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Augsburg: „Der Ruf des Wassers“: In Augsburg spielt ein Puppentheater aus Kapstadt

Augsburg

„Der Ruf des Wassers“: In Augsburg spielt ein Puppentheater aus Kapstadt

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    Das Stück, das die Gruppe Ukwanda Puppets & Designs Art Collective aus Südafrika mit dem Staatstheater Augsburg entwickelt hat, erlebt am Dienstag, 12. Juli, seine Uraufführung auf der Brechtbühne.
    Das Stück, das die Gruppe Ukwanda Puppets & Designs Art Collective aus Südafrika mit dem Staatstheater Augsburg entwickelt hat, erlebt am Dienstag, 12. Juli, seine Uraufführung auf der Brechtbühne. Foto: Jan-Pieter Fuhr

    Es gibt Schauspieler aus Fleisch und Blut, die auf der Bühne schwitzen. Und dann gibt es Darsteller aus Holz, Papier und anderem Stoff. Puppentheater ist nicht nur in Augsburg, der Puppenkisten-Stadt, Kunst und Tradition und so viel mehr als ein Kinderspiel. Aber: Was kann denn eine Figur, was ein Mensch nicht kann? „Eine Puppe wirkt nicht naiv, wenn sie einfache, wahre Sätze spricht. Sie kann den Kern einer Botschaft viel leichter vermitteln“, findet die Regisseurin Dorothea Schroeder. Und die Puppenspielerin Siphokazi Mpofu aus Kapstadt weiß: „Diese Figuren können Geschichten erzählen, die berühren, die man sich als Mensch aber sonst nie auszusprechen traut.“

    Ihre nächste Geschichte will Mpofu in Augsburg dem Publikum präsentieren. Mit ihrer Theatergruppe probt, baut, tüftelt sie gerade an der Brechtbühne im Gaswerk – und Schroeder führt Regie. Ihr gemeinsames Stück wird hier am 12. Juli Uraufführung feiern. Der Titel? „Der Ruf des Wassers“. Denn dieser Ruf verbindet Kapstadt und Augsburg.

    Ukwanda Puppets & Designs Art Collective spielt in Augsburg

    Vier lange Jahre Arbeit stecken schon in diesem Projekt. Die Corona-Pandemie, eine Welt in der Dauerkrise, es sei ein langer, harter Weg gewesen, dieses Stück zu vollenden, sagt Schroeder. Aber noch immer bewegt die beiden Städte dasselbe Element: Wasser.

    In Augsburg fließen Wertach, Lech, Singold, diese Stadt zählt mehr Brücken als Venedig. Als die Unesco das Augsburger Wassermanagementsystem 2019 auch noch mit dem Titel Welterbe adelte, da beschloss Staatstheater-Intendant André Bücker: Das Wasser muss auf der Bühne zum Thema werden. Der Autor Andreas Hillger brachte dazu die zündende Idee von einer Reise nach Kapstadt mit. Er hatte in Südafrika eine Metropole erlebt, die schwer um Wasser ringt. Und dort war er einer jungen schwarzen Puppenspielergruppe begegnet, dem Ukwanda Puppets & Designs Art Collective.

    Der "Ruf des Wassers" ist ein Stück mit Schauspiel und Puppentheater, bei dem sich nicht nur Menschen, sondern auch allerlei Tiere begegnen.
    Der "Ruf des Wassers" ist ein Stück mit Schauspiel und Puppentheater, bei dem sich nicht nur Menschen, sondern auch allerlei Tiere begegnen. Foto: Adrian Altinger

    „2018 bin ich selbst nach Kapstadt geflogen, um die Ukwandas kennenzulernen“, erzählt Schroeder. Als sie den afrikanischen Boden unter den Füßen spürte, da betrat sie nicht nur einen Teil der Welt, der ihr bisher fremd war – sie war in einer anderen Jahreszeit gelandet. In Deutschland war November, herbsttrüb, nasskalt. Aber in Kapstadt brannte die Sommersonne – und dort herrschte seit drei Jahren Dürre. Wasserreserven wurden knapp, Speicher trockneten aus. Eine Stadt fürchtete schon den „Tag null“, an dem kaum ein Tropfen mehr fließen würde. Aber: „Heute ist die Lage größtenteils wieder gut“, sagt der Puppenspieler Sipho Ngxola. Was die Stadt gerettet hat? Strenge Sparmaßnahmen, Rationierung, neue, innovative Wege zum Wasser.

    "Der Ruf des Wassers" feiert Uraufführung auf der Brechtbühne

    Das Ukwanda-Kollektiv – Performer, Designerinnen, Theaterkünstler – lebt in einer Welt zwischen schwarzer Tradition und Großstadtwirbel. Beim renommierten „Handspring Puppet Theatre“ hatten sie das Puppenspiel gelernt – und dann gründeten sie selbst das erste schwarze Puppentheater des Landes. Sie wollen mit ihrer Kunst alle Generationen berühren und über globale Probleme mit Puppen sprechen. Über Klimawandel. Wasserversorgung. Mpofu findet: Auch Augsburg könne von Kapstadt lernen. „Eine Wasserkrise kann vielleicht auch eines Tages diese Stadt treffen.“

    Die Proben laufen nun, die Puppen spielen. In drei Sprachen – Englisch, Deutsch und auch im südafrikanischen Xhosa – dreht sich das Stück um die Wasserversorgung dieser Welt. Darum dass sie gerechter werden müsse. „Da war eine kleine Stadt, umgeben von Wasser und von Kanälen durchflossen“, heißt es im Text.

    Mit Puppentheater machen die Ukwandas auf Ungerechtigkeiten aufmerksam

    An der Brechtbühne lauert schon eine Riesenkrabbe in den Kulissen. Sie kam über das Meer – per Schiffspost aus Südafrika, als Paket für das Augsburger Theater. Es ist eine mächtige Puppe mit schwarzen Funkelaugen und rostroten Scheren, ein Tier, das sechs Menschen anpacken müssen, um es in Bewegung zu setzen. In diesem Märchen fliegt auch eine Storchenpuppe, Flüsse wie die Singold sprechen – und die Ukwandas erzählen ihre Geschichte.

    Info: Vorführungen von "Iskhalo somlambo / Der Ruf des Wassers" finden von Dienstag, 12. Juli, bis Samstag, 16. Juli, täglich an jedem Abend statt. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Infos unter www.staatstheater-augsburg.de.

    Eine Riesenkrabbe laurt schon in den Kulissen der Brechtbühne, für die Premiere von „Iskhalo somlambo / Der Ruf des Wassers“.
    Eine Riesenkrabbe laurt schon in den Kulissen der Brechtbühne, für die Premiere von „Iskhalo somlambo / Der Ruf des Wassers“. Foto: Jan-pieter Fuhr
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