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Allgäu: Nach bewährtem Erfolgsrezept: Der neue Kluftinger-Krimi ist da

Allgäu

Nach bewährtem Erfolgsrezept: Der neue Kluftinger-Krimi ist da

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    Die beiden Erfolgsautoren Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr bereiten das Leibgericht von Kommissar Kluftinger zu: Kässpatzen – in der „Fröhlichen Aussicht“ in Bergs bei Altusried.
    Die beiden Erfolgsautoren Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr bereiten das Leibgericht von Kommissar Kluftinger zu: Kässpatzen – in der „Fröhlichen Aussicht“ in Bergs bei Altusried. Foto: Ralf Lienert

    Eifrig verrührt Volker Klüpfel Mehl, Eier und Wasser in der silbernen Schüssel. Michael Kobr reibt nebenher den Käse; fünf verschiedene Sorten stehen vor ihm auf einem Holzbrett, darunter der räße Weißlacker für deftige Würze. Auf dem Herd brutzeln schon die Zwiebeln. Die beiden Allgäuer Krimiautoren stehen in der Küche des Wirtshauses „Fröhliche Aussicht“ nahe dem Oberallgäuer Dorf Altusried und kochen Kässpatzen. Um sie herum ein Dutzend Reporter und Fotografen aus ganz Deutschland mit gezückten Handys und Stiften. Staunend lassen sie sich erklären, wie das berühmte Allgäuer Gericht zubereitet wird, und freuen sie sich schon jetzt auf die Bilder, die sie in der Bunten, im Rhein-Ruhr-Magazin oder in der Frauenzeitschrift Lisa abdrucken können.

    Dass die beiden Bestsellerautoren Klüpfel und Kobr für eine Journalisten-Schar kochen, hat einen guten Grund: Am heutigen Donnerstag kommt ihr neuer Kluftinger-Krimi auf den Markt. Die 13. Folge ihrer Romane mit dem knorrigen Allgäuer Kommissar, der Kässpatzen liebt und Morde klärt, heißt „Lückenbüßer“. Dafür haben der Berliner Ullstein-Verlag und Marketingexperten der Allgäu-GmbH zur Pressereise in Kluftingers geliebten Heimatort Altusried geladen. Damit sich Medienleute ein Bild von dem Dorf machen können, in dem die deutschlandweit bekannte Buchfigur mit seiner Frau Erika lebt. Und werbewirksam erleben, wie Kässpatzen schmecken.

    Sie erfahren dabei, dass Klüpfel und Kobr ein nach wie vor gut eingespieltes Schreib-Team sind, obwohl beide inzwischen auch auf literarischen Solopfaden wandeln. Der jüngere der beiden, Michael Kobr, hat in den vergangenen zwölf Monaten gleich zwei eigene Krimis vorgelegt. Die Handlung siedelte der 51-Jährige auf der Ostseeinsel Bornholm an, einem seiner Lieblingsferienorte. Die Romane um den Ermittler Lennart Ipsen versprühen auch viel Lokalkolorit – aber ein gänzlich anderes als die Allgäu-Krimis. „Sonne über Gudhjem“ und „Nebel über Rønne“ schafften es in die Bestsellerlisten.

    Nach Kobr bringt auch Klüpfel allein einen Roman heraus

    Volker Klüpfel, 53, wird im Februar nachziehen. Sein kriminalistischer Alleingang wird den etwas langen Titel „Wenn Ende gut, dann alles. Svetlana, der Dichter und der Fall mit dem einsamen Kind“ tragen. In seinem Roman, Auftakt einer auf vier Teile angelegten Serie, steht ein ungewöhnliches Ermittlerpaar im Zentrum: eine geniale ukrainische Putzfrau und ein erfolgloser Schriftsteller, der davon träumt, Bestsellerautor zu werden.

    Dass Volker Klüpfel und Michael Kobr zu Bestsellerautoren werden würden, war im Jahr 2002 nicht abzusehen. Damals setzten sich die beiden Krimifans und Schulfreunde zusammen, um selbst einen Krimi zu schreiben. Der sollte vor der eigenen Haustür spielen, humorvoll sein und einen Ermittler haben, der ein typischer Allgäuer sein könnte. Sie wählten Klüpfels Heimatdorf Altusried als Wohnort für einen wortkargen Polizisten, der Kluftinger heißt und manchmal unglaublich tollpatschig, manchmal überraschend bauernschlau ist. Den Namen entlehnten sie sich von einer Kemptener Metzgerei.

