Liebes Tagebuch, heute drehen wir den Spieß um, heute geht es um dich und nicht um meine Befindlichkeiten. Also erspare ich dir, etwas über das Staunen zu schreiben, in dieser Woche das erste Mal seit Monaten eine Titelseite ohne Corona-Nachricht entdeckt zu haben. Kein Wort über die widerstreitenden Gedanken zur Fußball-EM.
Heute, am Tag des Tagebuchs, stehst du im Mittelpunkt. Es mag Leute geben, die es Pubertätskram abtun, dir Gedanken anzuvertrauen. Aber diejenigen haben nicht erlebt, wie wertvoll ein solch geduldiger Zuhörer wie du sein kannst.
Das Tagebuch vergisst nichts
Das Fantastische ist, dass du auch nach zwanzig Jahren nicht vergisst, was am Tag X zwischen uns Thema war. Das mag damals auch schon einmal etwas Banales gewesen sein, dem erst aus der Distanz Bedeutung zuwächst. Im Augenblick des Erlebens lässt sich das unheimlich schwer einschätzen.
Zu den Berühmtheiten, die täglich zu dir gegriffen haben, gehört ein bemerkenswerter Kreis an Personen, natürlich viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen, aber auch ein Musiker wie Kurt Cobain, der Seefahrer Christopher Columbus oder dieses Mädchen, das den Anlass für den Welttag des Tagebuchs gegeben hat: Anne Frank, die am 12. Juni 1942 zu ihrem Geburtstag ein Notizheft geschenkt bekommt, in das sie schreibt: „Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemandem gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein.“
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