Keine guten Nachrichten für Kunstliebhaber: Die Katharinenkirche in Augsburg wird noch lange geschlossen bleiben, wie die Stadt Augsburg auf Anfrage mitteilt. In der an das Schaezlerpalais angrenzenden Kirche betreiben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ihre Zweigstelle in Augsburg und zeigen dort in der Galerie Alter Meister Kunstwerke aus der Blütezeit Augsburgs, zum Beispiel das ikonische Fugger-Porträt von Albrecht Dürer, zum Beispiel auch Arbeiten von Hans Holbein dem Älteren. Doch seit dem Frühjahr 2022 ist die Katharinenkirche geschlossen - und das wird wohl noch länger so bleiben.
Erst waren es Probleme mit der Lichtanlage, dann haben sich im Winter 2022/23 Risse im Deckengewölbe gezeigt. Die Stadt Augsburg hat inzwischen ein technisches System angebracht, das diese Risse beobachtet. „Innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre werden nun die vorhandenen Risse durch ein beauftragtes Ingenieurbüro engmaschig überwacht“, teilt Martina Wild, Bildungsreferentin der Stadt, mit. In diesem Zeitraum bleibe die Kirche auf jeden Fall geschlossen. Danach wird sich zeigen, wie das Deckengewölbe wieder saniert werden kann, ob kleinere oder umfangreichere Sanierungsarbeiten nötig sind. Erst nach Abschluss dieser Bauarbeiten kann die Galerie Alter Meister dort wieder einziehen.
Auch wenn in der Katharinenkirche Kunstwerke gezeigt werden und sie ans benachbarte Schaezlerpalais angrenzt und von dort aus erschlossen wird, fällt sie als Immobilie in den Bereich des Bildungsreferats, da sie ein Teil des Holbein-Gymnasiums ist. Dort werden die Bau- und Sanierungsarbeiten koordiniert. „Wann die Katharinenkirche ihren musealen Betrieb wieder aufnehmen kann, kann derzeit nicht verlässlich prognostiziert werden“, teilt Bildungsreferentin Martina Wild mit. Im Idealfall seien nur geringe Sanierungsarbeiten auszuführen, wofür ein aufwendiges Innengerüst nötig sei. Dabei fielen Kosten im niedrigen, sechsstelligen Bereich an. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass die Schäden doch größer seien. Wenn tragende Elemente des Dachs saniert werden müssten, hat der Stadtrat über die Mittel zu entscheiden.
Die Schließung der Katharinenkirche hat auch auf die städtischen Kunstsammlungen Auswirkungen. In diesem Jahr gedenkt man des 500. Todestags von Hans Holbein dem Älteren. Eine große Sonderausstellung, die im Frankfurter Städelmuseum und im Wiener Kunsthistorischen Museum zu sehen war, ist Ende Juni ausgelaufen. In ihr wurde Augsburg als wichtiger Standort der frühneuzeitlichen Kunstgeschichte herausgehoben (wir berichteten). Kommende Woche wird Augsburg seine Holbein-Ausstellung eröffnen: „Der ältere Holbein. Augsburg an der Schwelle zur europäischen Kunstmetropole“ heißt es vom 26. Juli an. Als die Kunstsammlungen die Sonderausstellung entworfen haben, dachte man dort, dass die Katharinenkirche mit ihren Kunstwerken zugänglich sei. Dort hätte man die Möglichkeit gehabt, noch einen vertiefenden Blick auf die in Augsburg präsentierten Arbeiten von Hans Holbein dem Älteren zu werfen. Das wird jetzt nicht möglich sein. „Die Sonderausstellung ist trotzdem gelungen“, sagt Kunstsammlungsleiter Christof Trepesch vorab.
Bayerische Staatsgemäldesammlung zu Schließung: „Äußerst unglücklich“
Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen äußern sich auch. „Dass wichtige Werke Hans Holbeins des Älteren, die den Kernbestand der Staatsgalerie in der Katharinenkirche ausmachen, ausgerechnet im Jahr seines 500. Todestags aufgrund von baulichen Mängeln nicht zu sehen sind, ist äußerst unglücklich“, teilt die Sprecherin der Staatsgemäldesammlungen mit. Eine schnellstmögliche Wiedereröffnung sei vonseiten der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen aus unbedingt gewünscht. Andererseits können derartige Ereignisse bei historischer Bausubstanz jederzeit auftreten, und bestimmte Abläufe wie das Rissmonitoring würden sich nur schwer oder gar nicht beschleunigen lassen.
Um das Rissmonitoring-System anzubringen, musste der komplette Bildbestand der Kirche entfernt werden, schon das war ein kostspieliges Unterfangen, weil die Arbeiten jahrhundertealt sind. Es handelt sich in der Mehrzahl um großformatige Holztafeln aus dem frühen 16. Jahrhundert, „die mit der größten konservatorischen Rücksicht“ zu behandeln sind, wie die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mitteilen. Deshalb können die Arbeiten nur bei perfekten klimatischen Bedingungen präsentiert werden - Bedingungen, wie sie in der Katharinenkirche erzeugt worden sind, die aber im angrenzenden Schaezlerpalais nicht hergestellt werden können. „Da die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen aktuell weder in Augsburg noch in München über entsprechende räumliche Kapazitäten verfügen, werden die Bestände der Staatsgalerie in der Katharinenkirche bis auf Weiteres leider nicht zu sehen sein“, teilen die Staatsgemäldesammlungen mit.
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