    Schon der Erstling „Milchgeld“ kam unerwartet gut an. Klüpfel und Kobr setzten die Reihe fort und durften sich bald über durchschlagenden Erfolg freuen. Alle zwölf Kluftinger-Folgen wurden Bestseller, der ewig grantelnde Kommissar in ganz Deutschland bekannt. Michael Kobr schätzt, dass sie bisher zwischen sechs und sieben Millionen Kluftinger-Bücher verkauft haben. Genau weiß er es nicht. „Man müsste mal alles zusammenzählen“, sagt er.

    Alle zwei Jahre setzen sich die beiden Autoren für einen neuen Krimi zusammen

    Alle zwei Jahre setzen sich die beiden, die inzwischen in Kempten (Klüpfel) und Memmingen (Kobr) leben, zusammen, entwerfen einen ziemlich genauen Plot, was ein halbes Jahr dauern kann, und teilen sich dann die Szenen auf, die meist rund 30 Seiten umfassen. Das Geschriebene tauschen sie danach aus und überarbeiten es.

    So lief es auch beim „Lückenbüßer“. Wie immer passiert ein Mord. Diesmal muss ein Polizist und Personenschützer dran glauben. Doch die Ermittlungen von Klufti und seinem Team im Milieu von Rechtsradikalen und Verschwörungsschwurblern sind nur ein Erzählstrang. Daneben geht’s um andere, gesellschaftlich aktuelle und sogar brisante Themen.

    Im Zentrum steht der Einstieg von Kluftinger in die Lokalpolitik von Altusried. Anfangs soll er nur eine Gemeinderatsliste auffüllen, als Lückenbüßer. Doch bald findet er Gefallen an der Kandidatur. Zumal sein Freund-Feind, Doktor Langhammer, auf einer anderen Liste antritt. Das stachelt Kluftingers Ehrgeiz an. Beim Wahlkämpfen schießt er jedoch bald übers Ziel hinaus, was seinem Konkurrenten Hass und Hetze einbringt.

    Ob und wer am Ende gewählt wird, lassen Klüpfel und Kobr am Ende offen. Das, so versprechen sie, werde im 14. Kluftinger-Band aufgeklärt. „Wir wissen selbst noch nicht, wie es weitergeht“, versichert Volker Klüpfel. Aber es werde gemeinsam weitergehen, trotz der Soloprojekte.

    Wer mehr erfahren möchte, wie die beiden Autoren ihre Heimatkrimis konstruieren, wird ab 2. Oktober im Memminger Stadtmuseum aufgeklärt. Leiterin Regina Gropper und Literaturwissenschaftlerin Veronika Heilmannseder haben unter dem Titel „Kluftingers Geheimnis – Spannung, Spaß und Spatzen“ vier Räume eingerichtet mit jeder Menge Wissenswertem. Zu sehen sind Küche und Wohnzimmer der Kluftingers, eine gefilmte Fahrt der Autoren zu Tatorten ihrer Krimis und sogar ein eisblauer Passat Kombi aus den 1980er Jahren, wie Kluftiger einen fährt und partout nicht hergeben will.

    Im Zimmer, das Kluftingers Kommissariat symbolisieren soll, liegt ein Zettel aus dem Jahr 2002, auf dem die Autoren die zum Kult gewordene Figur erstmals skizzierten. Sie wollten ihm einen verschlossenen Charakter geben, schrieben sie. Grantig und brüsk sollte er auf andere wirken – aber auch harmoniebedürftig sein.

    Volker Klüpfel & Michael Korb: Lückenbüßer – Kluftinger ermittelt. Ullstein Verlag; 430 Seiten; 24,99 Euro. Es gibt auch eine Hörbuch-Version, erschienen im Verlag Hörbuch Hamburg, eingelesen mit verteilten Rollen von den Autoren und Martin Umbach.

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