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Dalí: Spellbound - Eintauchen in immersive Kunst-Bildwelten

"Dalí: Spellbound" in München

Eintauchen in die Bildwelten von Dalí und anderen Künstlern

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    Das fünf mal elf Meter große Gemälde trägt den Titel "Spellbound", wie der gleichnamige Film. Das Bild ist der Hintergrund für die dreiminütige Traumsequenz in dem Hitchcock-Thriller.
    Das fünf mal elf Meter große Gemälde trägt den Titel "Spellbound", wie der gleichnamige Film. Das Bild ist der Hintergrund für die dreiminütige Traumsequenz in dem Hitchcock-Thriller. Foto: Bernd Feil

    Brille aufsetzen, und schon beginnt die Reise. Nur wenige Schritte, und man steht mitten im Zimmer von Sigmund Freud. Er sitzt an seinem Schreibtisch und beginnt zu reden. Doch davon bekommt man nicht viel mit, denn plötzlich befindet man sich auf einem weißen Himmelbett, das über ein Meer schwimmt. Wale fliegen durch die Luft, dann tauchen Regenschirme auf, mit deren Hilfe man auf einen Felsen schwebt. Was nach einem absurden Traum klingt, ist in München Realität geworden. Zumindest fast. Bei der immersiven Ausstellung "Dalí: Spellbound" erleben Besucherinnen und Besucher die Kunst des Malers Salvador Dalí auf eine ganz neue Art und Weise.

    Die klassische Form einer Kunstausstellung, also Bilder, die mit einer Infotafel versehen an der Wand hängen, oder Skulpturen, die in Reihe nebeneinander stehen, habe auf lange Sicht ausgedient. Zumindest prognostiziert das Nick Hellenbroich, Programmdirektor bei München Musik. Zu dem Münchner Unternehmen gehört auch die Alegria Exhibition GmbH, welche die Dalí-Ausstellung mitkonzipierte. Hellenbroich zufolge würden sich immersive Ausstellungen, die ein neues, interaktives Kunsterlebnis versprechen, "langfristig durchsetzen".

    Zwei Besucher probieren die Virtual-Reality-Ausstellung aus und laufen durch das computeranimierte Dalí-Universum, das auf den VR-Brillen zu sehen ist.
    Zwei Besucher probieren die Virtual-Reality-Ausstellung aus und laufen durch das computeranimierte Dalí-Universum, das auf den VR-Brillen zu sehen ist. Foto: Helen Geyer

    Die Ausstellung im Gasteig über den spanischen Maler mit dem gezwirbelten Schnauzbart hat ein solches immersives Konzept. Beim Rundgang führt sie vorbei an originalen Kunstwerken und Skulpturen, angereichert und erweitert durch audiovisuelle Beiträge und einen Virtual-Reality-Raum. Namensgebend für die Ausstellung war der Hitchcock-Thriller "Spellbound", der von einem des Mordes angeklagten Amnesie-Patienten (gespielt von Gregory Peck) und seiner Psychologin (Ingrid Bergman) handelt. Der Film thematisiert unter anderem die Psyche des Mannes, weswegen die Ausstellung auch Sigmund Freuds Psychoanalyse aufgreift.

    Traumszene in Hitchcock-Thriller diente als Inspiration für Dalí-Ausstellung

    Für den Thriller kreierte Hitchcock zusammen mit Dalí eine Traumszene. Diese sollte aber nicht, wie sonst üblich, eine neblige und verschwommene Erinnerung sein, sondern klare Bilder präsentieren, um sie anschließend von der Psychologin deuten lassen zu können. Eine solche Traumwelt erleben die Besucherinnen und Besucher in der immersiven Ausstellung, indem der Betrachter die Werke wortwörtlich erleben kann. Ein Hologramm von Dalí und Hitchcock begrüßt etwa die Gäste, in einem verspiegelten Raum können die Besucher in eine surrealistische Videoanimation eintauchen. Höhepunkt der Ausstellung im ehemaligen Gasteig ist das "Metaversum", also eine computeranimierte Welt, durch die Besucher mithilfe von einer VR-Brille gehen können.

