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Die Berlinale darf keine Plattform für Israelkritik werden

Kommentar

Die Berlinale darf sich nicht kapern lassen

Richard Mayr
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    Umstritten: Basel Adra und Yuval Abraham posieren mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis für "No Other Land".
    Umstritten: Basel Adra und Yuval Abraham posieren mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis für "No Other Land". Foto: Nadja Wohlleben, dpa

    Diese Preisverleihung hätte so nicht stattfinden dürfen. Das Finale der Berlinale wird zur Bühne für antiisraelische Botschaften, Israel wird von Filmschaffenden eine Apartheidpolitik und ein Genozid an den Palästinensern vorgeworfen, das Publikum klatscht dazu, wie es immer klatscht, wenn Preise vergeben werden. Ein Skandal mit Ansage. Spätestens als feststand, dass der Dokumentarfilm "No Other Land" ausgezeichnet wird, hätte man ja damit rechnen können, dass die Bühne vom palästinensischen Regisseur und Aktivisten Basel Adra für eine politische Stellungnahme genutzt wird. Er und weitere Berlinale-Preisträger haben das gemacht.

    Umstritten: Basel Adra und Yuval Abraham posieren mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis für "No Other Land".
    Umstritten: Basel Adra und Yuval Abraham posieren mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis für "No Other Land". Foto: Nadja Wohlleben, dpa

    Es ist beschämend, dass nach der Documenta 2022 in Kassel und ihrem Antisemitismus-Skandal nun mit der Berlinale zum zweiten Mal ein international beachtetes Kultur-Event in Deutschland gekapert wird, um Israel zu diskreditieren. Beide Fälle haben spezifische Auslöser, folgt man den Linien der Verantwortlichkeit, landet man in beiden Fällen auch bei Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Natürlich hat Roth weder die indonesische Künstlergruppe auf die

    Was ist eigentlich los bei der Berlinale?

    24.02.2024, Berlin: Regisseurin Mati Diop (2.v.l) steht nach der Preisverleihung im Berlinale Palast zusammen mit dem Protagonisten Gildas Adannou und den Produzentinnen Judith Lou Lévy (l) und Eve Robin auf dem Roten Teppich, nachdem ihr ein Goldener Bär in der Kategorie Bester Film für "Dahomey" verliehen wurde. Die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin finden vom 15. bis 25.02.2024 statt. Foto: Britta Pedersen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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    Bei der Berlinale 2024 hat der Dokumentarfilm "Dahomey" den Hauptpreis gewonnen. Auch ein deutscher Film wurde ausgezeichnet. Das sind die Bilder des Filmfestivals.

    Allerdings muss man sich auch die Frage stellen, was mit den Documenta-Kuratoren und den Filmfestivalmachern der Berlinale los ist. Die Kunst ist frei. Aber muss auch jede Künstlerin und jeder Künstler eingeladen werden? Wenn die Berlinale-Jury für den besten Dokumentarfilm den palästinensischen Beitrag "No Other Land" auswählt, muss sich niemand wundern, wenn es bei der Preisverleihung zum Eklat kommt. Vier Aktivisten kritisieren im Film von verschiedenen Seiten die israelische Besatzungspolitik im Westjordanland. Die Documenta und die Berlinale sind beide stolz darauf, immer auch politisch zu sein. Aber sowohl der Documenta als auch der Berlinale haben eine Strategie gefehlt, wie sie auf einseitige Israel-Kritik und Antisemitismus reagieren sollen.

    Der Versuch, als sich politisch ambitioniertes Filmfestival darzustellen, ist gescheitert

    Einmal eingeworfen in diese Debatte: Zum Qualitätskriterium von Kunst gehört es, dass sie die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Welt erfahrbar macht. Wer in der Kunst nach Qualität sucht und dementsprechend auswählt, verringert das Risiko dramatisch, Künstlerinnen und Künstler einzuladen, die einfache Antworten in einer komplexen Welt bevorzugen. Damit würde auch das Risiko sinken, dass Künstlerinnen und Künstler unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit einseitige Israelkritik äußern oder aber antisemitische Parolen verbreiten. 

    Lange wird schon darüber diskutiert, dass die Strahlkraft der Berlinale gegenüber den Filmfestspielen von Cannes und Venedig nachgelassen hat. Die großen internationalen Namen des Films finden sich bei den anderen beiden. In diesem Jahr ist der Versuch, als das politisch-ambitionierteste europäische Filmfestival zu punkten, krachend gescheitert. Die neue Festivalleiterin Tricia Tuttle, die im April übernimmt, ist als Krisenmanagerin gefordert.

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