Keine Kindheit ohne sie. Pixi-Bücher sind treue Begleiter von Buben und Mädchen, denn: Was muss man nicht warten und Ruhe geben in einem Kinderleben! Im Auto, bis man endlich ankommt; im Wartezimmer beim Doktor; an Schlechtwettertagen, wenn man endlich wieder nach draußen will. So ein kleines Büchlein kann einem da schon gut die Zeit vertreiben. Nur zehn mal zehn Zentimeter sind sie groß und 24 Seiten stark, aber in ihnen findet sich die ganze Welt - geeignet, um Langeweile zu vertreiben, Neugier zu stillen oder auch zu wecken und die Lust auf Bücher zum Wachsen zu bringen.
Pixie-Erfinder Carlsen: Jedes Kind soll Spaß an lustigen Geschichten haben
Leseförderung war die ursprüngliche Absicht des Hamburger Verlegers Per Hjald Carlsen , als er vor 70 Jahren die ersten Bücher im handlichen Format herausgab. Einen niedrigschwelligen Einstieg in die Literatur wollte er mit den Pixis, benannt nach dem englischen Wort für Kobold, bieten. Jedes Kind sollte ein Buch besitzen können und Spaß an lustigen Geschichten haben. Deshalb gibt es Pixi-Bücher nicht nur im Buchladen, sondern auch in Drogerie- und Supermärkten, für jedes Kind leicht erkennbar in einer Schütte mit der bekannten Koboldsfigur. Und dazu passt auch der kleine Preis mit ehemals 50 Pfennig und heute 99 Cent. Carlsens Idee, und wohl auch Rechnung, ging auf: Etwa 500 Millionen der Pixi-Bände fanden in den letzten sieben Jahrzehnten ihren Weg in Kinderhände und nicht selten ist es das erste eigene Buch einer Lesekarriere.
Im Literaturhaus München können nun frühere und heutige Leserinnen und Leser in der Ausstellung „Pixi - 70 Jahre kleine Bücher“ in diese Welt eintauchen, und das durchaus im wörtlichen Sinne. In einem Sandkasten befinden sich rund 1000 der mittlerweile fast 3000 verschiedenen Bände, die man herausfischen und sich in kleinen Zelten zu Gemüte führen kann. An den Wänden prangen ausgewählte Cover quer durch die Jahrzehnte, auf denen sich eine vergnügliche und interessante Zeitreise unternehmen lässt.
Pixibücher zeigen, wie sich Rollenbilder und pädagogische Grundsätze geändert haben
Denn die Pixi-Bücher erzählen nicht nur Geschichten, sie erzählen auch Geschichte, zeigen, wie sich die Gesellschaft und deren Blick auf die Kindheit, wie sich Rollenbilder und pädagogische Grundsätze geändert haben. Von artigen Mädchen in hübschen Kleidchen hin zu frechen Gören in der Latzhose, von der Familie mit Vater, Mutter und Kindern zu alleinerziehenden Elternteilen oder gleichgeschlechtlichen Eltern vollzieht sich auch in den Pixi-Büchern der gesellschaftliche Wandel und wird dem zunehmenden Bewusstsein über die Diversität der Menschen und Lebensformen Raum gegeben. Bekannte Autorinnen und Illustratoren haben in diesen Jahren geschrieben und gezeichnet für Pixi, darunter Andreas Steinhöfel, Cornelia Funke, Margit Auer, Regina Kehn, Nadia Budde, Ole Könnecke. Der erste Band im Jahr 1954 widmete sich den „Miezekatzen“. Pausbäckig und mit gelbem Pünktchenkleid ziert eine Katzenmama mit ihrem Katzenkind an der Hand das Cover des ersten Pixibuches. Viele weitere über allerlei Getier folgten wie „Sigi, der Seelöwe“ „Maikäferchens Glück“, „ Jakob ist ein Zottelbär“, „Peter und Mausi Maus“.
So klein die Büchlein sind, so groß ist aber die Themenvielfalt. Bekannte Märchen, Berufe, Tier-, Spielzeug-, Technik- und Wissenschaftsgeschichten, auch gesellschaftliche Themen wie Politik, Klimawandel und Krieg, ja sogar die Weltliteratur („Wilhelm Tell und der Apfelschuss“) finden sich in Pixi-Büchern. Und natürlich Geschichten aus dem Alltag, vor allem repräsentiert durch ein kleines Mädchen mit Schleife im Haar: Conni. „Conni kommt in den Kindergarten“ war 1992 das erste einer langen Reihe von Erlebnissen, die direkt aus der Lebenswelt der jungen Leserinnen und Leser stammt und bei diesen eine große Fangemeinde hat, während Eltern sich bei Geschichten dieser Art oft die Haare raufen.
Aber: „Eine gute Geschichte muss natürlich auf die Zielgruppe ausgerichtet sein, die Kindergartenkinder“, erklärt Eleonore Gregori, Lektorin des Carlsen Verlages, in einem Video, das in der Literaturhaus-Ausstellung zu sehen ist. Witzig und warmherzig sollten die Geschichten sein, bunt und modern, dabei aber auch einen Spannungsbogen enthalten, wobei am Schluss aber immer ein gutes Ende stehen müsse. Dass die Story nicht zu simpel, aber doch einfach genug ist, um alles beim Zuhören zu erfassen, sei ebenfalls wichtig. Gute Geschichten im kleinen Format zu schreiben und zu zeichnen, das ist also nicht unbedingt ein Kinderspiel. Deshalb rät Gregori Autoren und Illustratorinnen, die 12 Szenen des Buches schon im Vorhinein genau durchzuplanen, gleich zur Sache zu kommen und schon in der ersten Bildszene die Hauptfigur vorzustellen, wobei auch die Bilder viel Inhaltliches übernehmen könnten. „Wir haben den Anspruch, die Bildsprache so klar zu gestalten, dass das Kind die Geschichte auch verstehen kann, wenn es das Buch allein durchblättert“, sagt Eleonore Gregori.
Denn dafür ist es schließlich gemacht, das zehn mal zehn Zentimeter große Büchlein, das sich in kleinen Kinderhänden anfühlt wie ein riesiger Schmöker.
„Pixi - 70 Jahre kleine Bücher. Literaturhaus München, Salvatorplatz 1; geöffnet Montag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr; Laufzeit bis 22. Februar 2025
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