    Neben Dalí wirbt auch die Ausstellung "Monets Garten" mit einem "immersiven Ausstellungserlebnis". Dort sind etwa die Kunstwerke von Claude Monet animiert, mit Musik untermalt oder laden zum Mitmachen ein. Unter anderem können Besucher ihre eigenen Seerosen gestalten oder ein digitales Kunstwerk schaffen, das auf die Bewegungen des eigenen Körpers reagiert. Der Höhepunkt der Ausstellung in der ehemaligen Reithalle ist wohl der 45-minütige Film über das Leben und die Werke des französischen Malers. Dieser wird aber nicht wie sonst üblich auf einer einfachen Leinwand präsentiert. Stattdessen sitzt das Publikum in einem mehr als 300 Quadratmeter großen rechteckigen Raum, umgeben von etwa vier Meter hohen Leinwänden. Der Film wird auf alle vier Seiten und den Boden projiziert, was ein Gefühl des "mittendrin statt nur dabei" kreiert.

    Das Herzstück der immersiven Ausstellung "Monets Garten" in der ehemaligen Reithalle in München ist eine 45-minütige audiovisuelle Show über das Leben und die Werke des französischen Malers Claude Monet.
    Das Herzstück der immersiven Ausstellung "Monets Garten" in der ehemaligen Reithalle in München ist eine 45-minütige audiovisuelle Show über das Leben und die Werke des französischen Malers Claude Monet. Foto: Helen Geyer

    "Edutainment" soll bilden und unterhalten

    Das Unternehmen Alegria Exhibition GmbH war an der Konzipierung beider Ausstellungen beteiligt. Die Idee stammte aus dem Lockdown während der Coronapandemie, erklärt Nick Hellenbroich. Für die Dalí-Ausstellung sei der Ausgangspunkt der besagte Hitchcock-Film gewesen, danach wollte das Unternehmen den "Schritt in das 21. Jahrhundert wagen" und die surreale Welt des spanischen Malers präsentieren, mithilfe von Virtual Reality, Hologrammen sowie Video- und Audioinstallationen.

    In dem Film in einem verspiegelten Raum wirken die Augen schon fast so, als ob sie den Betrachter durchdringen wollten.
    In dem Film in einem verspiegelten Raum wirken die Augen schon fast so, als ob sie den Betrachter durchdringen wollten. Foto: Helen Geyer

    "Wir wollen eine Geschichte erzählen, damit die Besucher nicht von Bildern erschlagen werden", erklärt Hellenbroich. Stichwort sei das "Edutainment", eine Mischung aus dem englischen Wort "Education", also Bildung, und "Entertainment", Unterhaltung. Immersive Kunst soll also gleichzeitig bilden und unterhalten. "Aber ohne den akademisch erhobenen Zeigefinger", betont der Programmdirektor.

    Bei Dalí und Monet wird deutlich, dass dieses Konzept funktionieren kann – auch wenn die immersiven Präsentationsformen weniger Informationen über die Werke vermitteln als die herkömmlichen Ausstellungen. Hellenbroich erklärt: "Wir wollen ein Ausstellungserlebnis, dass das Kunstwerk aber nicht ersetzen soll". Durch das immersive Erlebnis soll Interesse an der Kunst geschaffen werden. "Die Museen verschrecken gerade zu viele Besucher und holen sie nicht genug ab", findet Hellenbroich. Oft werde zu viel Wissen vorausgesetzt, weshalb das Angebot nicht niedrigschwellig genug sei.

    Die Ausstellungen: "Dalí: Spellbound" läuft bis 21. April in der Philharmonie im ehemaligen Gasteig, geöffnet täglich von 10 bis 21 Uhr. Bis zum 7. April ist noch "Monets Garten" zu sehen in der Utopia Halle, Mo bis Fr 10 bis 21 Uhr, Sa, So bereits ab 8 Uhr.

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