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Zehn Jahre "Wer wird Millionär?"

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Zehn Jahre "Wer wird Millionär?"

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    Zehn Jahre «Wer wird Millionär?»
    Zehn Jahre «Wer wird Millionär?» Foto: DPA

    Es macht Spaß, sich 15 Fragen auszudenken, eine schwerer als die andere, ohne Nachschlagewerke und Google seine Feriengefährten bis zur Millionenfrage zu führen - bei einem Bierchen oder Cocktail am Strand. Das Denkgefäß - 15 Fragen, 15 Antworten - ist eine feste Größe im Alltag vieler Deutscher geworden. Genau so wie die Begriffe Publikumsjoker, Telefonjoker und Fifty-fifty-Chance, die inzwischen Eingang in den Duden gefunden haben.

    Vor zehn Jahren war die Welt noch ganz anders gestrickt. Da war der heute 53 Jahre alte Fernsehmoderator Günther zwar schon bekannt wie ein bunter Hund, aber mit seinem Quiz "Wer wird Millionär?", kurz "WWM", konnte damals noch keiner etwas anfangen. Die erste Sendung sendete RTL am 3. September 1999. An diesem Freitag (11. September, 20.15 Uhr) feiert der Kölner Privatsender mit einer Doppelfolge das Jubiläum einer Show, die trotz leichter Ermüdungserscheinungen zum Kult wurde. An den beiden folgenden Freitagen sind auch Doppelfolgen angesetzt.

    "Ich kann Ihnen so viel verraten, es wird so spannend werden und so unberechenbar, dass wirklich der notorische Schulabbrecher hier die Chance zu einem glanzvollen Comeback hat und Nachfahren Einsteins hier schrecklich versagen können", waren die ersten Worte Jauchs an sein Publikum. Seine erste Kandidatin hieß damals Tanja Ortmann (2008 gestorben), eine Arzthelferin aus Aachen. Sie gewann 8000 Mark. Ihre Startfrage lautete: "Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem...?" A: Sofa, B: Klo, C: Grill, D: Dach.

    Acht Millionäre gab es seit 1999, der erste hieß Eckhard Freise, Hochschullehrer mit Wohnsitz in Münster. 20 Kandidaten gingen mit null komma null nach Hause. In einer Folge schieden drei Kandidatinnen nacheinander bei der zweiten Frage aus, so dass sich Günther Jauch gezwungen sah, dieses Ereignis als "Blondinenkegeln" zu bezeichnen. Regelmäßig schalten derzeit fünf bis sechs Millionen Zuschauer ein, acht bis neun Millionen waren es in der besten Zeit, mehr als zehn Millionen sogar bei den Prominentenausgaben. Für RTL ein kleines, aber immer bedeutender werdendes Problem: Die interessierten Publikumsschichten werden älter.

    Der Kultstatus in Deutschland ist auch eng mit der Person des Moderators verknüpft, der die Sendezeit ausgiebig nutzt, um seine Rituale zu pflegen. So sehr, dass Heerscharen von Psychologen sich damit beschäftigen, seine Mimik zu entschlüsseln. Die Hamburger Psychologin Ilse Borek meinte in der aktuellen Ausgabe der "Hör zu" zu erkennen, dass ein Starren in die Ferne mit Schmollmund bei Jauch bedeute, der Kandidat müsse noch mal nachdenken. Ein fester Blick auf den Bildschirm mit aufgeblasenen Pausbacken heiße, der Kandidat liege richtig.

    Auch international hat sich "Who wants to be a Millionaire?" durchgesetzt und wurde schon in 107 Ländern gezeigt. Die Berühmtheit wird durch den in Indien angesiedelten Film "Slumdog Millionär" untermauert. In vielen Ländern peitschte die Quiz-Euphorie hoch. Andere Sender, auch in Deutschland, setzten auf das uralte und wieder neu entdeckte TV-Genre. Viele Produktionen, die sich als Trittbrettfahrer im Windschatten des übermächtigen "WWM" versuchten, scheiterten. Lediglich Jörg Pilawa konnte sich ab Juli 2001 mit seinem ARD-Vorabendquiz etablieren und wurde zum Quotengaranten.

    Mit zehn Jahren, sagt Jauch, habe er zu Beginn nicht gerechnet. Aber noch einmal zehn Jahre - das schließt er heute aus.

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