regelverstöße und Beziehungsgeflechte. Zur Rezension.
Marta Barone: Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand
Erst nach dem Tod ihres Vaters erfährt Marta Barone von dessen Vergangenheit. Dass ihr Vater wegen der Unterstützung einer terroristischen Gruppe im Gefängnis saß, erschüttert die Schriftstellerin. Auf ihrer Spurensuche findet Barone alte Akten und trifft Weggefährten. Sie bastelt sich ein Bild des Mannes, der ihr immer fremder werden zu scheint. Die Autorin erzählt durch ihre Recherche eindrücklich von den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen in Italien der 1970er-Jahre. Zur Rezension.
Davide Longo: Am Samstag wird abgerechnet
In den Tälern der piemontesischen Westalpen wird ein betagter Filmproduzent erdrosselt aufgefunden. Noch alarmierender: Auch seine Frau, eine Film-Diva der 1960er-Jahre, ist plötzlich verschwunden. Das ruft die beiden Ermittler Vincenzo Arcadipane, Polizei-Kommissar in Turin, und Corso Bramard, Arcadipanes Ex-Chef, auf den Plan. „Am Samstag wird abgerechnet“ ist der vierte Roman von Davide Long, in dem er das Figuren-Doppel auf eine spannende Spurensuche schickt. Zur Rezension.
Francesca Melandri: Kalte Füße
Was hat der Vater getan, als er im Zweiten Weltkrieg für die italienischen Alpini in die Ukraine einmarschierte? Hat er jemals einen Menschen getötet? Hat er sich schuldig gemacht als Teil der faschistischen Besatzungsmacht? In „Kalte Füße“ verschränkt Francesca Melandri ihre Familiengeschichte mit aktuellem Zeitgeschehen. Ein persönliches Buch über italienische Erinnerungskultur, Opfernarrative und die Frage, was Krieg ist. Zur Rezension.
Greta Olivo: Die Nacht der Schildkröten
Die hässliche Brille trägt Livia schon seit ihrer Kindheit, aber der Schock kommt erst mit der Diagnose: Livia wird erblinden. In „Die Nacht der Schildkröten“ begleitet Greta Olivo ein junges Mädchen durch ihre Jugendzeit, in der sie neben all den anderen Herausforderungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, mit einer unaufhaltsamen Krankheit konfrontiert ist. Ein berührendes Debut über Schicksal und Hoffnung, für das Olivo in Italien bereits ausgezeichnet wurde. Zur Rezension.
Donatella Di Pietrantonio: Die zerbrechliche Zeit
In ihrem Roman „Die zerbrechliche Zeit“ erzählt Donatella Di Pietrantonio die Geschichte eines kleinen Ortes in den Abruzzen und zugleich die Geschichte der jugendlichen Amanda, die im Lockdown in das ungeliebte Zuhause zurückkehrt. Unheilvoll hängt das Schweigen über dem Alltag und der Vergangenheit. Zur Rezension.
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