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Buchrezension: In "Stepptanz" fantasiert Helge Schneider von Mördern und menschlichen Robotern

Buchrezension

In "Stepptanz" fantasiert Helge Schneider von Mördern und menschlichen Robotern

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    Der Entertainer Helge Schneider hat mit "Stepptanz" einen neuen Krimi geschrieben.
    Der Entertainer Helge Schneider hat mit "Stepptanz" einen neuen Krimi geschrieben. Foto: Roland Weihrauch, dpa

    Was passiert, wenn ein Mörder die Körperteile seiner Opfer an Schaufensterpuppen heftet, elektronisch verkabelt und daraus menschenähnliche Hybride bastelt? Die Roboter brennen nach Paris durch und lassen den Mörder am Geburtstag allein zu Hause sitzen. Oder sie werden ermordet und Kommissar Schneider muss ermitteln. 

    In seinem neuen Krimi "Stepptanz" beweist Musikclown Helge Schneider, dass er der unangefochtene Meister der absurden Komik ist. Da verkauft ein Imbissbetreiber Würstchen am Tatort, bevor der Kommissar die Leiche inspiziert hat und die Boulevardpresse stürzt sich auf eine brennende Zigarette, die ein Polizist ins Gras schnippt, weil es sonst nichts zu berichten gibt. Denn der Fall ist vertrackt und die Suche nach dem gestohlenen Fahrrad des Polizeipräsidenten hat erst mal Vorrang. 

    Schneider untermalt die skurrile Handlung mit einfachen Kritzeleien

    Zum siebten Mal lässt Helge Schneider seine Romanfigur Kommissar Schneider ermitteln. Nach 180 Seiten ist der Mörder und Erbauer der menschlichen Hybride enttarnt, zusammenfassen lässt sich die Geschichte aber nicht so schnell, denn sie ist verworren. Immer wieder entwirft Schneider groteske Nebenschauplätze oder lässt Handlungsstränge abrupt enden. 

    Da wird ein Bösewicht auf der Flucht vor dem Kommissar plötzlich von einem Bären gefressen, während dessen Mutter einen Abhang hinunterstürzt, in einem Planschbecken landet und überlebt. Ein Ehepaar stirbt bei einem Hausbrand, weil die Mauer ums Grundstück zu hoch ist für die Feuerwehr und ein jordanischer Karawanenführer wird unverhofft zum Komplizen, weil er ausrangierte Schaufensterpuppen an den Mörder verhökert. 

    Untermalt wird das skurrile Geschehen mit Kritzeleien, die Schneider selbst gezeichnet hat. Er habe vor Jahren mit den Arbeiten zum Buch begonnen, aber die Realität habe seine absurden Ideen in großer Eile eingeholt, schreibt der Autor im Epilog. Angesichts der Debatten über künstliche Intelligenz wirkt Schneiders Erzählung über menschenähnliche Hybride tatsächlich recht aktuell. 

    Besorgniserregend sind im Buch aber nicht die Roboter, sondern die Menschen selbst. Einfältige Gestalten, die sich nur mit Gewalt zu helfen wissen. Da wird der Mutter schnell mal eine geknallt oder dem Uhrenverkäufer kurzerhand der Schädel eingeschlagen. "Ich kann nicht mit einem Weichzeichner die Gesellschaft abbilden. Sie ist so, wie sie ist", sagt der Kommissar zu seiner Frau, die er selbst auch nur herabwürdigt und verachtet. 

    In all dem Klamauk finden sich satirische Kommentare auf die Gegenwart

    Schneider begegnet der düsteren Welt mit Humor. Seine Komik lebt vom Unerwarteten, von abstrusen Wendungen und Slapstick-Momenten. Mal renkt sich der Kommissar beim Fußnägelschneiden einen Wirbel aus, mal schlagen sich der Mörder und ein Nebenbuhler die Köpfe ein, um die Tochter des Kommissars für sich zu gewinnen. Die aber zieht genervt ab, weil ihr die zwei alten weißen Männer mit ihrem gockelhaften Verhalten den Tag verdorben haben. 

    In all den Klamauk mischt Schneider satirische Kommentare auf die Gegenwart. Als der Kommissar seinen Nissan ausfahren und das vermeintliche Freiheitsgefühl im Auto genießen will, steht er nach zwei Minuten im Stau. Als ein blutrünstiges Muttersöhnchen einen menschlichen Hybriden erschlägt, sitzt seine Mutter gelangweilt daneben und erklärt, dass sie das nicht mehr sehen will – und wechselt das Fernsehprogramm: Es läuft Lanz. Der Bruch kommt so unvermittelt daher, dass er Witz erzeugt. 

    Schneider verteilt Seitenhiebe gegen Großstadt-Yuppies auf Lastenrädern

    An manchen Stellen wirkt Schneiders Gegenwartskritik dann aber doch etwas platt. So kauft der Kommissar eine Zeitschrift mit dem Titel "Ich", die nur aus Selfies besteht und der Aufmerskamkeitshascherei dient. "Gleichheit war modern geworden", kommentiert der Kommissar. Als er dann noch von Telefonaten mit Hörern in der Hand schwärmt und sich echauffiert, dass es Benzin nur noch in Indien zu kaufen gibt, Autos mit einem Fäkalien-Hafermilch-Gebräu fahren und es sowie zum guten Ton gehört, nicht mehr Auto, sondern Lastenrad zu fahren, weiß man nicht, ob Kommissar Schneider oder Helge Schneider selbst die Welt nicht mehr versteht, wie es im Untertitel des Buchs heißt. 

    "Wer heutzutage als guter Mensch angesehen werden wollte, kaufte sich ein Lastenfahrrad", erklärt der Erzähler. Dass dann sogar der Mörder die abgesägten Beine seines letzten Opfers im Lastenrad durch die Stadt kutschiert, ist schon wieder so absurd, dass man den Seitenhieb gegen die vermeintlich grünen Großstadt-Yuppies fast schon wieder vergessen hat. Schneider kann es einfach, das mit der Komik.

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