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Filmkritik: "Dune: Teil 2" ist ein Wüsten-Epos mit dem Zeug zum Klassiker

Filmkritik

"Dune: Teil 2" ist ein Wüsten-Epos mit dem Zeug zum Klassiker

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    Timothée Chalamet (links) als Paul Atreides und Josh Brolin als Gurney Halleck im  "Dune: Part Two".
    Timothée Chalamet (links) als Paul Atreides und Josh Brolin als Gurney Halleck im "Dune: Part Two". Foto: Niko Tavernise/Warner Bros., dpa

    Spice nennt sich die Substanz, die auf dem Sand in der Sonne glitzert. Für die Bewohner des Planeten Arrakis im 101. Jahrhundert ist der Rohstoff Fluch und Segen zugleich. Die bewusstseinserweiternde Droge rüstet das Volk der Fremen seit Generationen für den harten Überlebenskampf auf dem überhitzten Wüstenplaneten, an dessen klimatische Bedingungen sie sich mit Erfindungsgeist angepasst haben. Gleichzeitig ist die ganze Galaxie hinter dem Zeug her, das ein unerlässlicher Bestandteil der modernen Raumfahrt ist. Wer das Spice hat, hat die Macht über das ganze Imperium, dessen Kämpfe, Kriege und Intrigen Frank Herbert (1920-1986) in seinem sechsbändigen Romanzyklus „Dune“ ausleuchtete. 

    Als Denis Villeneuve im September 2021 den ersten Teil des Science-Fiction-Epos ins Kino brachte, waren die Erwartungen hoch. Im Jahr zwei der Pandemie brauchte auch die Filmbranche ein Wundermittel – einen echten Blockbuster, der das Publikum an die Wirkkraft des Kinos erinnerte. Und „Dune“ erfüllte die Aufgabe mit gebührender epischer Breite, einer rauschhaften Visualität und trotz Corona mit einem Einspielergebnis von 430 Millionen Dollar. 

    Im Fokus bei "Dune": Timothée Chalamet als junger Nachwuchsfürst

    Drei Jahre hat Villeneuve sich nun für die Fortsetzung Zeit gelassen. Wie sein britischer Kollege Christopher Nolan hat auch der franko-kanadische Filmemacher seine Qualitätsstandards, mit denen er Kunst und Kommerz widerspruchsfrei miteinander verbindet. Im zweiten Teil liegt der Fokus noch deutlicher auf dem jungen Nachwuchsfürsten Paul Atreides (Timothée Chalamet), dessen Volk bei der Invasion der Harkonnen auf Arrakis ausgerottet wurde. Mit seiner Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) gehört Paul zu den einzigen Überlebenden des Völkermordes. Beide finden bei dem einheimischen Stamm der Fremen Zuflucht. Die versierten Wüstenbewohner sind skeptisch. Schließlich ist der junge Fürst an der Seite seines mittlerweile ebenfalls ermordeten Vaters als Besatzer auf den Planeten gekommen. 

    Aber der Stammesführer Stilgar (Javier Bardem) glaubt in Paul den Messias zu erkennen, wie ihn die Prophezeiung angekündigt hat. Die Kriegerin Chani (Zendaya) wiederum gibt nichts auf den ganzen religiösen Kram. Kein Messias, nur die Fremen selbst können sich von den Invasoren befreien. Dennoch weiht sie Paul in die Lebensweise und die Guerilla-Kampftechniken ihres Volkes ein. Und der Fremde bewährt sich sowohl bei einem Überfall auf die riesigen Erntemaschinen der Harkonnen als auch mit seinem Ritt auf einem riesigen Sandwurm. Das Rodeo auf dem Wurmungetüm ist eine der spektakulärsten Actionszenen der letzten Jahre, die in einem stilvollen Wüstenambiente ausgetragen wird. Frank Herberts Romanvorlage wurde einst stark von David Leans monumentalem Wüstenepos „Lawrence von Arabien“ (1962) beeinflusst. Villeneuve sucht in seiner Verfilmung immer wieder den Weg zurück zu dieser Inspirationsquelle. Das gilt für die elegant choreografierten Actionsequenzen genauso wie für die poetischen Landschaftstotalen aus der jordanischen Wüste. 

    Zendaya spielt in "Dune" eine Kriegerin im Zwiespalt

    Große Aufmerksamkeit widmet der Film der Beduinenkultur der Fremen, die sich der unbarmherzigen natürlichen Umgebung mit eigenen Überlebenstechniken angepasst haben. Ein ganzer Kosmos spinnt sich um die Spiritualität des Volkes, das in einem unterirdischen See die Körperflüssigkeiten der Vorfahren hortet und auf den ersehnten Messias wartet. Aber diese Prophezeiung wurde von dem matriarchalen Orden der Bene Gesserit verfasst, dem auch Pauls Mutter Jessica angehört. Die Geheimorganisation baut ihre spirituellen Manipulationsfähigkeiten seit Generationen aus. Paul muss erkennen, dass er als vermeintlicher Messias nur ein Instrument in diesem Machtkampf ist. Ob die fragile Heldenfigur sich in ihr Schicksal einfügt oder gegen die konstruierte Bestimmung ankämpft, bleibt bis zum Ende offen. Ihm gegenüber steht Chani, die sich mit unkorrumpierbarer Klarheit allein für die Interessen ihres Volkes einsetzt, sich aber ebenso sehr zu Paul hingezogen fühlt.

    Mit Timothée Chalamet und Zendaya hat Villeneuve zwei der wichtigsten Stars der jüngeren Generation unter Vertrag genommen und verhandelt die aufkeimende Liebe der beiden Charaktere mit großem Ernst und zarter Romantik. Die Sorgfalt der Inszenierung zeigt sich in diesem Film eben nicht nur in den klug orchestrierten Actionszenen, sondern ebenso in den widersprüchlichen, emotionalen Beziehungen der Figuren zueinander. Mit seinem puren Willen zur Qualität auf allen Ebenen filmischen Erzählens hebt sich „Dune: Teil 2“ deutlich von dem derzeitigen Blockbuster-Geschehen ab und kann schon jetzt als Klassiker des Science-Fiction-Genres einsortiert werden. 

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