Gerade in diesen Zeiten müsse man nun besonders zusammenhaltend Glühwein trinken - so oder so ähnlich besinnlich werben dieses Jahr Bürgermeister für den Weihnachtsmarkt in ihrer Stadt. Und Streamingdienste und Fernsehsender überhäufen Weihnachtswillige wieder mit Liebeskomödien, festlichen Romcoms (romantic comedies).
Der Sender RTL Super zeigt zum Beispiel «sechs Wochen lang jeden Abend drei Weihnachtsfilme», darunter natürlich die romantischen Komödien «Tatsächlich... Liebe» mit Hugh Grant, Emma Thompson, Keira Knightley und vielen anderen Stars sowie «Liebe braucht keine Ferien» mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jude Law und Jack Black.
Schon sechs Wochen vorm Fest ein Weihnachtsfilm als Netflix-Hit
Gut 40 Tage vor Heiligabend war jetzt bei Netflix schon ein brandneuer Weihnachtsfilm in den Wochencharts der global erfolgreichste Film. Es schert kaum jemanden mehr, dass die Kirchen die Vorweihnachtszeit erst nach Totensonntag eingeläutet sehen wollen.
So wie Weihnachtsschmuck in Fenstern, Einkaufsstraßen, Geschäften und Restaurants hängt und Tannenbäume bereits aufgebaut sind, so wie es Lebkuchen und Spekulatius im Supermarkt schon seit Wochen gibt, so gucken Leute auch schon Anfang und Mitte November alte und neue Weihnachtsfilme.
«Meet Me Next Christmas» mit Christina Milian, rund um das Konzert einer amerikanischen A-cappella-Gruppe gestrickt, wurde jedenfalls laut Netflix nach seiner Veröffentlichung am 6. November innerhalb weniger Tage rasch weltweit 18 Millionen Mal abgerufen.
Worum geht's? Um den Mann ihrer Träume wiederzusehen, mit dem sie ein Jahr zuvor ein kurzes, aber intensives Treffen am Flughafen hatte, rennt Layla durch ganz New York City, um ein Ticket für ein ausverkauftes Pentatonix-Weihnachtskonzert zu ergattern.
Doch die Handlung ist fast egal. Es geht um Gefühle, Sehnsüchte, Kribbeln und Klingelingeling. Es scheint eine willkommene Abwechslung zum Weltgeschehen zu sein, einfach schon mal in Weihnachtsromantik abzugleiten. Eskapismus boomt.
Weihnachten als Fest der Liebe - im Sinne von Liebespaare
Besonders beliebt geworden sind in den letzten Jahren eben diese kitschigen Liebesfilme mit Herzklopfen im festlichen Setting. Sie zeigen Weihnachten als Fest der Liebe, aber eben gar nicht mehr so sehr im abstrakten Sinne von Familie und Weltfrieden, sondern am liebsten so, dass nicht nur Kerzen knistern, sondern dass es das eben zwischen zwei Menschen tut.
Es ist fast immer die gleiche Handlung, die Geschlechterrollen sind meist klassisch gehalten, es gibt heiße Blicke im kalten Schnee, natürlich Missverständnisse - und am Ende wird geknutscht im Angesicht des Tannenbaums.
Der Streamingdienst Netflix hat sich in den vergangenen Jahren als Meister dieses Genres etabliert. Natürlich haben auch die Konkurrenten wie Disney+ und Prime Video oder RTL+ und Apple TV+ viele Weihnachtsfilme im Angebot, aber die sind oft eher aus der Kategorie Fantasy und klassische Märchen, also weniger Liebesmärchen.
Dieses Jahr neu kommt bei Netflix etwa «Our Little Secret» mit Lindsay Lohan heraus (die schon 2022 erfolgreich in der Weihnachtsromanze «Falling for Christmas» mit Chord Overstreet zu sehen war). Im neuen Film geht es um zwei zerstrittene Verflossene, die Weihnachten zusammen verbringen müssen, weil ihre neuen Partner Geschwister sind.
Im neuen Netflix-Film «Hot Frosty» dagegen erweckt eine junge Witwe einen Schneemann zum Leben - wie viel Romantik gibt es, bevor er schmilzt? Und in «The Merry Gentlemen» veranstaltet eine Broadway-Tänzerin in der Provinz eine Weihnachtsrevue mit halbnackten Kerlen, um die Veranstaltungsstätte ihrer Eltern zu retten.
Angebot von Weihnachtsfilmen kaum noch überschaubar
Insgesamt spricht Netflix von mehr als 140 Weihnachtstiteln in seinem Angebot, darunter auch wirklich gelungene Serien aus früheren Jahren wie «Weihnachten zu Hause» aus Norwegen oder die schwule Lovestory «Smiley» aus Spanien.
Wer sich vornimmt, Neues im Markt der Weihnachtsfilme zur Kenntnis zu nehmen und eventuell einen neuen Evergreen zu entdecken, hat also einiges zu tun.
Wer außerdem jedes Jahr wieder die üblichen Klassiker schauen will, weil die so verlässlich auf Knopfdruck warm ums Herz machen und in Stimmung bringen (von «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» bis zur Dating-App-Fakeprofil-Romanze «Love Hard» von 2020), der oder die muss bald wohl schon im September beginnen, Weihnachtsfilme zu bingen.
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