"Man muss einfach nur (bei YouTube) eingeben: 'Dicht & ergreifend nimmt den Bayerischen Kulturpreis nicht an.'" Das verkündete der Musiker Michael Huber bei der Verleihung des Kulturpreises Bayern am Donnerstagabend. Wer das Video anklickt, kann die Rede hören, die die Hip-Hop-Band auf der Gala gerne gehalten hätte. Aber sie durfte nicht. Auch eine Versteigerung der goldenen Trophäe, die sie vor Ort abhalten wollte, wurde untersagt. Deshalb lehnten sie in den zwei Minuten, die sie letztlich auf der Bühne hatten, die Auszeichnung ab. Denn: "Wir sind eine Band, die was zu sagen hat."
"Dicht & ergreifend" gingen ohne Preis von der Bühne
Moderatorin Nina Sonnenberg ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: "Dann nehm' ich den wieder", sagte sie und nahm Bandmitglied Fabian Frischmann die Trophäe aus der Hand. Und ans Publikum gerichtet: "Ihr werdet die Erklärung hören." Also taten die drei Musiker etwas, das es beim Bayerischen Kulturpreis vorher noch nie gegeben hat: Sie gingen ohne Preis von der Bühne.
Was die Band zu sagen hat, ist seitdem in besagtem YouTube Video zu sehen. Darin übt die Band satirisch Kritik an Wirtschaft und Politik. "Wir bedanken uns ganz brav bei der Bayernwerk AG, deren Mutterkonzern Eon ihren Gewinn im letzten Geschäftsjahr auf magere 8,1 Milliarden Euro steigern konnte und dadurch in der Lage ist, uns hilfsbedürftige Künstler mit der horrenden Summe von 5000 Euro unter die Arme zu greifen." Die Bayerische Staatsregierung schmücke sich indes mit Künstlerinnen und Künstlern, ohne "auch nur einen Cent aus den staatlichen Kulturtöpfen" für sie auszugeben, kritisiert Huber in der aufgezeichneten Rede. Die Band freue sich sehr, "im Glanze des Freistaates Bayern der Schatten" sein zu dürfen.
Die 5000 Euro spendet die Band trotzdem – aus eigener Kasse
Das Preisgeld von 5000 Euro wollten sie eigentlich spenden. Genau wie den Gewinn aus der Versteigerung der goldenen Trophäe. Vielleicht ahnten die Veranstalter, dass der Auftritt von "Dicht & ergreifend" nicht so reibungslos ablaufen würde wie der der anderen Preisträgerinnen und Preisträger (zum Beispiel Schriftstellerin Rita Falk oder Dirigent Jakub Hrůša) und verweigerten ihnen deshalb mehr Zeit auf der Bühne und damit die Möglichkeit, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Stattdessen spenden die drei Musiker nun 5000 Euro aus eigener Kasse an eine Hilfsorganisation für Kinder in Westafrika. Zudem haben sie eine eigene goldene Trophäe namens "HFE5000" ("Humanismus für Einsteiger") aus einem 3D-Drucker gelassen. Diese versteigern sie auf Ebay. Der Gewinn kommt ebenfalls Kindern in Burkina Faso zugute. Auf YouTube häufen sich derweil begeisterte Respekt- und Liebesbezeugungen in der Kommentarspalte: "Perfekte Rede", "ihr seid die besten", "geile Aktion".