Dieser Ton! Dunkel, erhaben, leuchtend, mal voll, dann wieder schlank, sich wie Efeu an der Tonleiter emporrankend, entweder lang mit großem Atem gehalten oder wie schnelle Morsezeichen in den Raum gestanzt und Melodien formend wie ein Töpfer sein Gefäß. Er wechselt sein Erscheinungsbild innerhalb von Sekunden: von erhaben klassisch auf dreckig knurrend wie ein Straßenköter. Jeder Klarinettist muss jahrzehntelang üben, bis er es auch nur halbwegs so hinbekommt. Aber Rolf Kühn hat ihn einfach, diesen Ton – und gibt ihn auch nicht mehr her, selbst mit bald 92 Jahren. Natürlich auch nicht bei seinem jüngsten Gastspiel zur Saisoneröffnung im Neuburger Birdland-Jazzclub.
Birdland Neuburg